Therapie der schweren viralen Bronchiolitis im Säuglingsalter – gibt es Unterschiede zwischen einer zentralisierten (Île-de-France Süd) und einer dezentralisierten Versorgungsstruktur (Ruhrgebiet)?

Hintergrund: Die akute virale Bronchiolitis ist eine häufige Erkrankung im Säuglings- und Kleinkindalter. Trotz insgesamt guter Prognose bei adäquater Behandlung kann die Bronchiolitis zu einer respiratorischen Insuffizienz führen. Es existieren nur wenige Erkenntnisse über die Behandlung schwer erkrankter Kindermit Atemunzterstützung in unterschiedlichen europäischen Ländern.

Patienten: Säuglinge (n = 146) mit Bronchiolitis und mechanischer Atemunterstützung in der Wintersaison 2015/2016, die in einer der zwei teilnehmenden Regionen behandelt wurden: Süden des Großraums Paris in Frankreich (Gruppe 1) oder erweitertes Ruhrgebiet in Deutschland (Gruppe 2).

Methoden: Retrospektive Datenauswertung, primärer Outcomeparameter war die Dauer der Atemwegsunterstützung.

Ergebnisse: Die Säuglinge in Gruppe 1 (n = 96) waren jünger, hatten seltener neurologische Grunderkrankungen und eine niedrigere Atemfrequenz als in Gruppe 2 (n = 50). Die erhobenen CO2-Werte und Dyspnoe-Score unterschieden sich nicht. Neunzig Prozent der Säuglinge in Gruppe 1 wurden mit nCPAP (nasal Continuous Airway Pressure) behandelt, während 80 % in Gruppe 2 HFNC (High Flow Nasal Cannula) erhielten. Die Dauer der Atemunterstützung war signifikant kürzer in Gruppe 1. Hingegen erhielten Säuglinge in Gruppe 2 häufiger Infusions- und Inhalationsherapien, sowie häufiger Antibiotika.

Diskussion: Diese Ergebnisse zeigen ein besseres Outcome für Säuglinge, die in Frankreich behandelt wurden. Ein frappierender Unterschied zeigte sich in der Wahl der Atemunterstützung sowie in der Häufigkeit zusätzlicher Therapieformen. Auch der Einsatz von weniger potentiell Stress verursachende Therapien und eine zentralisierte Versorgung können Einflussfaktoren darstellen.

Schlussfolgerung: Die Behandlung der schweren akuten viralen Bronchiolitis in Frankreich (Großraum Paris) unterscheidet sich deutlich von der in Deutschland (Ruhrgebiet).

Background: Acute viral bronchiolitis is a frequent disease in infancy. There is little knowledge on medical care of severely affected infants requiring respiratory support in different European countries.

Patients: Infants (n = 146) with bronchiolitis needing respiratory support in winter season 2015/2016 treated in either one of two regions in Central Europe: South of greater Paris region in France (group 1) and Ruhr area in Germany (group 2).

Methods: Retrospective chart review. Primary outcome parameter was duration of respiratory support.

Results: Infants in group 1 (n = 96) were younger, suffered less frequently from neurologic disorders and had lower respiratory rates than in group 2 (n = 50). Measured CO2 levels and dyspnea score were similar. Ninety percent of infants in group 1 were treated by nasal Continuous Airway Pressure CPAP, while 80 % of infants in group 2 were treated by High Flow Nasal Cannula HFNC. Duration of respiratory support was significantly shorter in group 1. Infants in group 2 received more frequently infusion and inhalation therapy, and more antibiotics.

Discussion: Our results show better outcome for infants with viral bronchiolitis treated in France. Striking differences were the practice of respiratory support (nasal CPAP vs. HFNC) and the prescription of supportive treatments.

Conclusion: Treatment approaches in severe acute viral bronchiolitis differ widely between a French and a German urban region.

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