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Kokain: Zur gesellschaftlichen Karriere einer Droge

Die Ereignisse in Osteuropa und im Nahen Osten haben unsere Aufmerksamkeit vom Drogenkrieg abgelenkt. Auch in der Bundesrepublik wird der Drogentod gestorben. 1990 stieg die Zahl der Rauschgifttoten um 50% auf über 1.400 Fälle an. Gleichzeitig nahm die beschlagnahmte Rauschgiftmenge beängstigend zu. Gerade beim Kokain sind erhebliche Steigerungsraten unverkennbar. Konfiszierten die Rauschgiftfahnder 1980 "nur'' 22 Kilo Kokain, waren es 1990 an die zweieinhalb Tonnen. Die Frage stellt sich, ob die Bundesrepublik vor einer Kokainschwemme steht.

In den USA hat Kokain sein elitäres Flair längst verloren, insbesondere seit das Kokainderivat Crack auf dem amerikanischen Drogenmarkt aufgetaucht ist. Der Gebrauch von Kokain durchzieht in den Vereinigten Staaten heute alle gesellschaftlichen Schichten und ist zu einem sozialen Problem ersten Ranges geworden. Kokain stellte in den siebziger Jahren aufgrund seines hohen Preises, wie jeder andere materielle Besitz, ein Prestigesymbol dar. Crack symbolisiert dagegen soziale Unterschicht, Beschaffungs- und Gewaltkriminalität. Für viele Amerikaner ist mittlerweile Crack zum Inbegriff einer modernen Seuche geworden.

Auch hierzulande scheint sich die Kokainsituation zu verschärfen. Aber anders als in den USA hat Kokain bei uns immer noch das Image einer "Jet-Set-Droge". Assoziiert man mit Heroin den ''Tod auf dem Bahnhofsklo", ist Kokain nach wie vor positiv besetzt. Der Gebrauch der Droge stellt noch kein soziales Stigma dar.

Dieser Beitrag geht nicht auf die Frage ein, woher die Sucht nach oder die Abhängigkeit von Kokain kommt. Vielmehr beschäftigt er sich mit den kulturge­schichtlichen Erscheinungen und gesellschaftlichen Wirkungen der Droge Kokain. Daneben soll aufgezeigt werden, welche sozialen Faktoren den Kokain­ gebrauch gefördert und welche ihn behindert haben.

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