Die andere Seite der Form. Über das Verhältnis von Kunstwerk und Theorie im Theoriedesign von Adorno und Luhmann

Im folgenden geht es um eine vergleichende Analyse der Schriften ÄSTHETISCHE THEORIE von Theodor W. Adorno und DIE KUNST DER GESELLSCHAFT von Niklas Luhmann. Gegenstand der Diskussion ist das jeweilige Theoriedesign. Aufgabe der Analyse ist es zu klären, wie die Einlösung des jeweiligen Theorieanspruchs aus der begrifflichen Dynamik heraus gelingt. Die Systemtheorie Niklas Luhmanns bildet die wissenschaftstheoretische Fundierung der Analyse. Die Nutzung der systemtheoretischen Grundlegungen als Metaebene dient dazu, die Entwürfe von Adorno und Luhmann einer gemeinsamen Lesart zuzuführen. Zudem eröffnet das begriffliche Instrumentarium der Systemtheorie die Möglichkeit einer Analyse des Theoriedesigns, denn für diese sind die Direktiven der Beobachtung zweiter Ordnung zwingend erforderlich. Die Analyse umfasst zwei Teile. Im ersten Teil der Analyse wird gezeigt, dass zwei in ihren Überlegungen so unvereinbar geltende Theoretiker wie Adorno und Luhmann in ihren zentralen Aussagen über die Funktion der Kunst zu gleichen Ergebnissen kommen. Sowohl Adorno als auch Luhmann werten die Kunst als diejenige gesellschaftliche Instanz, der allein es möglich ist, eine Beschreibung der ansonsten unerreichbaren Gesellschaft vorzunehmen. Bei Adorno widersetzt sich die Kunst dem UNIVERSELLEN VERBLENDUNGSZUSAMMENHANG der Gesellschaft, indem sie sich als Negation der bestehenden Verhältnisse realisiert. Im Fall von Luhmann durchbricht die Kunst die Polykontexturalität der systeminternen Beobachtungen, indem sie Paradigma der modernen Gesellschaft präsentiert. Aufgabe der Analyse ist es, diese Parallele mittels einer Untersuchung des jeweils verwendeten Begriffsapparats aufzuzeigen und zu diskutieren. Im Zentrum der Analyse stehen das Kunstwerk und die Fragen nach dessen immanenter Logik und gesellschaftlichen Funktion. Es geht hier um eine Analyse der Formgesetze des Kunstwerks und des begrifflichen Zusammenhangs von Kunstwerk, Kunst und Gesellschaft. Das Interesse der Untersuchung gilt den Abhängigkeiten, Korrespondenzen und Verweisungen der einzelnen Begriffe. Im zweiten Teil der Analyse gilt es, gegenüber der jeweiligen Gesamttheorie eine Beobachterposition einzunehmen. Im Hinblick auf die jeweilige Gesamttheorie wird der Ansatz vertreten, dass das Kunstwerk in beiden Theorien die gleiche Stellung einnimmt und die gleiche theoretische Bedeutung entfaltet. Die Analyse wird zeigen, dass am Kunstwerk die Spannungen des Theoretischen nicht nur ablesbar, sondern auch konkret erfahrbar werden. Das heißt, in beiden Theorien wiederholt sich in der Kunst, bzw. im und als Kunstwerk das jeweilige grundsätzliche Konzept des Theoretischen selbst. Am Kunstwerk wird das Weltverhältnis der Theorie beobachtbar und erfahrbar. Es wird der Ansatz vertreten, dass sich dieses Weltverhältnis der Theorie im Fall von Adorno im Theoriedesign einer negativen Sinnstiftung und in den Parametern der Negation und des Abbruchs präsentiert, bei Luhmann statt dessen als Zwei-Seiten-Form und in den Modalitäten eines Kommunikationsdesigns der Generierung von Sinn. Diese Ansätze führen die Analyse hin zu der Frage nach der Form der Theorie. Die Analyse wird zeigen, dass das Konzept der Kunst und des Kunstwerks sowohl bei Adorno als auch bei Luhmann eine Diskussion der Theorie als Ornament zulassen. Im Kontext des Ornaments wiederum macht der Begriff der Ästhetik Sinn und so gilt es als letzte Überlegung zu klären, wie sich der Begriff der Ästhetik auf die jeweilige Theorie bezogen ausnimmt.

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