Psychologische und peripher-physiologische Reaktionen auf interozeptive versus exterozeptive Schmerzreize bei Gesunden

Schmerzen sind der Medizin allgegenwärtig und ein Symptom vieler Krankheitsbilder. Obwohl es Hinweise auf Unterschiede in Bezug auf die Unangenehmheit von viszeralen im Vergleich zu somatischen Schmerzreizen gibt, sind die zugrunde liegenden emotionalen Lernmechanismen für Schmerzen unterschiedlicher Modalitäten weiterhin unklar. In der Akquisition wurden N = 25 gesunden Frauen viszerale und somatische Schmerzreize appliziert, die jeweils durch einen visuellen Cue angekündigt wurden und bezüglich der Schmerzintensität gematcht waren. In der Extinktion wurden die Cues ohne anschließenden Schmerzreiz präsentiert. Viszerale Schmerzreize wurden unabhängig von der Schmerzintensität als unangenehmer empfunden. Auch die Angst vor dem Schmerzreiz war zu jedem gemessenen Zeitpunkt größer vor dem viszeralen als vor dem somatischen Schmerzreiz. Trotz vergleichbarer Bewertung der Cues vor Beginn der Akquisition, wies der Cue für den viszeralen Schmerzreiz im Vergleich zum Cue für den somatischen Schmerzreiz nach der Akquisition eine höhere negative Valenz auf. Die physiologische Erregung in Form der elektrodermalen Aktivität als Reaktion auf die Schmerzreize war für beide Modalitäten vergleichbar. Die physiologischen Reaktionen auf die Cues in der Akquisition und Extinktion unterschieden sich ebenfalls nicht. Die Extinktion verlief für beide Schmerzmodalitäten gleich effizient. Die vorliegenden Ergebnisse unterstreichen die höhere evolutionär-biologische Salienz des viszeralen Schmerzreizes. Diese Arbeit ergänzt die bestehenden Befunde insbesondere in Hinblick auf die Spezifität von emotionalen schmerzbezogenen Lernprozessen für interozeptive, viszerale Reize im Vergleich zu exterozeptiven, somatischen Reizen. Weitere Studien müssen klären, ob und inwiefern diese Lernprozesse bei Patienten mit chronischen Schmerzsyndromen verändert sind.

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