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Titel:Aktualisierung von Leitlinien und Analyse der Konsensbildung in ausgewählten Kernthemen der Kiefergelenkchirurgie
Autor:Prechel, Ulla
Weitere Beteiligte: Neff, Andreas (Univ.-Prof. Dr. med. Dr. med. dent.)
Veröffentlicht:2019
URI:https://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2019/0265
URN: urn:nbn:de:hebis:04-z2019-02655
DOI: https://doi.org/10.17192/z2019.0265
DDC:610 Medizin
Publikationsdatum:2019-04-29
Lizenz:https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0

Dokument

Schlagwörter:
Leitlinien, Mund-, Unterkieferhypomobilität, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Idiopathische Kondylusresorption, Kiefergelenkluxation, Ko, AWMF, Ankylose

Zusammenfassung:
Hintergrund der vorliegenden Arbeit waren vier bereits abgelaufene S1-Leitlinien der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V. (AWMF) bezüglich ausgewählter Kernthemen der Kiefergelenkchirurgie, namentlich zur Kiefergelenkluxation, zur Ankylose und Unterkieferhypomobilität, zur Idiopathischen Kondylusresorption sowie zur Kondylushypo- und -hyperplasie. Die hohe Relevanz der Krankheitsbilder ergibt sich aus einem vornehmlich jungen Patientenkollektiv (unter 30 Jahre), welches durch die funktionalen, ästhetischen sowie psychosozialen Folgen der Erkrankungen eine erhebliche Einschränkung ihrer Lebensqualität erlebt. Die Leitlinien der AWMF bieten systematisch entwickelte Entscheidungshilfen und Informationen für ärztliches Personal und Patienten auf der Basis der aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisse und Erfahrungen. Das Ziel der Arbeit lag zunächst in der Aktualisierung der S1-Leitlinien auf dem Boden systematischer Literaturrecherchen, mit anschließender Abstimmung über die erstellten Leitlinienentwürfe in einem strukturierten Konsensusverfahren. Dadurch sollte auch eine Höherstufung der Leitlinien auf S3-Niveau erreicht werden. Im Rahmen der Dissertation galt es zudem, die Konsensfindung jeder Leitlinie zu analysieren um strittige Empfehlungen und Kernfragen zu dem jeweiligen Krankheitsbild zu definieren. Methodisch wurde für jede Leitlinie eine systematische Literaturrecherche in online-Publikationsservern durchgeführt. Die gefundene Literatur wurde in Tabellen zusammengefasst und für jede Quelle die Evidenzklasse bestimmt. Anschließend wurde der Leitlinienentwurf mit Formulierung von konkreten Handlungsempfehlungen erstellt. Zur strukturierten Konsensfindung wurde das Delphiverfahren gewählt. Hierbei wurde der Leitlinienentwurf einer Auswahl an Experten der Deutschen Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (DGMKG) schriftlich vorgelegt. Die Teilnehmenden dieser internen Leitliniengruppe konnten für jede Empfehlung einen Empfehlungsgrad abgeben und weitere literaturbasierte Änderungsvorschläge einbringen. Die Abstimmungsergebnisse wurden anonymisiert zusammengefasst und vorgeschlagene Änderungen in den Leitlinienentwurf aufgenommen. Der aktualisierte Leitlinienentwurf wurde dann erneut an die Mitglieder zur nächsten Abstimmungsrunde versandt. Dieses Prozedere wurde so oft wiederholt, bis für jede Empfehlung der höchstmögliche Konsensus gefunden oder die Empfehlung neutral umformuliert wurde. Nach Abschluss der MKG-internen Abstimmungsrunden folgte selbiges Prozedere mit Mandanten externer Fachgesellschaften. Die Methodik wurde für jede Leitlinie in einem Leitlinienreport dargelegt. Nach Freigabe durch die Vorstände der beteiligten Fachgesellschaften wurde die auf S3-Niveau aktualisierte Leitlinie in Lang- und Kurzfassung sowie mit dem Leitlinienreport auf der Internetseite der AWMF online publiziert. Eine Leitlinie wurde zudem im Deutschen Ärzteblatt publiziert – dem offiziellen bilingualen Wissenschaftsjournal der Bundesärztekammer und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung. Die nachgestellte Auswertung der Konsensusverfahren erfolgte durch eine detaillierte Analyse der Abstimmungsverläufe. Hierdurch konnte zunächst für jede Leitlinie im Einzelnen Eckdaten erhoben werden, wie zum Beispiel die Anzahl benötigter Abstimmungsrunden. In einem zweiten Schritt wurden Kriterien zur Definition strittiger Empfehlungen aufgestellt. Als erster Teil der Ergebnisse gelten die auf S3-Niveau aktualisierten Leitlinien, jeweils in Lang- und Kurzfassung und mit zugehörigem Leitlinienreport. Durch die nachgestellte Analyse (zweiter Teil der Ergebnisse) ließen sich die Konsensusrunden der Leitlinien untereinander vergleichen. Zudem wurden strittige Empfehlungen erarbeitet, für welche der jeweilige Abstimmungsverlauf detailliert dargestellt und die Kernfrage der Problematik formuliert wurde. In der Diskussion wurden zuerst die Mängel der Methodik diskutiert. Hierbei wurde vor allem die nur teilweise umgesetzte Anonymisierung während der Delphiverfahren betont. Eine weitere Limitierung der Arbeit galt der schwachen Evidenzlage zu den behandelten Krankheitsbildern. Zuletzt wurden die als strittig definierten Empfehlungen und weitere relevante Themen vor dem Hintergrund der aktuellen Literatur diskutiert. Hierdurch konnte für jede Leitlinie das relevanteste Thema eruiert werden, welches in besonderem Interesse weiterer Studien stehen sollte. Die Themen sind die minimal-invasiven Therapieverfahren bei rezidivierender Kiefergelenkluxation, der Einsatz totaler alloplastischer Kiefergelenkprothesen bei Patienten mit Kiefergelenkankylose, die Rolle der orthognathen Chirurgie in der Entstehung der Idiopathischen Kiefergelenkresorption und die Etablierung eines diagnostischen Goldstandards zur Aktivitätsermittlung bei Kondylushyperplasie.


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