Vergleichende Untersuchung der Sprechmotorik bei Kindern mit und ohne Posterior-Fossa-Syndrom nach Kleinhirn-Operationen

Das Posterior Fossa Syndrom wird in der bisherigen Literatur als eine Kombination von cerebellärem Mutismus und Verhaltensveränderungen beschrieben, die vorwiegend bei Kindern nach operativen Eingriffen im Bereich der hinteren Schädelgrube auftritt mit einer Inzidenz von 8,0 - 29% auftritt. Das Ziel der vorgestellten Studie war es, die Manifestation von cerebellärem Mutismus nach Kleinhirnoperation im Kindesalter zu untersuchen. Hierzu wurden bei mutistischen Kindern die der mutistischen Phase nachfolgenden Sprachstörungen anhand perzeptiver Kriterien und standardisierter akustischer Parameter untersucht. Zum Vergleich wurden entsprechende Sprachanalysen bei nichtmutistischen kleinhirnoperierten Kindern sowie bei Kindern nach orthopädischem Eingriff durchgeführt. Die Untersuchungen wurden bei allen Patienten sowohl prä- als auch postoperativ durchgeführt. Zusätzlich erfolgte ein Vergleich zwischen dem Ausmaß der auftretenden Sprechstörung sowie der Lokalisation der cerebellären Läsion in MRT-Aufnahmen, wobei besonderes Interesse der Läsion cerebellärer Lobuli und Kernregionen galt. In der durchgeführten Studie trat postoperativer Mutismus mit einer Inzidenz von 18.5 % (5/27) nach Kleinhirnoperationen auf. Während beide Kontrollgruppen keine Störungen der Sprache oder des Verhaltens entwickelten, ließen sich innerhalb der mutistischen Gruppe zwei Manifestationsformen des cerebellären Mutismus erkennen: eine Form mit vorwiegend sprechmotorischen Störungen sowie eine Form mit vorwiegend Verhaltensstörungen. Innerhalb dieser Gruppe zeigte sich, im Vergleich zur Gruppe der nichtmutistischen kleinhirnoperierten Kinder, eine häufigere und ausgedehntere Beteiligung der Nuclei dentati und Nuclei fastigii durch die cerebelläre Läsion. Cerebellärer Mutismus ist somit ein komplexes Phänomen und kann in mindestens zwei Ausprägungsformen auftreten. Während einerseits die in zwei Fällen auftretenden dysarthrischen Sprechkomponenten die Anarthriehypothese unterstützen, weisen die in den weiteren Fällen auftretenden Verhaltensveränderungen andererseits auf eine von der Sprechmotorik unabhängige Erklärung hin. Während eine Beteiligung der Nuclei dentati für die erste Gruppe bedeutsam sein könnte, scheint eine Beteiligung der Nuclei fastigii für die zweite Gruppe kritisch zu sein.

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