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Titel:Postoperativer Vergleich der geriatrischen und nicht-geriatrischen älteren Patienten nach operativer Dekompression des lumbalen Spinalkanals Mittleres Follow-Up von 3,5 Jahren
Autor:Shalamberidze, David
Weitere Beteiligte: Benes, Ludwig (PD Dr. med)
Veröffentlicht:2021
URI:https://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2021/0170
URN: urn:nbn:de:hebis:04-z2021-01706
DOI: https://doi.org/10.17192/z2021.0170
DDC: Medizin
Titel (trans.):Postoperative comparison of geriatric and non-geriatric older adults after decompression surgery of the lumbar spine Mean follow-up of 3.5 years
Publikationsdatum:2021-04-21
Lizenz:https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0

Dokument

Schlagwörter:
Spinalkanalstenose, Neurochirurgie, geriatrics, spinal stenosis, Dekompression,, elderly, Geriatrie, decompression surgery, Operation, Geriatrischer Patient, lumbale Spinalkanalstenose, lumbar spine, Vergleich

Zusammenfassung:
Hintergrund: Die lumbale Spinalkanalstenose ist eine typische Erkrankung der älteren Population. Die eindeutige Alterungstendenz der Bevölkerung und die medizintechnischen Fortschritte resultieren eine progrediente Anzahl der älteren Patienten, die sich eine operative Behandlung wegen der symptomatischen lumbalen Spinalkanalstenose unterziehen. Infolgedessen beschäftigen sich mehrere Studien mit diesem Thema, zwecks Verbesserung der Versorgungsqualität und Verminderung der Misserfolgsquote. Die geriatrischen Patienten werden in diesen Studien nur anhand des höheren Lebensalters definiert oder gar nicht als eine Subgruppe der älteren Population differenziert. Das Ziel dieser Studie ist die Differenzen zwischen den geriatrischen und nicht-geriatrischen älteren Patienten, in Bezug auf operativer Behandlung der LSS, zu evaluieren, zu präsentieren und herauszufinden, ob die Aufteilung der älteren Patienten anhand der geriatrietypischen Multimorbidität für Therapieplanung als relevant zu erachten ist. Material und Methode: In dieser Arbeit wurden insgesamt 93 Patienten, die im Zeitraum von Januar 2013 bis April 2015 in der Klinik für Neurochirurgie des Klinikums Hochsauerland mittels operativer Dekompression des lumbalen Spinalkanals behandelt wurden und zum Zeitpunkt der operativer Behandlung das 70. Lebensjahr bereits vollendet hatten, evaluiert. In der geriatrischen Gruppe wurden 47 Patienten (Altersdurchschnitt von 76,6 Jahren) mit geriatrietypischen Multimorbiditäten und in der nicht-geriatrischen Gruppe 46 Patienten (Altersdurchschnitt von 76,9 Jahren) eingeteilt. Die Patienten, die eine Nukleotomie- und/oder Stabilisierungsoperation bekommen haben, wurden aus der Studie ausgeschlossen. Die in der Studie eingeschlossenen Patienten wurden ca. 3 Jahre später nach operativer Behandlung zur Erhebung der aktuellen Daten in unsere Klinik einbestellt und einer klinisch-neurologischen ärztlichen Untersuchung unterzogen. Die untersuchten Gruppen wurden miteinander sowohl anhand der perioperativen Daten (ASA-Score, BMI, Antikoagulantien, Anzahl der operierten Segmente, etc.), als auch anhand des Oswestry low back pain disability index (ODI), der Visuellen Analogskala für Schmerz (VAS) und des speziell für diese Studie zusammengestellten, standardisierten Fragebogens verglichen. Die statistische Auswertung erfolgte mittels Mann-Whitney-U-Test und/oder Wilcoxon-Mann-Whitney-Test. Ergebnisse: Das mittlere Follow-Up betrug in der vorliegenden Arbeit ca. 43 Monate. Zwecks Nachuntersuchung konnten aus der geriatrischen Gruppe 33 (70%) Patienten und aus der nicht-geriatrischen Gruppe 36 (78%) Patienten rekrutiert werden. In der geriatrischen Gruppe war eine signifikant höhere Anzahl der perioperativen Komplikationen zu verifizieren (GG: 32%, n=15; NGG: 9%, n=4; p<0,01). Eine statistische Auswertung sowohl der präoperativen Dauerantikoagulation, als auch des ASA-Scores ergab keine signifikante Korrelation mit den evaluierten, perioperativen Komplikationen. Die absolute Mehrheit der nachgewiesenen Komplikationen waren als Minor-Komplikationen zu bewerten. Als Resultat der höheren Inzidenz der Komplikationen wurde in der geriatrischen Gruppe signifikant mehr starke Analgetika und Kortikosteroide als in der nicht-geriatrischen Gruppe verabreicht (p<0,01). In den beiden Gruppen konnten durch die operative Dekompression des lumbalen Spinalkanals sowohl eine signifikante Schmerzlinderung, als auch eine Rückbildung der Claudicatio spinalis-Symptomatik erzielt werden (p<0,001). Während der Follow-Up-Periode war eine signifikant höhere Inzidenz der Rekurrenz von Lumbalgien in den geriatrischen Population nachzuweisen (p<0,05). Bezüglich der aktuellen ODI-Mittelwert und Aufteilung der Patienten nach ODI-Gruppen konnte keine signifikante Differenz zwischen den Gruppen verifiziert werden, wobei die Anzahl der Patienten ohne jegliche Behinderung (ODI - 0%) durch das LWS-Leiden in der nicht-geriatrischen Gruppe signifikant höher war (p<0,05). Es war in dieser Arbeit nur ein geriatrischer Patient mit ODI-Wert von 0 % zu verifizieren. Trotz oben genannter gravierender Unterschiede zwischen den untersuchten Gruppen, war die Zufriedenheitsrate der geriatrischen und nicht-geriatrischen Patienten vergleichbar. Schlussfolgerung: Diese Pilotstudie legte mehrere signifikante Unterschiede zwischen geriatrischen und nicht-geriatrischen, älteren Patienten dar. Zusammenfassend haben die geriatrischen Patienten eine signifikant höhere Rate von perioperativen Komplikationen nach operativer Dekompression des lumbalen Spinalkanals und weisen mangelnde Erfolgsaussichten im Vergleich zur nicht-geriatrischen älteren Population auf. Eine vollständige Ausheilung ist, durch die Dekompressionsoperation bei LSS, in den geriatrischen Patienten im Gegensatz zu den nicht-geriatrischen älteren Patienten, nicht zu erwarten. Infolgedessen kann resümiert werden, dass die Aufteilung der älteren Patienten anhand der geriatrietypischen Multimorbidität für die Therapieplanung sowie für die prognostische Einschätzung der Nutzen und Risiken als relevant zu erachten ist. Weitere prospektive, multizentrische Studien wären erforderlich, um die Reliabilität der Ergebnisse dieser Pilotstudie zu bekräftigen, damit ein besonderer Umgang und eine maßgeschneiderte Therapie für die geriatrischen Patienten im klinischen Alltag eingesetzt werden kann.


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