Psychische Gesundheit bei Hörminderung : Eine Analyse von Resilienz-, Coping- und Schutzfaktoren

Ein eingeschränktes Hörvermögen ist ein Risikofaktor für die Entwicklung von psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Angsterkrankungen oder Persönlichkeitsstörungen. Die vorliegende Studie befasst sich mit der Frage, welche Faktoren dazu beitragen, dass Menschen trotz einer Hörminderung psychisch gesund bleiben. Untersucht wurde dies als Fragebogenstudie des LVR-Klinikum Essen mit einem Drei-Gruppen-Vergleich (Gruppe mit Hörminderung N=24, m=6 w=18, Alter M=51,92 Jahre SD=16,76; Gruppe mit Hörminderung und komorbider psychischer Erkrankung N=36, m=7, w= 29, Alter M=49,75 Jahre, SD=14,58; hörende Kontrollgruppe N=27 m=6, w=21, Alter M=49,67Jahre SD=19,64). Die Schwerpunkte lagen auf Selbstmanagementfähigkeiten und Ressourcenzugang, Motivationsunterschieden und Emotionsregulation und wurden mit etablierten Fragebogen (Fragebogen zu Erfassung von Ressourcen und Selbstmanagementfähigkeiten (FERUS), Fragebogen zur Erfassung von Handlungs- und Lageorientierung (HAKEMP 90), Emotion Regulation Questionnaire (ERQ)) erfasst. Das aktuelle Ausmaß der psychischen Beeinträchtigung wurde mittels der Symptomcheckliste von Derogatis (SCL90-R) erhoben, psychiatrische Diagnosen von klinischen Behandlern wurden als Selbstauskunft abgefragt und in ICD10 Diagnosen übertragen. Die Probanden wurden unter anderem über die PITCH-Spezialsprechstunde des LVR-Klinikum Essen und das Cochlea-Implantatzentrum der Universitätsklinik Leipzig rekrutiert. Die statistische Analyse zum Vergleich der Gruppen erfolgte mit SPSS Version 24.

Im Vergleich der drei Gruppen fand sich eine signifikant erhöhte psychische Belastung bei den Probanden mit Hörminderung und psychischer Erkrankung. Hier zeigte sich eine signifikant schwächer ausgeprägte Handlungsmotivation zur Handlungsinitiierung und Handlungsmotivation nach Misserfolg im Vergleich zu hörgeminderten Patienten ohne komorbide psychische Erkrankungen. Menschen mit Hörminderung und psychischer Erkrankung erreichten bei den Faktoren Coping, Selbstwirksamkeit, soziale Unterstützung, sowie bei den Gesamtressourcen wiederum bessere Punktwerte als die Vergleichsgruppen. Die durchaus verfügbaren Ressourcen konnten mutmaßlich in dieser Gruppe nicht zu einer Besserung des psychischen Befindens eingesetzt werden. Prävention und Interventionen zur Stärkung der Resilienz sollten daher die Faktoren Motivation und Handlungsorientierung als moderierende Variablen gezielter stärken.

Es handelt sich um die erste Studie zum Thema, daher können die Ergebnisse nicht im Vergleich zu anderen Studien diskutiert werden. Limitierend für die Ergebnisse dieser Untersuchung ist die geringe Fallzahl und die unklare Repräsentativität der Befragten.

Hearing impairment often promotes the development of mental disorders such as depression, anxiety disorders or personality disorders. The current study aims to investigate factors that improve resilience against mental disorders in individuals with hearing impairment. The design was a paper and pencil questionnaire survey comparing three cohorts (group with hearing loss N=24, m=6 w=18, mean age 51.92 years SD=16.76; group with hearing loss and comorbid mental illness N=36, m=7, w= 29, mean age 49.75 years, SD=14.58; hearing control group N=27 m=6, w=21, mean age 49.67years SD=19.64). Emphasis was placed on self-management skills and access to resources (Fragebogen zu Erfassung von Ressourcen und Selbstmanagementfähigkeiten (FERUS)), motivational differences (Fragebogen zur Erfassung von Handlungs- und Lageorientierung (HAKEMP 90)) and emotion regulation (Emotion Regulation Questionnaire (ERQ)). The current extent of mental distress was assessed by the symptomchecklist SCL90-R, psychiatric diagnoses from clinicians were queried as self-report and transferred into ICD10 diagnoses. Participants were recruited via the LVR Clinic Essen, the Cochlear Implant Centre of the University Clinic Leipzig, as well as employees of the Diakonie, Blue Cross and hearing impaired associations. The statistical analysis for group comparison was conducted with SPSS version 24.

We found a significantly increased mental distress in the participants with hearing loss and mental illness. The amount of mental distress was associated with a significantly weaker motivation to initiate action and motivation to act after failure. Individuals with hearing impairment and mental illness scored higher on factors such as coping, self-efficacy, social support, and total resources relative to the other groups. The available resources could obviously not be used to improve mental well-being in this group. Therefore, prevention and interventions to strengthen resilience against mental disorders in individuals with hearing impairment should emphasize on factors of motivation and action orientation as moderating variables.

As the study was the first of its kind to our knowledge, it was not feasible to discuss the results in comparison to any other studies. Limitations of the current study are its small number of cases and an unclear representativeness of the sample.

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