"Die Schlüsse aus der Analogie sind sehr unsicher." : die offenen Enden analoger Rede in Lichtenbergs Notaten

  • Ein technischer Terminus wie Digital-Analog-Wandler impliziert die Fiktion, dass sich analoge Speicherung und Übertragung unmittelbar an die Wirklichkeit ,ursprünglicher' Signale anschmiegen. Doch auch wenn ein bestimmtes Signal analog ,bleibt', so muss es, um speicher- und übertragbar zu bleiben, Metamorphosen durchmachen. Ein akustisches Signal - eine mechanische Schwingung der Luft - wird durch ein Mikrofon in elektromagnetische Schwingungen verwandelt, von denen es wahlweise in mechanische zurückgewandelt werden kann, um die Luftschwingung auf der Patrize einer Vinyl-Schallplatte speicher- und vervielfältigbar zu machen, oder es wird ein Band analog zu diesen Schwingungen magnetisiert; die Rückverwandlung in Schall erfolgt umgekehrt. Auch ein Verstärker operiert analog, da dieser nur die Amplitude der Schwingung variiert, die Verhältnisse der Frequenzen aber unangetastet bleiben. Es ließen sich hieran viele technikgeschichtliche Fragestellungen anschließen, etwa inwiefern ein mit digitaler Technik operierendes akustisches Effektgerät wie der Harmonizer, der die Grundschwingung eines akustischen Signals in Halbtonschritten auf- und abwärts führt, nicht insofern ein analoges Ergebnis liefert, als das ursprüngliche Signal in einem gegebenen arithmetisch-harmonischen Verhältnis zum Ausgangssignal steht. Um zumindest die Möglichkeit solcher Fragestellungen adäquat zu formulieren, ist es unerlässlich, zunächst eine historisch-philologische Auseinandersetzung mit den Begriffen analog und Analogie vorzunehmen.

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Metadaten
Author:Holger SteinmannGND
URN:urn:nbn:de:hebis:30-1140270
Document Type:Part of a Book
Language:German
Date of Publication (online):2009/12/14
Year of first Publication:2004
Publishing Institution:Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg
Release Date:2009/12/14
GND Keyword:Lichtenberg; Georg Christoph; Neue Medien; Medientechnik; Analoge Signalverarbeitung
Source:(in:) Jens Schröter: Analog/Digital : Opposition oder Kontinuum? ; zur Theorie und Geschichte einer Unterscheidung. - Bielefeld : Transcript-Verlag, 2004, S. 215-229
HeBIS-PPN:221042822
Dewey Decimal Classification:8 Literatur / 83 Deutsche und verwandte Literaturen / 830 Literaturen germanischer Sprachen; Deutsche Literatur
Sammlungen:Germanistik / GiNDok
BDSL-Klassifikation:03.00.00 Literaturwissenschaft / BDSL-Klassifikation: 03.00.00 Literaturwissenschaft > 03.15.00 Literatur und Medien
12.00.00 18. Jahrhundert / BDSL-Klassifikation: 12.00.00 18. Jahrhundert > 12.13.00 Zu einzelnen Autoren
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