Schlafcharakteristiken und Medikamenteneinnahme : Ergebnisse der Heinz Nixdorf Recall Studie

Ziele:
Da die Übertragbarkeit von Nebenwirkungsangaben auf die Allgemeinbevölkerung fraglich ist, wurde der Zusammenhang zwischen der Einnahme von schlafstörenden beziehungsweise schlafinduzierenden Medikamenten und selbstberichteten Schlafcharakteristiken anhand einer bevölkerungsbasierten Studie untersucht.
Methoden:
Es wurden Daten der Basiserhebung der Heinz Nixdorf Recall Studie (2000-2003, n=4.500, 49,4% männlich, 45-75 Jahre alt) genutzt. Das Interview lieferte Angaben zu Schlafstörungen, Schlafdauer, Mittagsschlaf und Medikamen-teneinnahme. Unter Nutzung der Fachinformation der Hersteller konnten wir jedem Medikament eine Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Schlafstörungen oder Schlafinduktion zuordnen. Diese Wahrscheinlichkeiten wurden in eine dicho-tome Variable überführt und zur Berechnung einer kumulativen Wahrscheinlichkeit pro Teilnehmer genutzt. Anhand von log-Poisson-Regressionsmodellen mit robuster Varianz wurden Prävalenz-Ratios (PR) mit 95%-Konfidenzintervallen (95% KI) geschätzt. Zur Identifikation von Interaktionen auf der additiven Skala wurden Interaktionskontraste gebildet.
Ergebnisse:
Die adjustierten PRs für Gesamtschlafstörungen pro zusätzlich eingenommenem schlafstörenden Medikament waren 1,01 (95% KI: 0,97;1,06) für Männer und 1,03 (95% KI: 1,00;1,07) für Frauen. Bei Einnahme von schlafstörenden Medikamenten zeigten sich Zusammenhänge mit kurzer Schlafdauer für Frauen und langer Schlafdauer für Männer. Die Schätzer für sämtliche Schlafcharakteristiken zeigten keinen monotonen Verlauf bei steigender kumulativer Wahrscheinlichkeit für eine medikamenten-bezogene Schlafstörung. Abgesehen von Mittagsschlaf und kurzer Schlafdauer bei Frauen waren nur geringe und unpräzise Interaktionseffekte auf der additiven Skala in Bezug auf die untersuchten Schlafcharakteristiken identifizierbar.
Schlussfolgerungen:
Die Angaben zu schlafbeeinträchtigenden Nebenwirkungen von Medikamenten auf Basis der Fachinformationen zeigten keinen klaren Zusammenhang mit selbstberichteten Schlafcharakteristiken. Die Neben-wirkungsangaben sind möglicherweise nicht auf die Allgemeinbevölkerung übertragbar oder weisen nur eine begrenzte Datenqualität auf. Das Fehlen eines klaren Zusammenhangs ist vermutlich nicht durch Interaktionseffekte bedingt.
Aims:
Since the transferability of adverse drug reaction data to the general population is questionable, the relationship between the intake of sleep disturbing or sleep inducing drugs and self-reported sleep characteristics was investigated in a population-based study.
Methods:
Data from the baseline examination of the Heinz Nixdorf Recall Study (2000-2003, n=4,500, 49.4% male, 45-75 years old) were used. The interview provided information on sleep disturbances, sleep duration, midday naps and medication. Using the summary of product characteristics provided by the manufacturers, we were able to assign a probability of the occurrence of sleep disturbance or sleep induction to each drug. These probabilities were converted into a dichotomous variable and used to calculate a cumulative probability per participant. Using log-poisson regression models with robust variance, prevalence ratios (PR) were estimated with 95% confidence intervals (95% CI). Interaction contrasts were estimated to identify interactions on the additive scale.
Results:
The adjusted PRs for any regular nocturnal sleep disturbance per additional sleep disturbing drug were 1.01 (95% CI: 0.97;1.06) for men and 1.03 (95% CI: 1.00;1.07) for women. The use of sleep-impairing medications showed associations with short sleep duration for women and long sleep duration for men. The estimates for all sleep characteristics did not increase with rising cumulative probability for a drug-related sleep disturbance. Apart from midday nap and short sleep duration in women, only minor and imprecise interaction effects were identifiable on the additive scale with respect to the sleep characteristics studied.
Conclusions:
The data on sleep-impairing adverse effects of drugs based on the summary of product characteristics showed no clear association with self-reported sleep characteristics. The data on adverse drug effects may not be transferable to the general population or show only limited data quality. The lack of a clear association is probably not due to interaction effects.

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