Soziale Unterstützung und Erziehungsverhalten bei Eltern neurodermitiskranker Kinder

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2009

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Zusammenfassung

Bei der Neurodermitis handelt es sich um eine chronisch-rezidivierendeHauterkrankung die weltweit auftritt und bei der bis zu 14 % (Rajka, 1986)der Weltbevölkerung betroffen sind. Neben einer genetischenPrädisposition sind nach Bosse (1990) psychische Faktoren bei derAuslösung von Rezidiven entscheidend.So konnten bereits mehrere Forscher, unter anderem Kupfer et al. (1999)durch gezielte Untersuchungen die Einflüsse von internen und externenStressoren auf immunologische Parameter nachweisen.Nach Gieler et al. (1993) führt die chronische Form er Neurodermitis zuerheblichen Folgebelastungen, wie unter anderem zu mangelnder sozialerUnterstützung für die Familie, chronische Überlastung (meist der Mütter)und Beeinflussung der Eltern-Kind-Beziehung.Die vorliegende Arbeit möchte einen Beitrag dazu leisten, inwieweit sichdas erinnerte elterliche Erziehungsverhalten auf die in Anspruchgenommene soziale Unterstützung auswirkt und welchen Einfluss diese aufden elterlichen Umgang mit der Erkrankung der Kinder hat. Einen weiterenBeitrag dieser Arbeit besteht darin, ob es einen Zusammenhang deserinnerten elterlichen Erziehungsverhaltens auf den Schweregrad derbetroffenen Kinder und Jugendlichen hat und wie sich dieser auf denUmgang mit der Erkrankung bei den Eltern auswirkt.An der vorliegenden Untersuchung nahmen 95 Eltern deren Kinderzwischen 0-7 Jahre alt waren; 15 Eltern deren Kinder zwischen 8-12 Jahrealt waren und 12 Eltern deren Kinder 13-18 Jahre alt waren teil. Die Elternder Kinder 0-7 Jahre nahmen an einer sechswöchigen ambulantenNeurodermitisschulung teil. Bei der Altersgruppe der Kinder 8-12 Jahrenahmen Eltern und Kinder an einer separaten alteradäquatenSchulungsmaßnahme teil. Bei der Altersgruppe 13-18 Jahre nahmenlediglich die Jugendlichen an einer Schulungsmaßnahme teil. Zu denerfassten Parametern gehörten das erinnerte elterliche Erziehungsverhalten,der elterliche Umgang mit der Erkrankung der Kinder und derenAuswirkungen auf die Lebensqualität der Eltern, die empfundene sozialeUnterstützung der Eltern und der Schweregrad der Erkrankung.Entsprechend den Ergebnissen konnten keine Zusammenhänge zwischendem erinnerten elterlichen Erziehungsverhalten und des elterlichenUmgangs mit der Erkrankung der Kinder festgestellt werden. Es konntenebenfalls keine Zusammenhänge zwischen dem erinnerten elterlichenErziehungsverhalten und dem Schweregrad der Neurodermitis der Kinderfestgestellt werden.Ein wesentliches Ergebnis dieser Untersuchung besteht darin, dass einerlebter erinnerter Mangel an Wärme und überprotektives Verhalten in dereigenen Erziehung mit einer reduzierten Inanspruchnahme von sozialerUnterstützung und mit einem Anstieg der empfundenen sozialen Belastungverbunden ist. Ein weiteres interessantes Ergebnis dieser Untersuchungbesteht darin, dass Eltern deren Kinder stärker von der Neurodermitisbetroffen sind über eine größere in Anspruch genommene sozialeUnterstützung und über eine gleichzeitige Abnahme der sozialen Belastungberichten, im Vergleich zu Eltern deren Kinder weniger stark betroffensind. Diese Ergebnisse liefern einen wesentlichen Beitrag für die Praxis imUmgang mit Neurodermitispatienten und deren Familien. Neben einermedizinischen Behandlung erscheint der Einbezug von psychosozialenAspekten im Hinblick auf die psychische Belastung in den Familien und beiden Betroffenen entscheidend zu sein, da die psychische Belastungentsprechen zahlreichen Untersuchungen zu einer Hautverschlechterungbeitragen kann. Eine familienmedizinische Behandlung der Neurodermitisscheint demnach für die Praxis unerlässlich. Da aufgrund der Einsparungenim Gesundheitswesen der Druck für die Behandler hinsichtlich Budget undZeit immer enger wird sind möglicherweise zusätzliche Beratungsangeboteund Austauschmöglichkeiten, wie Neurodermitisschulungen undSelbsthilfegruppen erforderlich. Bei diesen Angeboten ist es wichtig nebeneiner medizinischen Wissensvermittlung den täglichen Umgang mit derNeurodermitis bei den Betroffenen und deren Familien durch Bearbeitungvon Stress- und Problembewältigung, Förderung der Körperwahrnehmung,Erlernen von Selbstkontrolltechniken, Förderung der Autonomie undEigenverantwortung und eine Förderung der Compliance zu thematisieren.Eine Integration dieser Aspekte in die Behandlung beiNeurodermitispatienten könnte somit neben Kostenersparnissen für dasGesundheitssystem zu einer entscheidenden psychischen Entlastung bei denBetroffenen und deren Familien führen. Weitere Wirksamkeitsstudien dergenannten Schulungsprogramme sind sicherlich unerlässlich.

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Giessen : VVB Laufersweiler 2011

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