Kyritz, Donata Maria: Haffen-Mehr : Die Kontaktzone am niederrheinischen Limesgebiet. - Bonn, 2014. - Dissertation, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.
Online-Ausgabe in bonndoc: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:5-36842
@phdthesis{handle:20.500.11811/5985,
urn: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:5-36842,
author = {{Donata Maria Kyritz}},
title = {Haffen-Mehr : Die Kontaktzone am niederrheinischen Limesgebiet},
school = {Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn},
year = 2014,
month = jul,

note = {Im Jahr 2001 erfolgte die teilweise Ausgrabung eines Siedlungsplatzes der mittleren römischen Kaiserzeit, der zur Zeit seines Bestehens ca. 5 km nördlich der römischen CUT in den Rheinauen lag. Das Fundspektrum wird von einheimischen Formen rhein-weser-germanischer Formen dominiert, doch zeugen einige Importstücke, das Kontakte mit den Küstenregionen im Norden und Westen bestanden. Die römischen Waren lassen darauf schließen, dass römische Speisesitten aktiv übernommen worden sind. Reste mehrerer Mortaria und Amphorae, aber auch Kochtöpfe liegen anteilig über denen römischer Feinkeramik wir Terra sigillata. Darüber hinaus lassen römisches Altmetall, Schlackefunde und Bruchstücke zahlreicher Tiegel zur Bronzeschmelze auf Metallhandwerk in der Siedlung schließen. Eisenerz wurde (vermutlich außerhalb der Sieldung) verhüttet, aber auch geschmiedet. Den Ausgangspunkt für die Bronzeverarbeitung lieferten aus dem Gebrauch genommene römische Bronzeartefakte. Es war nicht möglich, den Werkplatz des Schmiedeszu lokalisieren, was auf schlechte Befunderhaltung zurückzuführen ist. Teile der Siedlung waren durch Hochwasser zerstört worden.
Gleichzeitig lassen die erhaltenen Gebäude (insbesondere Gebäude I und II) auf landwirtschaftliche Überproduktion schließen. Der Schwerpunkt der agrarischen Aktivitäten wird entgegen der üblichen Ansicht, die Wirtschaftsgrundlage am Niederrhein in der Viehzucht zu sehen, im Getreideanbau vermutet. Zahlreiche Vorratsgefäße aus dem Bereich des 9-Pfosten-Speichers Gebäude II. Die beiden rekonstruierten Großbauten ließen sich im überregionalen Vergleich so kein zweites Mal belegen und weisen insgesamt eher auf Vorbilder im provinzialrömischen Raum. Aufgrund fehlender Bereiche lässt sich über die einstige Größe der Siedlung keine sichere Aussage treffen. Vergleichbare Siedlungen im Raum sprechen jedoch von eher insgesamt kleinen Höfen mit einem Wohn-Stall-Haus und zahlreichen kleinen 4- und 6-Pfostenspeichern, was unter anderem auf die geographische Lage in der hochwassergefährdeten Aue zurückzuführen ist. Der Gesamteindruck der Siedlung Mehr weist auf deutliche Kontakte zur römischen Provinz und einer grundsätzlichen Kenntnis römischer Lebensgewohnheiten, aber auch Technik seitens der Bewohner. Es wird vorgeschlagen, in der Siedlung den Wohnsitz eines in römischen Militärdiensten gestandenen Veteranen zu sehen, der möglicherweise in einer wirtschaftlichen Beziehung mit der römischen Provinz stand.
Die Kartierung der bekannten Fundstellen der römischen Kaiserzeit am Niederrhein zwischen der niederländischen Grenze und Düsseldorf zeigte im unmittelbaren Vorlimesgebiet eine 281 Siedlungsdichte, die mit der auf der römischen Seite verglichen werden kann. Offensichtlich zogen gerade die Standorte gegenüber römischen Militärlagern wie bei Xanten oder Neuss germanische Siedler an, was sich an deutlichen Fundstellenkonzentrationen in diesen Bereichen erkennen ließ. Es lag im Interesse der Römer, die rechte Rheinseite als befriedetes Territorium an der äußersten Peripherie des Reiches zur Sicherung des Rheins als Versorgungsader im Einklang mit seinen Bewohnern zu nutzen.
Demgem äß kann der Rhein hier nicht als unüberwindbare Barriere oder Grenze im nationalstaatlichen Sinne verstanden werden, sondern vielmehr als Kontaktzone zwischen Provinzialrömern und Germanen, die von Bewegung über den Fluss gekennzeichnet war.},

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