Schlüsselkompetenzen von Jugendlichen - Begriffsbestimmung, Erfassung und Analyse von für ihren Erwerb relevanten Faktoren

Eine multikulturell geprägte Gesellschaft, technologischer Fortschritt und globalisierte Märkte stellen heutzutage neue Anforderungen an Auszubildende und spätere qualifizierte Fachkräfte in Deutschland. Im Kontext dieser Entwicklungen rückt die Vermittlung von Schlüsselkompetenzen als Grundlage für die berufliche Handlungsfähigkeit und als Schlüssel für eine erfolgreiche Lebensbewältigung immer mehr in den Fokus der bildungspolitischen Diskussion. Bei Unternehmen steigt das Interesse, schon bei der Auswahl von Bewerber/inne/n für Ausbildungsplätze neben fachspezifischen Kompetenzen auf vorhandene Schlüsselkompetenzen zu achten, was in den Schulen einen erhöhten Bedarf zur Erkennung und zur Förderung dieser Schlüsselkompetenzen auslöst. Allerdings existiert bisher keine einheitliche Definition von Schlüsselkompetenzen und die Erhebungsverfahren sind vielfältig je nach wissenschaftlicher Disziplin. Vor allem gibt es nur sehr eingeschränkt Erkenntnisse darüber, welche persönlichen Faktoren und welche Faktoren in der sozialen Umwelt von Jugendlichen für die Entwicklung von Schlüsselkompetenzen relevant sind, was die Auswahl von geeigneten Förderkonzepten schwierig macht. Daher beschäftigt sich die vorliegende Dissertation mit der Ausarbeitung eines Modells zur Erfassung von Schlüsselkompetenzen anhand von interdisziplinär verorteten theoretischen Ansätzen zu ihrer Definition und von internationalen empirischen Studien. Auf der Basis der daraus resultierenden Erkenntnisse wurde ein für Schulen handhabbarer und einheitlich gestalteter Fragebogen für die Selbsteinschätzung von Schüler/inne/n entwickelt. Dieser Fragebogen zielt auf die Erfassung vorhandener berufsrelevanter Schlüsselkompetenzen – wie beispielsweise Durchsetzungsfähigkeit, Empathiefähigkeit oder Computernutzungs-kompetenz – ab und ermittelt persönliche Faktoren wie Selbstwirksamkeit oder Selbstreflexion sowie Faktoren aus Familie, Schule und Freizeit. Der Fragebogen wurde in 9. Klassen an Realschulen im Ruhrgebiet eingesetzt. In der Auswertung wurden diese Daten mit Erhebungen zum schulischen Umfeld verknüpft. Die Resultate der Reliabilitätsanalysen und konfirmatorischen Faktorenanalysen bestätigen zunächst die Validität der Erhebungsinstrumente. Somit sind die genutzten Skalen zur Erfassung von Schlüsselkompetenzen und zur Ermittlung von Einflussfaktoren nutzbar. Als ein zentrales Ergebnis der Studie ist festzuhalten, dass – wie die konfirmatorischen Faktorenanalysen und auch die Zusammenhangsanalysen zeigen – man nicht von „den Schlüsselkompetenzen“ im Allgemeinen sprechen sollte, sondern immer ein differenzierter Blick auf einzelne Schlüsselkompetenzen gewährleistet sein muss, da verschiedene Teilkompetenzen nicht unbedingt miteinander zusammenhängen. Daher ist es besonders wichtig, darauf zu achten, welchen Bedarf die einzelnen Jugendlichen in den jeweiligen Teilkompetenzen haben, um Maßnahmen zur Förderung gezielt einsetzen zu können. Die Ergebnisse der Korrelations- und Regressionsanalysen zeigen darüber hinaus, dass zum Teil starke Zusammenhänge zwischen den persönlichen Faktoren und bestimmten Schlüsselkompetenzen bestehen. Die herkunftsspezifischen Merkmale fallen im Hinblick auf die Ausbildung von Schlüsselkompetenzen jedoch weniger ins Gewicht als erwartet. Eine Benachteiligung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund ist im Hinblick auf die Entwicklung von Schlüsselkompetenzen nicht erkennbar. Geschlechterunterschiede ergeben sich bei der Ausprägung von sechs der achtzehn untersuchten Schlüsselkompetenzen. Schulische Faktoren haben im Vergleich zu den familiären Verhältnissen größeren Einfluss. So wirkt sich ein kooperativ gestalteter Unterricht beispielsweise auf verschiedene Schlüsselkompetenzen der Bereiche „zweckrationales Handeln“ und „selbstgesteuertes Lernen anhand von Lernstrategien“ positiv aus. Für die Ausbildung der Computernutzungskompetenz sind die Möglichkeiten zur intensiven Nutzung von Computern und des Internets sowie zusätzlicher Informatikunterricht besonders wichtig. Insgesamt zeigen diese Ergebnisse, dass berufsrelevante Schlüsselkompetenzen in hohem Maße in der Schule erworben werden können und durchaus Potenziale im Hinblick auf ihre Förderung vorhanden sind.
An increasingly multicultural society, technological progress and globalised markets nowadays put new demands on trainees and qualified professionals in Germany. In the context of these developments, the provision of key competencies as a basis for vocational skills as well as life skills comes into focus within the debate on education policy. More and more companies use key competencies alongside subject-specific competencies as part of their recruitment criteria of candidates for apprenticeships. As a result, schools are beginning to recognize an increased need for the development of key competencies. However, so far there is no general definition of key competencies and survey procedures are different in each scientific discipline. Moreover, there is very limited knowledge on the extent to which personal factors and the social environment of young people influence the development of key competencies. As a consequence, it is difficult to select concepts that support the acquisition of these competencies. This doctoral thesis develops a model for the survey of key competencies that is based on interdisciplinary theoretical approaches on their definition and on international empirical studies. On the basis of this theoretical framework, a questionnaire was developed that facilitated a self-assessment of pupils. This questionnaire aims at the recording of professionally relevant key competencies – such as assertiveness, empathy, or computer skills – and of personal factors like self-efficacy and self-reflection as well as information on family, school and recreational activities. The questionnaire was used in the 9th grade of secondary schools (“Realschulen”) in the Ruhr Area. In the analysis, these data were linked to information about the school environment. The results of the reliability analysis and confirmatory factor analyses validate the survey design. The criteria used for the identification of key competencies and the information captured with regard to personality traits such as self-efficacy or self-reflection are therefore valid and suitable. As a central result of the study, the confirmatory factor analysis and related analyses show that one should not focus on "key competencies" in general, but always distinguish between different competencies, as specific competencies are not necessarily linked to each other. ctake a differentiated look at individual key skills. For the development of key competencies it is particularly important to identify the needs of young people with regard to specific competencies in order to develop more targeted measures. The results of the correlation and regression analyses show that in some cases a significant correlation between personal factors and specific key competencies exists. Contrary to expectation, the ethnic background of the participants had no measurable impact on the development of key competencies. A disadvantage for young people with an immigration background is not apparent in the data. Gender differences were visible in six of the eighteen examined key competencies. Schools and education had a greater impact compared to the family situation. As a consequence, a teaching style designed around the cooperation between student and teacher will have a positive effect on the development of competencies such as "goal oriented, rational action", or "independent learning based on learning strategies". For the development of computer skills, opportunities for the intensive use of computers and the internet in addition to classroom-based computer education are particularly important. This shows that key competencies can be acquired at school and that there is a potential to promote them.

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