Validität von Rauchangaben sozioökonomischer Statusgruppen in Zusammenhang mit Lungenkrebs

Hintergrund: Niedriger sozioökonomischer Status (SES) ist mit einem erhöhten Risiko für die meisten Krebserkrankungen und insbesondere für Lungenkrebs assoziiert. Dabei steigt die Prävalenz des wichtigsten Risikofaktors, dem Tabakrauchen, mit sinkendem SES. Assoziationen von SES und Lungenkrebs, die teils auch nach Berücksichtigung des Rauchverhaltens beobachtet werden, sind somit wesentlich von den validen Selbstangaben zum Rauchen abhängig. Methoden: In der SYNERGY-Studie wurde unter Verwendung detaillierter Rauchangaben das Lungenkrebsrisiko (Odds Ratio (OR) mit 95% Konfidenzintervall (KI)) für berufliche SES-Gruppen (Quartile des International Socio-Economic Index of occupational status – ISEI) über logistische Regression geschätzt. In der Heinz Nixdorf Recall Studie (HRNS) wurde mittels Cotinin im Urin die Validität der Angaben zu Rauchstatus und Rauchintensität nach SES (Beruf, Bildung) ermittelt. Die Ergebnisse wurden anschließend in SYNERGY implementiert sowie fiktive Anteile der Missklassifikation simuliert. Alle Analysen erfolgten getrennt nach Geschlecht. Ergebnisse: Der soziale Gradient für Lungenkrebs reduzierte sich nach Rauchadjustierung, zeigte jedoch nach wie vor erhöhte Lungenkrebsrisiken für z. B. das niedrigste ISEI-Quartil bei Männern (OR 1,89 95% KI 1,75-2,05) und bei Frauen (OR 1,61, 95% KI 1,37-1,90). In der HRNS waren bei den selbstberichteten Nichtrauchern 2,0% der Männer und 1,8% der Frauen aufgrund der Cotininwerte potentielle Raucher. Die Anteile waren bei Nie-Rauchern geringer und insgesamt unabhängig vom SES. Die durchschnittlich gerauchte Anzahl von Zigaretten pro Tag (logarithmiert) und Kreatinin waren Prädiktoren von Cotinin, während der SES nur einen geringen Einfluss hatte. Die Simulation der Missklassifikation konnte in der SYNERGY-Studie nur mit sehr hohen fiktiven Fehlklassifikationsanteilen den Zusammenhang von SES und Lungenkrebs erklären. Schlussfolgerung: SES bleibt nach Adjustierung für das Rauchverhalten wie auch nach zusätzlicher Implementierung von Missklassifikation des Rauchens ein Risikofaktor für Lungenkrebs und bedarf weiterer Untersuchung. Aufgrund der unverzerrten Angaben zum Rauchverhalten lässt sich für die HRNS sowie vergleichbare Studienpopulationen von einer sehr hohen Validität der primär vom Rauchen abhängigen Ergebnisse ausgehen.

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