Der Zusammenhang zwischen Diabetes mellitus und dem olfaktorischen System. Eine Querschnittsanalyse im Rahmen der Heinz Nixdorf Recall Studie

Sowohl Diabetes mellitus als auch Riechstörungen gehen mit Einschränkungen der Lebensqualität einher. Bislang ist die Studienlage in Bezug auf Effekte eines Diabetes mellitus Typ-2 auf die Riechleistung widersprüchlich. Die vorliegende Arbeit ging der Frage nach, ob es einen Zusammenhang zwischen Diabetes sowie dem Erkrankungsstadium von Diabetes und der olfaktorischen Funktion gibt. Hierzu wurde eine Querschnittsanalyse mit 2896 Probanden (55–86 Jahre) im Rahmen der Dritterhebung der Heinz Nixdorf Recall Studie durchgeführt. Die olfaktorische Funktion wurde mithilfe eines Identifikationstests mit Sniffin´-Sticks erhoben. Mittels logistischer Regressionen wurden Odds Ratio (OR) und 95 %-Konfidenzintervalle (KI) geschätzt. Die Riechleistung (< 9 Punkte vs. ≥ 9 Punkte im Riechtest) wurde als abhängige Variable und Diabetes, bzw. dessen Erkrankungsstadium (HbA1c-Wert, antidiabetische Medikation, diabetesbedingte Komplikationen) als unabhängige Variable verwendet. Die Prävalenz von Normosmie lag bei Diabetikern niedriger als bei Nichtdiabetikern (20,4 % vs. 25,5 %). Anosmie lag bei 12,5 % der Diabetiker vor (Nichtdiabetiker 10,2 %). Die krude OR von 1,28 (95 %-KI 1,04–1,58) zeigt ein deutlich höheres Chancenverhältnis für Diabetiker für eine verminderte Riechfunktion. Nach Adjustierung für Alter, Geschlecht, BMI, Rauchen, Sozialstatus, Alkoholkonsum, LDL-Cholesterin und systolischen Blutdruck sinkt die OR allerdings auf eins, weshalb ein Zusammenhang nicht mehr erkennbar ist. Ebenso lassen sich keine eindeutigen Zusammenhänge zwischen diabetischen Erkrankungsstadium und olfaktorischer Funktion feststellen. HbA1c-Werte ober- und unterhalb von 7 % diskriminierten die Riechleistungen nicht. Allerdings deutet sich bei pharmakologisch therapierten Diabetikern eine erhöhte Odds Ratio von 1,35 für eine verminderte Riechfunktion an (95 %-KI 0,79–2,30). Die Ergebnisse dieser Arbeit unterstützen die Ergebnisse der bisherigen Studien, die keine Zusammenhänge finden konnten. Vergleiche mit der Literatur sind erheblich eingeschränkt durch die Verwendung sehr unterschiedlicher Riechtestmethoden sowie großer Unterschiede in der Definition von Riechstörungen und Studienpopulationen. Dadurch ist möglicherweise auch die in der Heinz Nixdorf Recall Studie vergleichsweise hohe Prävalenz von Riechstörungen zu erklären. Insgesamt zeigt sich, dass bei höherem Alter von einer abnehmenden Riechleistung auszugehen ist. Die Folgen und Gründe für diese Abnahme, insbesondere auch vor dem Hintergrund zunehmender Komorbiditäten, sollte die Bedeutung der Riechleistung für eine gute Lebensqualität in möglichst längsschnittlichen Studien intensiv weiter beforscht werden.

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