Tiefe anteriore Rektumresektion : Stellenwert der protektiven Ileostomie

  • Einleitung: Das kolorektale Karzinom ist die zweithäufigste Karzinomart bei Frauen und Männern. Ziel dieser Studie war die Beschreibung der Morbidität und Mortalität nach standardisierter tiefer anteriorer Rektumresektion mit Anlage eines protektiven Ileostomas bei Patienten mit Rektumkarzinom. Sekundäres Studienziel war der Vergleich des vorbeschriebenen, standardisiert behandelten Kollektivs mit Daten aus der Literatur, in welchen zur Behandlung des Rektumkarzinoms eine Resektion desselben ohne Anlage eines protektiven Ileostomas erfolgt ist. Material und Methoden: Ein von 2000 bis 2005 therapiertes Patientengut aus 30 Männern und 20 Frauen des Klinikums Offenbach wurde detailliert retrospektiv aufgearbeitet und mit den Ergebnissen anderer Arbeitsgruppen verglichen. Die Altersgrenzen zum Zeitpunkt der Rektumresektion lagen bei 27 und 84 Jahren, der Altersmedian betrug 68. Die tiefe anteriore Rektumresektion ist die heutzutage präferierte Operationsmethode von Karzinomen des mittleren und, ganz besonders, des distalen Rektumdrittels. Ein Ileostoma dient dem Schutz der tiefen Anastomose. Ergebnisse: Bei 5 Patienten kam es zu intraoperativen Komplikationen. Häufigste Komplikation war eine Anastomoseninsuffizienz (n = 3), die bei der intraoperativen Dichtigkeitsprüfung offensichtlich wurde. In allen Fällen wurde die Anastomose intraoperativ neu angelegt beziehungsweise übernäht. Die postoperativen Komplikationen wurden im eigenen Kollektiv unterteilt nach allgemeinen und speziellen Komplikationen erfasst, wobei 16 Patienten eine allgemeine beziehungsweise 24 eine spezielle Komplikation zu beklagen hatten. Bei insgesamt 28 Karzinomträgern kam es zu einer Komplikation. Chirurgisch dominierten Wundheilungsstörungen und intraabdominelle Abszesse. Zu einer Leckage der Anastomose kam es im postoperativen Verlauf bei 3 Patienten. In 11 Fällen musste re-interventioniert werden. Bei 9 Patienten war eine Re-Operation erforderlich, während bei 2 Patienten eine CT-gesteuerte Punktion erfolgte. Im Durchschnitt (Mittelwert) betrug die Krankenhausverweildauer 30 ½ Tage. 48 Patienten des Krankenguts konnten das Krankenhaus verlassen, 2 Patienten verstarben während der postoperativen Behandlung. 14 Patienten hatten eine stomaimmanente Komplikation zu beklagen. Häufigstes Stoma-bezogenes Ereignis war eine Verwachsung des Intestinums mit der Stoma-zuführenden Ileumschlinge. Von diesen 8 Fällen mussten 2 operativ versorgt werden. Weitere Stoma-bezogene Ereignisse waren parastomale Abszesse (n = 3), parastomale Ekzeme (n = 2), parastomale Hernien (n = 2) und ein Stomaprolaps. 25 Ileostomaträger entschlossen sich, ihren künstlichen Darmausgang rückverlagern zu lassen. Die anderen 25 entschlossen sich dagegen, beziehungsweise war es bei einigen auf Grund des Allgemeinzustandes oder vorherigen Versterbens nicht möglich, die Rückverlagerung durchzuführen. Schlussfolgerung: Der Vergleich der eigenen Ergebnisse mit denen anderer Studien zeigt, dass das Auftreten einer Anastomoseninsuffizienz durch die Anlage eines protektiven Stomas nicht gänzlich verhindert werden kann, obwohl in dieser Studie die Rate mit 6% sehr gering war. Wichtiger erscheinen in diesem Zusammenhang die möglichen Folgen einer Leckage. Es wird deutlich, dass Patienten mit einem protektiven Ileostoma weniger gravierende Folgen zu beklagen haben und signifikant seltener re-operiert werden müssen. Auch die Stoma-bezogene Morbidität ist ein wichtiger Punkt in der Bewertung der Daten, wobei sich die Inzidenz schwerer Komplikationen als gering erwies. Auch wenn die meisten Stoma-bezogenen Komplikationen gelinde und selbstlimitierend verlaufen, bleibt die Inzidenz von schweren Komplikationen und die Rate an Re-Operationen bedeutend. Eine Optimierung der perioperativen Versorgung, besonders bei älteren Patienten, könnte jedoch die Inzidenz von Komplikationen bei Stoma-Patienten reduzieren. Nicht von der Hand zu weisen ist die auch in dieser Studie festgestellte Tatsache, dass eine gewisse Anzahl von Patienten ihr Ileostoma dauerhaft behält. Dies hat diverse Gründe, jedoch sollte jeder Patient vor dem Eingriff auf diese Möglichkeit hingewiesen werden, da ein dauerhaftes Stoma einen Einfluss auf die individuelle Lebensqualität hat. Des Weiteren muss auf die geringe Anzahl der Patienten im eigenen Krankengut eingegangen werden. Die statistische Aussagekraft mancher Ergebnisse ist daher begrenzt, wobei die sorgfältige Auswertung anderer Studien eine präzise Analyse der Materie gewährleistet hat. Beide Eingriffe, Anlage und Rückverlagerung eines Ileostomas, sind mit gewissen Risiken verbunden. Jedoch erscheinen die Folgen einer möglichen Komplikation bei Patienten ohne protektives Ileostoma im Vergleich deutlich schwerwiegender. Die Wahrscheinlichkeit eines letalen Verlaufs infolge einer Anastomoseninsuffizienz wird durch ein vorgeschaltetes Ileostoma beträchtlich reduziert. Schließlich bestärkt die Analyse der gewonnenen Daten und ihr Vergleich mit den angeführten Studien die eigene Ansicht, dass ein operatives Vorgehen mit Anlage eines protektiven Ileostomas die beste Methode zur Behandlung eines tiefen Rektumkarzinoms darstellt und die Indikation zur Anlage eines solchen Stomas weit gestellt werden sollte.
  • Introduction: Colorectal cancer is the second most common form of cancer in men and women. Aim of this study was to describe the morbidity and mortality after standardized low anterior rectal resection with installation of protective ileostomy in patients with rectal cancer. Secondary goal of this study was the comparison of the afore mentioned and standardized treated group with literature data, in which rectal cancer was resected without the installation of protective ileostomy. Patients and methods: A group of 30 male and 20 female patients which was treated at the Klinikum Offenbach from 2000 to 2005 was analysed retrospectively and compared to results of other study groups. The age limits at the time of rectal resection were 27 and 84 years, the median age was 68. Today low anterior rectal resection is the preferred surgical technique of carcinomas of the middle, and especially the distal third of the rectum.110 An ileostomy provides protection of the low anastomosis. Results: 5 Patients suffered intraoperative complications. The most common complication was a leakage of the anastomosis (n = 3), which became obvious during intraoperative checking of density. In every case, the anastomosis was intraoperatively reinstalled or sewn over. Postoperative complications were divided into sections of general and special complications. 16 patients suffered a general and 24 a special complication. Wound healing dysfunctions and intraabdominal abscesses were the leading surgical complications. During the postoperative course, 3 patients suffered a leakage of the anastomosis. In 11 cases a reintervention was necessary, where 9 patients had to be reoperated and 2 patients underwent a CT-guided puncture. The average stay in the hospital was 30 ½ days. 48 patients left the hospital alive, while 2 patients died during the postoperative course. 14 patients complained about a stoma-related complication. The main stoma-related event was an adhesion of the intestinum with the stoma-afferent ileum loop. 2 of these 8 cases had to be treated surgically. Further stoma-related events were parastomal abscesses (n = 3), parastomal eczemas (n = 2), parastomal hernias (n = 2) and one stoma prolapse. 25 patients decided to let their ileostomy be removed. The other 25 decided against this, respectively it was not possible to remove the ileostoma of some patients due to general condition or prior death. Conclusion: The comparison of the results with those of other studies shows that the incidence of an anastomotic leakage can not be prevented entirely by installing a protective stoma. Although the rate of incidence of 6% in this study was very low. In this context the possible consequences of a leakage appear to be more important. It becomes obvious that patients with a protective ileostomy complain about less serious consequences. The number of necessary reoperations within this group is significantly lower. Stoma-related morbidity is an important point in the assessment of existing data as well, even though the incidence of serious complications turned out to be low. Even if most stoma-related complications take a mild and self-limiting course, the incidence of serious complications and the rate of reoperations remains significant. Optimization of perioperative care, especially in elderly patients, could, however, reduce the incidence of complications in stoma patients. The fact that a certain number of patients keeps its ileostomy, which was observed in this study, has to be considered as well. Aside from various existing reasons for that, each patient should be informed of this possibility prior to the intervention, since a permant stoma has an influence on the individual quality of life. Furthermore, the low number of patients in the own study has to be addressed. Therefore the statistic significance of some results is limited. However, the thorough evaluation of other studies has guaranteed a precise analysis of the matter. Both interventions, installation and removal of the ileostomy carry certain risks. Yet the consequences of possible complications in patients without a protective ileostomy in comparison appear to be significantly more serious. The probability of a lethal course as a result of an anastomotic leakage is reduced considerably by installing an ileostomy. Finally, the analysis of the obtained data and its comparison with the mentioned studies encourages the own opinion that a surgical intervention with the installation of a protective ileostomy presents the best technique to treat low rectal cancer and therefore should be considered preferably.

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Metadaten
Author:Timur TarhanGND
URN:urn:nbn:de:hebis:30-61505
Referee:Carolin Tonus
Document Type:Doctoral Thesis
Language:German
Date of Publication (online):2009/01/26
Year of first Publication:2008
Publishing Institution:Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg
Granting Institution:Johann Wolfgang Goethe-Universität
Date of final exam:2008/12/11
Release Date:2009/01/26
HeBIS-PPN:209692545
Institutes:Medizin / Medizin
Dewey Decimal Classification:6 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften / 61 Medizin und Gesundheit / 610 Medizin und Gesundheit
Licence (German):License LogoDeutsches Urheberrecht