Diversität und Funktionen der mit der Ameisengattung Pseudomyrmex (Lund, 1831) assoziierten Bakterien

Der Ameisengattung Pseudomyrmex gehören zahlreiche Baum bewohnende Arten an, die z. T. unabhängig voneinander enge Mutualismen mit verschiedenen myrmekophytischen Pflanzen eingegangen sind. Dabei verteidigen die Ameisen ihre Wirtspflanze gegen Fraßfeinde. Wie war es möglich, dass sich innerhalb dieser Gruppe so oft Generalisten mit breitem Nahrungsspektrum zu z. T. hoch spezialisierten Pflanzenameisen mit rein pflanzlicher Ernährungsweise entwickeln konnten? Oftmals liegt der Schlüssel zum Verständnis spezialisierter phytophager Insekten in ihrem Mutualismus mit Mikroorganismen, die ihnen helfen, ihre Nahrung zu verdauen und diese durch Syntheseleistungen mit essentiellen Nährstoffen wie Aminosäuren und Sekundärstoffen wie z. B. Vitaminen anzureichern. Ist es daher möglich, dass es symbiotische Bakterien sind, die es anzestral räuberischen und generalistischen Ameisen ermöglicht haben, hoch spezialisierte Vegetarier zu werden? Als konkrete Problemstellungen ergaben sich hieraus folgende Fragen: Welche bakteriellen Gemeinschaften lassen sich in Vertretern der Gattung Pseudomyrmex überhaupt finden? Unterscheidet sich die Bakterienausstattung zwischen den Mutualisten und den parasitischen Ameisen? Was ist die Funktion der Bakterien? Ist die mit den Ameisen assoziierte Bakteriengemeinschaft vielleicht sogar in der Lage, atmosphärischen Stickstoff zu fixieren? Um einen möglichst umfassenden Überblick über die mit Pseudomyrmex assoziierten Bakterien zu gewinnen, wurde eine Variante der tRFLP-Methode (Terminaler Restriktionsfragmentlängenpolymorphismus) unter Nutzung des Computerprogramms TReFID (Terminal Restriction Fragment Identifying Program) eingesetzt (Rösch und Bothe 2005, Rösch et al. 2006). Dabei werden nach einer spezifischen PCR zur Amplifikation des prokaryotischen 16S rRNA-Gens mit fluorochrommarkierten Primern die Amplifikate einem genau definierten Restriktionsverdau mit 13 verschiedenen Enzymen unterzogen. Die entstehenden terminalen markierten Fragmente werden von TReFID automatisch mit einer Prokaryoten-Datenbank abgeglichen und all diejenigen Mikroorganismen identifiziert, deren tRF-Muster (Restriktionsfragmentmuster) mit bekannten Datenbankeinträgen übereinstimmen. Diese Methode erlaubt eine qualitative Analyse der Diversität einer Bakteriengemeinschaft. Die tRFLP-Methode wurde auf drei Arten der Gattung Pseudomyrmex angewandt, die drei unterschiedliche Lebensweisen repräsentieren: mutualistische Pflanzenameise, opportunistischer Ameisenpflanzenparasit und generalistische Ameise. Ferner wurden die mutualistischen Akazien der Akazienameisen und einige myrmekophile Akazienarten untersucht und alternative mikrobiologische Verfahren (Klonierung und Kultivierung) als Vergleichsmöglichkeit zur tRFLP-Methode herangezogen. Die mit den Ameisen assoziierte bakterielle Gesellschaft konnte dabei erfolgreich charakterisiert werden. Es konnte gezeigt werden, dass die mit den Ameisen assoziierte Bakteriengemeinschaft sehr viel diverser war, als bisherige Untersuchungen an anderen verwandten Ameisengattungen dies hätte vermuten lassen. Dabei dominierten die Gruppen α-, β- und γ-Proteobacteria, Actinobacteria, Spirochaetes, Sphingobacteria, Bacilli, Clostridia, Flavobacteria und Bacteroidetes, die 90 % der Diversität der tRF-Muster darstellten. Zudem ähnelte die bakterielle Gemeinschaft sehr jener der Termiten. Da es sich bei der Biozönose des Termitendarms um eine Anpassung an defizitäre, einseitige Kost (Cellulose) handelt, konnte vermutet werden, dass eine derartige Funktion auch bei den Ameisen vorliegt. Es konnten viele Mikroorganismen nachgewiesen werden, die auf fermentative Prozesse und Stickstoff-Recycling im Darm der Ameisen schließen lassen. Die Beobachtung einer aktiven Ethin-Reduktion deutete auf aktive Nitrogenase und damit Stickstoff-Fixierung bei P. gracilis und P. salvini hin, dies konnte jedoch bislang mittels 15N2-Isotopenanalyse nicht bestätigt werden. Dafür ergaben die Daten der 15N2-Isotopenanalyse der Freilandproben von P. salvini, dass sich anders als bislang vermutet, diese Ameisenart in situ rein pflanzlich ernährt. Weitere Versuche insbesondere mit P. ferrugineus, P. gracilis aber auch weiteren arborealen und bekanntermaßen auf pflanzliche Kost, extrafloraler Nektar oder Honigtau spezialisierten Ameisenarten mit der 15N2-Methode erscheinen als erforderlich, um endgültig Stickstoff-Fixierungskapazitäten von Ameisen und deren assoziierte Mikroorganismen aufdecken oder widerlegen zu können.

Ant-plant mutualisms represent a particular form of indirect defence of plants, since ants provide the defensive effect for plants against herbivorous animals. The neotropical arboreal ant genus Pseudomyrmex comprises many specialised inhabitants of myrmecophytes. Astonishingly, many of those ant species that are closely associated with plants have evolved independently from each other. How was the evolution of highly specialised vegetarian ant species from omnivorous ancestors possible? I hypothesise that microbial symbionts play a key role in the evolution of such ants, as it has already been described for insect herbivores. For example, the bacterial symbionts of Hemiptera and Isoptera synthesise amino acids, vitamins and digestive enzymes and might facilitate or impede the adaptive evolutionary diversification of the hosts. Hence, I addressed the following questions: How is the bacterial community composed that is associated to Pseudomyrmex? Are there any differences in the bacterial community between generalist, parasitic and mutualistic ants? What is the function of the bacterial community? Is the bacterial community associated with Pseudomyrmex capable of nitrogen fixation? In silico analysis of terminal restriction fragments (tRF) of fluorochrome-labelled PCR products utilising the assignment tool TReFID (Rösch und Bothe 2005, Rösch et al. 2006) was used for the gross characterisation of the bacterial community in workers and larvae of Pseudomyrmex salvini (generalist), P. gracilis (facultative parasite of the Acacia-Pseudomyrmex mutualism) and P. ferrugineus (obligate mutualist). In short, TReFID applies in silico analysis of terminal restriction fragments (tRF) obtained from digestions of fluorochrome-labelled PCR products of the 16S rRNA gene with multiple restriction enzymes. The current database consists of 22.239 entries of the NCBI database (www.ncbi.nlm.nih.gov). The advantage of this approach is the ability to characterise the bacterial diversity in a cost-effective and time-saving manner. The tRFLP approach is based on fragment length analysis and stands in contrast to clone libraries with hundreds of single sequencing steps. After obtaining an overview of the bacterial diversity of a sample with the tRFLP approach it was possible to focus on bacteria of interest. The presence of different bacterial genera was independently confirmed via PCR and cultivation approaches. The bacterial community associated with Pseudomyrmex turned out to be much more diverse than expected based on earlier studies on related ants. In all three ant species, the bacterial community was dominated by α-, β- and γ-Proteobacteria, Actinobacteria, Spirochaetes, Sphingobacteria, Bacilli, Clostridia, Flavobacteria and Bacteroidetes, which made up 90 % of tRF pattern diversity. The community structure was similar to the prokaryotic community of the hindgut of termites, another insect group that is adapted to a highly specialised diet. This similarity might indicate an adaptation of the investigated ants to a nutrient-deficient diet. Several of the bacteria identified in the present study might play a role in fermentation and N-recycling processes in the insect gut. Indeed, the observation of an active acetylene reduction indicated the presence of functioning nitrogenase in P. gracilis and P. salvini. However, consecutive stable isotope assays did not confirm an assimilation of atmospheric nitrogen by the ant organism, while data obtained on natural distributions of 15N2 indicated a strictly vegetarian diet of P. salvini under natural conditions. Further 15N2 experiments with P. ferrugineus, P. gracilis and other arboreal ants that are known to feed as direct (EFN, food bodies) or indirect (honeydew) phytophages will be required to investigate the possibility and capacity of N-fixation of ants and their associated microorganisms.

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