Essstörungssymptomatik, Selbstwirksamkeitserwartung und Kontrollüberzeugungen bei stationär behandelten Anorexia und Bulimia nervosa-Patientinnen – eine prospektive Studie

Anorexia (AN) und Bulimia nervosa (BN) sind sehr ernstzunehmende psychische Erkrankungen. Das Gelingen einer stationären Behandlung setzt von Seiten der Patientinnen eine ausreichende Therapiemotivation voraus sowie die Erwartung, durch eigenes Verhalten eine Verbesserung der Symptomatik und des Wohlbefindens erreichen zu können. Dies beinhaltet zwei Aspekte: Zum einen die Überzeugung, dass wichtige Dinge im eigenen Leben durch eigenes Verhalten beeinflussbar sind (internale Kontrollüberzeugung) und nicht von anderen Personen oder dem Schicksal, Glück oder Zufall abhängen (soziale bzw. fatalistische externale Kontrollüberzeugung). Und zum anderen die Erwartung, dass man das Verhalten, dass zu einem subjektiv wichtigen Ergebnis führt, erfolgreich ausführen kann (Selbstwirksamkeitserwartung, SWE). Die wenigen Studien zu diesem Thema zeigen übereinstimmend, dass AN und BN-Patienten/innen eine niedrige Kontrollüberzeugung und eine geringe SWE haben und, dass diese Ressourcen durch eine Therapie beeinflussbar sind bzw. mit dem Therapieerfolg zusammenhängen. Vor diesem Hintergrund untersucht die vorliegende Studie in einem prospektiven Design den Verlauf und die Zusammenhänge von Essstörungssymptomatik, Lebensqualität, Kontrollüberzeugungen und Selbstwirksamkeitserwartung bei 26 BN und 24 AN-Patientinnen über ihre stationäre Behandlung. Die teilnehmenden Patientinnen (73% der geeigneten) zeigten bei Aufnahme eine vergleichbare Essstörungssymptomatik und Lebensqualität wie Essstörungsgruppen in anderen Studien. Im Vergleich zu Normpopulationen war die internale Kontrollüberzeugung geringer und die SWE wesentlich geringer, während die sozial externale Kontrollüberzeugung etwas höher war. Die Essstörungssymptomatik nahm von der Aufnahme bis zur Entlassung signifikant ab. Eine Zunahme der SWE und eine Verringerung der sozial externalen Kontrollüberzeugung über die Behandlung hingen mit einer Abnahme der Essstörungspathologie und einer Zunahme der psychischen Lebensqualität zusammen. Patientinnen, die die Behandlung vollständig durchliefen erreichten bei der Entlassung den Normbereich für die SWE, die internale und sozial externale Kontrollüberzeugung. Die Multi-level-Analyse zum Verlauf der SWE während der Behandlung zeigte, dass die Patientinnen besonders von den ersten Behandlungswochen profitieren und ihr Erreichtes dann stabilisieren können. Therapieabbrecherinnen haben eine niedrigere SWE zu Beginn der Therapie und zeigen auch eine immer geringere Zunahme der SWE über die Zeit. Die Zunahme der SWE von einer Woche zu anderen kann innerhalb einer Person sehr unterschiedlich sein. Der Typ der Essstörung hatte keinen Einfluss auf den Verlauf. Die vorliegende Studie zeigt eindrücklich, wie wichtig die Berücksichtigung von psychischen Ressourcen, besonders der Selbstwirksamkeitserwartung, für die Therapie von Patientinnen mit Anorexia und Bulimia nervosa ist.
The aim of the medical doctoral thesis (Dr. rer. medic.) was to improve my expertise in psychotherapy studies, eating disorders, and psychological resources, and to add a very important aspect to the research in this field. I assumed that effective inpatient therapy for anorexia (AN) and bulimia nervosa (BN) depended on the patient’s expectation that she/he can reach symptom improvement and well-being with her/his own behavior, i.e. on the one hand the belief, that important goals in life can be reached by own behavior (internal locus of control) and do not dependent on other’s behavior or chance (external locus of control), and on the other hand the expectation that one can perform the behavior which is acquired to reach the goal (self efficacy). Despite the relevance, both concepts have been rarely investigated in inpatients with AN or BN. Consequently, I investigated the influence of locus of control and self-efficacy on eating disorder psychopathology and quality of life in a prospective study of 26 inpatients with BN and 24 inpatients with AN. Assessments took place weekly during the inpatient stay. Data was analyzed using non-parametric methods, regression analyses for the whole sample, and multi-level-analyses for the weekly assessments. The results of the study showed how important it is to account for psychological resources, especially self-efficacy, for the inpatient therapy of eating disorders.

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