Transkutane Sonographie in der Differenzialdiagnose von Peritonsillarabszess und Peritonsillitis, eine retrospektive Diagnosestudie

Einführung: Der Peritonsillarabszess (PTA) ist ein häufiges Krankheitsbild in der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, trotzdem ist die Differentialdiagnose zwischen einer ausgeprägten Peritonsillitis und einem PTA häufig schwierig. Zur besseren Unterscheidung haben wir Daten von 100 Patienten unserer Klinik mit dem klinischen Verdacht auf einen PTA, bei denen eine transkutane B-Mode-Sonographie durchgeführt worden war, ausgewertet. Untersucht wurde unter anderem, ob der klinische Verlauf bzw. der intraoperative Befund mit dem Sonographieergebniss übereinstimmt. Methoden: Zwischen Oktober 2012 und September 2014 wurden insgesamt 100 Patienten mit dem klinischen Verdacht auf einen PTA identifiziert und einer transkutanen B-Mode-Sonographie unterzogen. Als Sonographiegeräte kamen ein GE Loqic P5/A5 und ein Philips HD 11 XE zur Anwendung. Untersucher waren mehrere Ärzte in unterschiedlichen Stadien der HNO-Weiterbildung unserer Klinik. Alle Untersucher waren routiniert in der Kopf-Hals-Sonographie und hatten im Vorfeld einen Sonographiekurs erfolgreich abgeschlossen. Ergebnis: Bei 62 Patienten wurde sonographisch eine abzessverdächtige Struktur nachgewiesen, die Seitenverteilung zeigte sich mit 31 links, 29 rechts und zwei beidseitigen Abszessen ausgeglichen. Insgesamt 67 Patienten wurden einer chirurgischen Intervention unterzogen, 59 Patienten wurden tonsillektomiert, bei 9 Patienten wurde eine Punktion bzw. Inzision durchgeführt. Ein Patient wurde zunächst punktiert und im weiteren Verlauf dann noch tonsillektomiert. Der sonographische Befund stimmte in 50 von 59 Fällen mit dem operativen Befund überein. Bei 9 Patienten wurde eine Abszesspunktion durchgeführt, hierbei lag bei 8 Patienten eine Übereinstimmung mit dem Punktionsergebnis vor. Somit korrelierte die Sonographie in 84,7 % mit dem intraoperativen Befund bzw. in 88,8% mit dem Punktionsergebnis. Von den 32 Patienten die sonographisch unauffällig waren und keiner chirurgischen Maßnahme zugeführt wurden, stellte sich keiner mit einer erneuten Tonsillenproblematik wieder vor. Die Sensitivität lag in unserem Patientenkollektiv bei 89,6 %, die Spezifität bei 76,2 %. Schlussfolgerungen: Die transkutane Sonographie der Tonsillenregion ist ein einfaches, schnell durchzuführendes und diagnostisch sicheres Verfahren, um eine bessere Unterscheidung zwischen einem PTA und einer Peritonsillitis zu ermöglichen. Zusätzlich ist dieses Verfahren einfach zu lernen und auch von Anfängern sicher zu beherrschen. Das Verfahren kann für die diagnostische Routine empfohlen werden.

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