Dagyab, Namri: Vergleich von Verwaltungsstrukturen und wirtschaftlichen Entscheidungsprozessen tibetisch-buddhistischer Klöster in der Autonomen Region Tibet, China und Indien. - Bonn, 2009. - Dissertation, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.
Online-Ausgabe in bonndoc: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:5-19695
@phdthesis{handle:20.500.11811/3993,
urn: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:5-19695,
author = {{Namri Dagyab}},
title = {Vergleich von Verwaltungsstrukturen und wirtschaftlichen Entscheidungsprozessen tibetisch-buddhistischer Klöster in der Autonomen Region Tibet, China und Indien},
school = {Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn},
year = 2009,
month = dec,

note = {Mit der Flucht des Dalai Lama 1959 nach Indien brach das tibetische Gesellschaftsgefüge zusammen, an dessen Spitze der Klerus, die Aristokratie und Regierungsbeamte standen. Gewaltsam wurde ihr von der Kommunistischen Partei Chinas unter der Führung Maos die Macht entrissen. Das traditionelle Siedlungsgebiet der Tibeter wurde aufgelöst in die Autonome Region Tibet sowie teilweise den chinesischen Provinzen Qinghai, Gansu, Sichuan und Yunnan angegliedert. Der tibetische Buddhismus besteht aus den vier Schulen Nyingma, Kagyü, Sakya und Gelug. Seit dem 17.Jahrhundert stellt die Gelug-Schule die gesellschaftlich dominante Schule in Tibet dar. Mithilfe militärischer Unterstützung mongolischer Herrscher nahm der Dalai Lama als Vertreter der Gelug-Schule eine herausragende Rolle ein, die sich im Laufe der Zeit durch die Patronage der mandschurischen Qing-Regierung weiter festigte. Deshalb sind die Gelug-Klöster nicht nur als Zentren buddhistischer Lehre von besonderer Bedeutung, sondern auch in regionaler gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Hinsicht, und stehen im Mittelpunkt dieser Arbeit.
Das Ziel der Arbeit ist die synchrone Untersuchung der administrativen Strukturen und Abläufe sowie der Prozesse wirtschaftlicher Entscheidungsfindung in zeitgenössischen tibetisch-buddhistischen Klöstern anhand ausgewählter Beispiele aus drei verschiedenen Regionen. Dafür definiere ich drei Klostertypen – den der Autonomen Region, den des chinesischen Provinzen angegliederten Gebiets und den des indischen Exils – die einen jeweils unterschiedlichen politischen Kontext repräsentieren. Aufgrund der Themenkomplexität und der relativ gering vorhandenen Literatur zu Verwaltung und Wirtschaft gegenwärtiger tibetisch-buddhistischer Klöster entschied ich mich für einen qualitativen Forschungsansatz mit Grundzügen der gegenstandsbezogenen Theoriebildung. Dazu führte ich im Rahmen von Feldstudien in China und Indien, Interviews mit Vertretern der monastischen Verwaltungselite und deren Entscheidungsträgern durch.
Um die Analyse der Klosterökonomie der drei Typen zu ermöglichen, müssen sie im jeweiligen Kontext betrachtet werden. So werden die politische und religiöse Geschichte Tibets der drei Klostertypen beschrieben unter gleichzeitiger Berücksichtigung der Entwicklung ihrer unterschiedlichen aktuellen Umfelder.
Überprüft wird, ob der Exil-Klostertyp – erst nach 1959 außerhalb seines „natürlichen“ Umfelds neu gegründet – die ehemalige Rolle eines Klosters als religiöses und kulturelles Zentrum sowie die Fürsorgepflicht gegenüber seinen Mönchen anders wahrnimmt als die beiden anderen Klöster, die bereits vor 1959 in Tibet existierten. Diese Vergleichs- und Analysemethodik wird auf alle nachfolgend behandelten Aspekte der Klöster angewendet, dem verwaltungstechnischen, finanzwirtschaftlichen und entscheidungsrelevanten Themenbereich. Um die Entscheider der Klöster und deren Entscheidungsfindungsprozesse identifizieren und beschreiben zu können, werden zuvor die verschieden zusammengesetzten Klosterverwaltungen und ihre Einnahmequellen untersucht. Neben der Verdeutlichung der komplexen und unterschiedlich organisierten Verwaltungshierarchien in den Klöstern ist auch eine Untersuchung von Bedeutung, auf welche Einnahmequellen und -möglichkeiten die Klöster zurückgreifen konnten und können. Um weitere Anhaltspunkte darüber zu liefern, auf welcher Grundlage Entscheidungen getroffen werden und welche Ausprägungen sie haben, werden Projekte der einzelnen Klostertypen und ihre Umsetzung vorgestellt. Dies ermöglicht eine Diskussion, ob es für zukünftige Entscheidungen und die Behebung von Missständen bei der Entscheidungsfindung in den jeweiligen Klostertypen Optimierungsmöglichkeiten gibt. Dazu habe ich untersucht, über welche Instrumente Entscheider verfügen, um das Verhalten der Akteure bestmöglich zu beobachten, zu überprüfen und zu beeinflussen. Dabei geht es auch um die Frage, welche Anreize gesetzt werden könnten, damit Akteure von sich aus maximalen Einsatz erbringen. Dafür verknüpfe ich gegenwärtige Umstände der Klosterwirtschaft mit der Entscheidungstheorie der Volkswirtschaft, um verbesserte Handlungsempfehlungen für die Akteure formulieren zu können. Der letzte Analyseabschnitt erörtert Fragen zum Kreditgeschäft und zur Geldanlage – beides Themen, mit denen sich Klöster nicht zuletzt wegen ihrer wirtschaftlichen Stärke in Tibet bereits vor 1959 befassten – im Hinblick auf ihre heutige Relevanz.
Die abschließenden Kapitel, die auch Überlegungen zu Handlungsempfehlungen für ein optimiertes Wirtschaften der Klöster enthalten, vergleichen und fassen die wichtigsten Erkenntnisse der Untersuchungen sowie die Merkmalsausprägungen der drei Klostertypen zusammen. Auf den ersten Blick stellt sich – freilich unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Situationen der Klostertypen – die Frage, ob die Klöster den ökonomischen Gedanken der Optimierung von Organisation und Geschäftsprozessen berücksichtigen sollen bzw. überhaupt dazu in der Lage sind. Es scheint, dass insbesondere der Exil-Klostertyp aufgrund seines günstigeren politischen Umfelds in Indien das größte Entwicklungspotenzial haben könnte. Ob sich diese Vermutung bestätigt, wird im Schlussteil der Arbeit diskutiert, der auch einen Ausblick zur möglichen zukünftigen Entwicklung der drei vorgestellten Klostertypen geben wird.},

url = {https://hdl.handle.net/20.500.11811/3993}
}

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