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Titel:Einsatz eines Biolumineszenzverfahrens bei der Erfassung von erosiven Veränderungen im Schmelz an Glattflächen von bleibenden Zähnen – eine In-vitro-Studie
Autor:Scheipers, Kathrin
Weitere Beteiligte: Jablonski-Momeni, Anahita (Prof. Dr.)
Veröffentlicht:2019
URI:https://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2020/0008
DOI: https://doi.org/10.17192/z2020.0008
URN: urn:nbn:de:hebis:04-z2020-00082
DDC: Medizin
Titel (trans.):Use of the bioluminescence method for detection of erosive changes in enamel on smooth surfaces of permanent teeth - an in-vitro study
Publikationsdatum:2020-01-13
Lizenz:https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0

Dokument

Schlagwörter:
Calcivis Activitiy Imaging System, Zahnerosionen, tooth erosion, Demineralisation, Zahnmedizin, luminescence, Erosion, L, Säuren, quantitative lichtinduzierte Fluoreszenz (QLF), Lumineszenz, Stomatologie, Demineralisation, acids, lichtoptische Verfahren, Quantitative light-induced fluorescence (QLF), demineralisation, Calcivis Activitiy Imaging System

Zusammenfassung:
Einsatz eines Biolumineszenzverfahrens bei der Erfassung von erosiven Veränderungen im Schmelz an den Glattflächen von bleibenden Zähnen – eine In-vitro-Studie Problemstellung: Aufgrund des zunehmenden Auftretens von Erosionen rücken diese in der modernen Zahnmedizin immer mehr in den Fokus. Der Basic Erosive Wear Examination Index (BEWE) ermöglicht derzeit als internationaler, standardisierter und validierter Index eine visuelle Bewertung der Erosionen. Problematisch ist jedoch, dass klinisch erfassbare Erosionen im Stadium visueller Veränderungen häufig schon sehr weit fortgeschritten sind. Eine frühzeitige, fundierte Diagnostik, gestützt durch digitale, technische Hilfsmittel zur optimalen Prophylaxe- und Therapieplanung ist daher in der heutigen Zeit unerlässlich. Ziel: In der vorliegenden Studie wurde die Einsetzbarkeit des Calcivis Systems, artifiziell erzeugte Erosionen an Glattflächen bleibender Zähne frühzeitig zu detektieren, erstmals überprüft. Die quantitative lichtinduzierte Fluoreszenz (QLF) diente als Referenz für die Erfassung von Erosionen. Darüber hinaus wurde untersucht, ob die Biolumineszenz durch Säuren mit unterschiedlichen pH-Werten darstellbar ist und wie die Pixelmessung mit dem Fluoreszenzverlust ∆F korreliert. Material und Methode: Für die Studie standen 90 Zahnproben von extrahierten humanen bleibenden Molaren zur Verfügung. Nach Reinigung und Politur wurde zur Bildung einer internen Kontrollgruppe jeweils eine Seite der Zahnprobe abgeklebt. Danach wurden je 15 Zahnproben sechs Gruppen randomisiert zugeteilt und jeder Gruppe eine Säure (0,01 mol Salzsäure, 6% Zitronensäure, Coca-Cola, Apfelsaft, Orangensaft und RedBull) zugeordnet. Die anschließende Demineralisation erfolgte stets für drei Minuten. Nach Abspülen mit destilliertem Wasser und Trocknung wurden die Glattflächen der Zahnproben mit dem Calcivis System für In-vitro Studien erfasst und digitale Bilder erstellt. Basierend auf den erstellten Aufnahmen wurden diese auf das Vorliegen einer Demineralisation (blaue Felder entstanden durch Biolumineszenz) durch eine ja/nein Entscheidung beurteilt. Zusätzlich wurden die Pixelzahlen mit einer speziellen Software ImageJ ausgewertet. Als Referenzstandard für das Erfassen von Erosionen diente das QLF. Zum einen wurde im Anschluss die ganze Seite der Zahnproben auf das Vorliegen einer Erosion untersucht und zum anderen die Calcivis Aufnahme parallel geöffnet und die Kontur der Biolumineszenzfläche auf der QLF Aufnahme nachgezeichnet. Die statistische Auswertung erfolgte mit der Software MedCalc 18.11.6. Der χ2-Test nach McNemar untersuchte, ob die nicht erodierte und erodierte Seite durch die Calcivis Messung eindeutig unterschieden werden kann. Die Calcivis Befunde wurden in Kreuztabellen abgebildet und die Häufigkeitsverteilungen des Erosionaufkommens durch Calcivis und QLF in Boxplot-Diagrammen dargestellt. Der gepaarte t-Test analysierte den statistischen Unterschied zwischen den Pixelwerten der nicht erodierten und erodierten Seite. Die Varianzanalyse untersuchte die Homogenität der Gruppen. Ergebnisse: Das Calcivis System war in der Lage über die Biolumineszenz mittels ja/nein Entscheidung zwischen erodierter und nicht erodierter Zahnhartsubstanz zu unterscheiden (p<0,0001). Das System erkannte 90% der behandelten Seite als demineralisiert und stufte 10% als nicht demineralisiert ein. Mit Ausnahme der Gruppe E (p=0,1470) konnte auch über die Pixelmessung die erodierte und nicht erodierte Seite eindeutig unterschieden werden (p<0,0001). Die Pixelmessung und der Fluoreszenzverlust ∆F zeigte keine statistisch signifikante Korrelation, weder für die Messung orientiert an der Calcivis Aufnahme (p=0,342), noch für die QLF Messung der ganzen Seite (p=0,273). Die Varianzanalyse wies nach, dass sowohl hinsichtlich der mittleren Pixelwerte (p=0,235 und p=0,644), als auch in Bezug auf die mittleren ∆F Werte (p=0,103 und p=0,141) homogene Gruppen vorlagen. Diskussion und Schlussfolgerung: Das Calcivis System lieferte gute Ergebnisse frühzeitige erosive Veränderungen an humanem Schmelz darzustellen. Die nicht erodierte und erodierte Zahnhartsubstanz konnte eindeutig unterschieden werden. Die digitale Darstellung der Erosion in einem initialen Stadium ermöglicht eine optimale Diagnosestellung und visualisiert dem Patienten auch bei vermeintlicher Beschwerdefreiheit die Dringlichkeit einer Therapie. Darüber hinaus wird eine optimale Verlaufskontrolle der Erosionen ermöglicht. Die zusätzliche Quantifizierung über die Pixelzahl lieferte in dieser Studie keine ergänzend klinisch relevante Aussage. Sofern die Diagnosestellung auf Grundlage quantitativer Methoden über die einfache Ja/Nein Entscheidung hinaus erweitert werden soll, sind für weitere Quantifizierungsmöglichkeiten folglich zukünftige Studien erforderlich.


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