Chronische Schmerzerkrankungen im Kontext von Paarbeziehungen

Chronische Schmerzerkankungen stellen volkswirtschaftlich und medizinisch gesehen ein relevantes Problem in unserer Gesellschaft dar. Eine oftmals fehlerhafte und / oder mangelhafte Therapie führt zu stark eingeschränkter Lebensqualität und Alltagsfähigkeit der betroffenen Patienten. Es ist bekannt, dass für die Entstehung und Aufrechterhaltung von Schmerzerkrankungen nicht nur morphologische Störungen verantwortlich sind, sondern psychosoziale Faktoren sowie Ressourcen und psychischer Zustand des Patienten eine große Rolle spielen. Auch die Partnerschaft des Patienten als großer Bestandteil des sozialen Umfeldes und das Verhalten beider Partner in einer Stresssituation, welche durch die Schmerzerkrankung entsteht, sprich das Dyadische Coping, scheinen einen Einfluss auf Schmerzerleben des chronisch Schmerzkranken zu nehmen. In der von uns durchgeführten Studie soll untersucht werden, wie stark Depressivität und Ängstlichkeit in einer Gruppe chronisch Schmerzkranker ausgeprägt sind und wie partnerschaftliche Qualität / Stabilität, dyadisches Coping und Selbstwirksamkeitserleben mit dem Schmerzempfinden sowie der schmerzbedingten Funktionseinschränkung zusammenhängen. Methodik: Zur Beantwortung der Fragestellungen wurden ambulante Patienten mit chronischen Schmerzerkrankungen befragt. Die Befragung erfolgte im Design einer Querschnittstudie mithilfe eines Fragebogenpakets, welches neben einigen Fragen zur demografischen Abbildung Instrumente zur Erfassung des Schmerzerlebens (PDI, SES), der Lebensqualität (SF-12), der psychiatrischen Auffälligkeit (HADS-D) und der Beziehungsqualität (PFK-B) bzw. des dyadischen Copings (DCI) und der Selbstwirksamkeit (SWE) enthielt . Ergebnisse: Das untersuchte Patientenkollektiv bestand aus 141 Patienten mit einem mittleren Alter von 56,71 Jahren (SD 11,78). Ängstlichkeit und Depressivität waren in diesem Kollektiv gegenüber der Normalbevölkerung signifikant erhöht (HADS-D_Ängstlichkeit p<0.001 ; HADS-D_Depressivität p<0.001), die psychische (SF-12): p<0.001) und körperliche (SF-12: p<0.001) Lebensqualität signifikant erniedrigt (. Es zeigte sich außerdem, dass verschiedene Faktoren wie Selbstwirksamkeitserleben, Ängstlichkeit und Depressivität mit der schmerzbezogenen Funktionseinschränkung aber auch mit der Schmerzempfindung zusammenhängen. In der direkten Analyse der Zusammenhänge zwischen DCI und SES ergaben sich zwar keine signifikanten Korrelationen (DCI_gesamt / SES-A p=0.843), jedoch hat sich bspw. ein Zusammenhang zwischen Beziehungsdauer und höherer psychischer gesundheitsbezogener LQ (p< 0.001), geringerem Wert im PDI (p<0.001), affektivem Schmerzempfinden (p=0.007) und geringerer Symptombelastung (p<0.001) dargestellt. Diskussion: Die Ergebnisse unterstreichen noch einmal die Relevanz der Problematik in der Behandlung chronischer Schmerzpatienten durch komorbide psychische Störungen sowie die Relevanz von Ressourcen für den Verlauf einer Schmerzerkrankung. Auch in Zusammenschau mit anderen Studien zum Thema Schmerzerkrankungen und Partnerschaft lassen die Ergebnisse unserer Studie einen Zusammenhang zwischen Beziehungsstabilität bzw. Dyadischem Coping und Schmerzerleben vermuten und machen die Notwendigkeit sowohl einer psychiatrischen Evaluation und ggf. Mitbetreuung für Schmerzkranke sowie der Miteinbeziehung ihrer Partner in die schmerztherapeutische Behandlung deutlich.

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