Ritzerfeld, Ulrike: Pietas - Caritas - Societas : Bildprogramme karitativer Einrichtungen des Spätmittelalters in Italien. - Bonn, 2007. - Dissertation, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.
Online-Ausgabe in bonndoc: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:5-10836
@phdthesis{handle:20.500.11811/2757,
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title = {Pietas - Caritas - Societas : Bildprogramme karitativer Einrichtungen des Spätmittelalters in Italien},
school = {Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn},
year = 2007,
note = {In der gesellschaftlichen Umbruchsphase des späten Mittelalters äußerte sich das Streben der Laienbevölkerung nach einer aktiven Rolle insbesondere auf dem Gebiet der Wohlfahrt. Diese fand vor allem im Rahmen der äußerst populären religiösen Bruderschaften und vergleichbaren Semireligiosengruppen statt, die gleichsam als Brennpunkte laikalen Aktionswillens auf der Suche nach eigenen religiöse Lebensformen, Heilswegen und politischen Rechten fungierten. Im Zentrum der Dissertation stehen die visuellen Ausdrucksformen dieser für die Stärkung der laikalen Position und die Entwicklung der Wohltätigkeit so folgenreichen Bewegung in Italien. Gerade die Bildkunst der Gemeinschaften läßt die speziellen Bedürfnisse und Anliegen wie auch die sich wandelnde gesellschaftliche Position der Laien hervortreten, wie an ausgesuchten Bildprogrammen karitativer Einrichtungen aus Bergamo, Florenz, Ancona, Prato, Assisi, Siena, Parma und Rom aus der Zeit zwischen 1300 und 1500 aufgezeigt werden kann.
Pietas und Caritas, Frömmigkeit und Barmherzigkeit zu Gunsten des Hilfsbedürftigen wie auch des Wohltäters im Diesseits und im Jenseits bildeten das duale Leitprinzip der Sozietäten. Das Miteinander von religiöser und sozialer Zielsetzung prägte zugleich die per se sehr unterschiedlichen architektonischen Kulissen der korporativen Tätigkeit, resultierte in der Untrennbarkeit von religiöser und profaner Sphäre, von Kirchen, Kapellen und Oratorien mit Räumen der Vereinigungen und der Armen- und Krankenpflege. Auch deren Bilddekoration bestätigte mit ihrer Themenwahl die Bedeutung beider Aspekte, wie die in der vorliegenden Arbeit exemplarisch betrachtete Bildformel der biblischen „Werke der Barmherzigkeit“ beweist, diente doch die Matthäus-Perikope vom Weltgericht (Mt 25,31-46) als Leitmotiv der korporativen Fürsorge. In dem entsprechend häufig anzutreffenden ikonographischen Muster konnte eine summarische Darbietung theologischen Lehrguts in biblischer Form mit der sozial-historischen urbanen Realität und der Repräsentation der Auftraggeber verbunden werden. Mit der Visualisierung der gelebten Frömmigkeit wurde nicht nur der Laie an sich als Teil der Gemeinschaft bildwürdig, sondern seine in Wohltätigkeit transformierte, seinen Mitbürgern zugute kommende Religiosität wurde zum eigentlichen Bildthema: Der barmherzige Laie erhielt – im Bild wie im Leben – einen eigenen Standort im religiösen Heilsplan und in der spätmittelalterlichen Gesellschaftsordnung.
Über das einzelne Mitglied hinaus erstreckte sich die heilsame Wirkung für Körper und Seele, welche der Bilddekor den Räumlichkeiten und der korporativen Tätigkeit zusprach, auf die Hilfesuchenden, ja auf die ganze Stadt. Das in Architektur wie Bild bezeichnende Ineinandergreifen von urbanem und korporativem Bereich macht die Stellung der Institutionen als sozial, wirtschaftlich und politisch wichtigen Bestandteil des städtischen Gefüges zwischen weltlichen und religiösen Mächten, ob Potentaten, kommunalen Regierungen, politischen Parteien, Bischöfen, Pfarreien oder Orden deutlich. Von diesen teils gänzlich instrumentalisiert, wurde der Bilddekor der Einrichtungen gezielt zur Propagierung spezieller Personen und Regierungen oder zur Verbreitung spezifischer religiöser Konzepte und Kultformen genutzt. In Sprache, Inhalt und Einsatz der Bilder zeigt sich die beträchtliche Transferleistung der Vereinigungen im Austausch religiöser und gesellschaftlicher Ideen, Normen, Rituale und Interessen, ihre maßgebende Funktion als Schaltstelle zwischen öffentlichem und privatem, politischem und religiösem, diesseitigem und jenseitigem Leben.},

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