Nierentransplantierte Kinder mit angeborenen Urethralklappen: eine fallkontrollierte Langzeitstudie

Ziel der vorliegenden, retrospektiven Arbeit war es, das Outcome von Nierentransplantationen in Patienten mit angeborenen, posterioren Urethralklappen zu analysieren und eine Aussage darüber zu treffen, ob für sie ein Langzeitergebnis nach Nierentransplantation vergleichbar zu Patienten ohne obstruktive Grunderkrankung erreicht werden kann. Im Rahmen einer Fallkontrollstudie wurde der Krankheitsverlauf von 26 Kindern mit obstruktiven Urethralklappen untersucht, die zwischen 1998 und 2011 nierentransplantiert wurden. Als Kontrollgruppe wurden 26 Patienten ohne obstruktive Grunderkrankung ausgewählt und hinsichtlich des Alters bei Transplantation (mittleres Alter 9,3 / 9,5 Jahre), des Beobachtungszeitraumes nach Transplantation (mittlerer Nachbeobachtungszeitraum 6,3 / 6,9 Jahre) und des Geschlechtes gematcht. Bezüglich Dialysedauer, Art der Dialyse, Art der Spende und des verwendeten Immunsuppressionsprotokolls fanden sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen. Zwischen den Patienten mit Urethralklappen und jenen der Kontrollgruppe konnten bei Entlassung nach Transplantation, nach fünf und zehn Jahren Nachbeobachtungszeit, keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich der Transplantatfunktion festgestellt werden. Ebenso fanden sich keine signifikanten Unterschiede bezüglich der Häufigkeit von Abstoßungsreaktionen, Transplantat- und Patientenüberleben. In der Betrachtung der Daten vor Transplantation konnte ein nach Klappenablation persistierender, hochgradiger Reflux als Risikofaktor für das frühzeitige Erreichen einer terminalen Niereninsuffizienz identifiziert werden. Im Mittel trat diese 2 Jahre eher ein als bei Patienten ohne hochgradigen vesikoureteralen Reflux. Nach Transplantation konnte der Nachweis eines Refluxes bei Patienten mit Urethralklappen mit therapiebedürftigen Blasendysfunktionen assoziiert werden. Alle acht Patienten mit einem vesikoureteralen Reflux in das Transplantat wiesen Blasenfunktionsstörungen auf und wurden entsprechend medikamentös behandelt. Eine Assoziation zu den drei Transplantatverlusten der Gruppe bestand jedoch nicht. Harnwegsinfekte konnten, sowohl vor als auch nach Transplantation, bei Patienten mit Urethralklappen signifikant häufiger beobachtet werden. Eine Assoziation gehäufter Harnwegsinfekte mit dem früheren Erreichen einer terminalen Niereninsuffizienz bzw. einem Transplantatverlust konnte nicht nachgewiesen werden. Patienten mit Urethralklappen, die einer Nierentransplantation zugeführt werden, stellen eine spezielle Subgruppe nierentransplantierter Patienten dar. Eine intensive Betrachtung der obstruktiven Grunderkrankung ist unerlässlich, auch nach Klappenentfernung und im Posttransplantationsverlauf. Unter Berücksichtigung der Grunderkrankung sind für die Patienten dieser Subgruppe allerdings vergleichbare Ergebnisse hinsichtlich Transplantatfunktion, Transplantatüberleben und Patientenüberleben im Langzeitverlauf erzielbar.

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