Wagner, Marcus: Einfluss der Elektrolytmessmethodik auf diagnostische Entscheidungen bei Patienten des interdisziplinären Notfallzentrums eines Maximalversorgers. - Bonn, 2022. - Dissertation, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.
Online-Ausgabe in bonndoc: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:5-66596
@phdthesis{handle:20.500.11811/9794,
urn: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:5-66596,
author = {{Marcus Wagner}},
title = {Einfluss der Elektrolytmessmethodik auf diagnostische Entscheidungen bei Patienten des interdisziplinären Notfallzentrums eines Maximalversorgers},
school = {Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn},
year = 2022,
month = may,

note = {Die Bestimmung der Elektrolyte Kalium und Natrium gehört zu den am häufigsten angeforderten Untersuchungen in medizinischen Laboratorien. Insbesondere in Notfallsituationen hat sich hierfür auch das Point of Care Testing (POCT, patientennahe Sofortdiagnostik) mittels direkter ionenselektiver Elektrode (ISE) an Blutgasanalysegeräten als schnelle und zuverlässige Diagnostik etabliert. Daneben werden in Laboratorien die Elektrolyte in der Regel an Analysegeräten mittels indirekter ISE bestimmt.
Die Datenlage zur Vergleichbarkeit der beiden Methoden ist nicht eindeutig. Es existieren für die aktuell genutzten Messmethoden nur wenige Vergleichsstudien an geeigneten Patientenkollektiven, Daher ist unklar, ob die Elektrolytergebnisse des POCT durch indirekte ISE Verfahren im Zentrallabor bestätigt werden sollten, bevor diagnostische oder therapeutische Entscheidungen getroffen werden.
In der vorliegenden Untersuchung wurden retrospektiv an einem sehr großen Patientenkollektiv von 5526 Patienten des Notfallzentrums des Universitätsklinikums Bonn die beiden in der Routine gebräuchlichen Methoden, der direkten ISE der BGA (RapidLab 1256, Siemens Healthineers) im Rahmen des POCT und der indirekten ISE (cobas ISE, Roche Diagnostics) der Analyzer im Zentrallabor für die Bestimmung der Elektrolyte Natrium und Kalium verglichen. Als mögliche Einflussfaktoren wurden Hämolyse, Lipämie, Ikterie, pH-Wert, Hämatokrit und die Thrombozytenzahl bestimmt.
Insgesamt korrelierten die Natriumkonzentrationen und die Kaliumkonzentrationen hochsignifikant zwischen Messungen im POCT und im Zentrallabor (Natrium r = 0,828; p < 0,0001 Kalium r = 0,796; p < 0,0001). Störungen der Elektrolytkonzentrationen Natrium und/oder Kalium traten während des Beobachtungszeitraums bei etwa einem Fünftel der Patienten auf. Insgesamt lagen die Kalium- und Natriummessungen bei einer großen Mehrheit der Patienten (79,6 % der Kalium- und 89,8 % der Natriumbestimmungen) in identischen Referenzbereichsgruppen, so dass eine Bestätigungsanalytik in dieser Hinsicht keine Auswirkungen auf die diagnostische bzw. die therapeutische Entscheidung gehabt hätte. Die Bestätigungsanalytik wäre in diesen Fällen also verzichtbar gewesen.
Die Analyse der diskrepanten Messergebnisse der direkten und Indirekten ISE zeigte, dass die Hämolyse der bedeutendste der untersuchten Interferenzfaktoren für die Kaliumbestimmung ist. Im Zentrallabor wird das Ausmaß der Hämolyse durch die Analysegeräte mithilfe der Bestimmung eines Hämolyseindex abgeschätzt. Ein dem Hämolyseindex vergleichbares Instrument zur Beurteilung der Probenqualität im POCT existiert derzeit nicht, wäre aber wünschenswert. Hohe Thrombozytenkonzentrationen hatten kaum Einfluss auf die Kaliumkonzentrationen in den Serumproben. Der Einfluss von Lipiden auf die Bestimmung von Natrium mittels indirekter ISE und die daraus abgeleitete klinische Bewertung zeigte, dass diese Interferenz nur sehr selten klinisch relevant auftritt.
Eine Bestätigungsdiagnostik für die mittels POCT ermittelten Elektrolytkonzentrationen durch indirekte ISE im Zentrallabor wäre anhand der vorliegenden Daten im Regelfall verzichtbar, was die Zeitspanne bis zum Vorliegen eines diagnostisch und therapeutisch validen Ergebnisses deutlich verkürzt. Da präanalytische Fehler insbesondere bei der Kaliumbestimmung klinisch relevant sein können, sollten Kaliumwerte, die im POCT im Extrembereich liegen, eher mit einer erneuten Blutentnahme verifiziert werden, als auf die Analytik im Zentrallabor zu warten, die aus derselben Abnahme stammt und potentiell mit demselben präanalytischen Fehler behaftet ist.},

url = {https://hdl.handle.net/20.500.11811/9794}
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