Evaluation von Prognosefaktoren für Patienten auf der Warteliste vor Lebertransplantation

Die Zahl der postmortalen Leberspenden ließ in Deutschland in den letzten zehn Jahren um 20% nach. Dies führte zu einem Organmangel, der bisher auch durch Ausweitung der Spenderkriterien nicht behoben werden konnte. Die nachlassende Zahl der Leberspenden und der erhöhte Organbedarf führten zu einem Anstieg der Patienten auf der Warteliste zur Lebertransplantation. Durch lange Wartezeiten stieg die Wartelistenmortalität. Ziel dieser Studie war es, unabhängige, zusätzliche Prognosefaktoren zum MELD-Score, sowohl für die Lebertransplantation als auch für den Tod von Patienten auf der Warteliste herauszuarbeiten.
Methodik
Zwischen 01.01.2011 und 31.12.2013 wurden 481 von 574 Wartelistenpatienten des Universitätsklinikum Essens in die retrospektive Studie aufgenommen und untersucht. Ausgeschlossen wurden Patienten unter 18 Jahren, kombinierte Organtransplantationen sowie Leber-Lebendspenden. Das Patientenüberleben wurde mit Hilfe der Kaplan-Meier-Methode errechnet und mit dem Logrank Test verglichen. Uni- und multivariate Analysen wurden mit Regressionsanalysen und dem Cox-Model erstellt.
Ergebnisse
Der durchschnittliche Listungs-MELD aller Wartelistepatienten lag bei 16.9 Punkten. 133 (33%) Patienten verstarben auf der Warteliste. Die Drei-Monatsüberlebensrate der lebertransplantierten Patienten lag bei 89%, verglichen mit 71% der nicht lebertransplantierten Patienten (p<0,001). Die multivariate Analyse identifizierte mehrere klinische Parameter wie Intensivstationsaufenthalt, Listungs-MELD sowie Komplikationen der Leberzirrhose als unabhängige Risikofaktoren für die Wartelistenmortalität. Als einziger protektiver Prognoseparameter für das Patientenüberleben nach Aufnahme auf die Warteliste stellte sich die Lebertransplantation heraus. Des Weiteren zeigten sich in der multivariaten Analyse kleine Körpergröße, Voroperation, Intensivstationsaufenthalt sowie Komplikationen der Leberzirrhose als negative Faktoren für die Durchführung einer Lebertransplantation.
Schlussfolgerung
Faktoren wie Intensivpflichtigkeit, Z.n. Myokardinfarkt, hohes Alter und hoher Listungs-MELD erhöhen die Wartelistenmortalität. Die Berücksichtigung dieser Faktoren, zusätzlich zum MELDScore, könnte die Wartelistenmortalität verringern. Die einzige Überlebenschance für Patienten mit terminaler Leberinsuffizienz bietet eine Lebertransplantation. Das beste Überleben weisen Patienten ohne die erwähnten Risikofaktoren auf. Wünschenswert wäre deshalb eine frühzeitige Lebertransplantation, vor Auftreten der Risikofaktoren.

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