Markterschließung im Kooperationsmodell - eine alternative Strategie zur Einführung intelligenter Strommesssysteme in der Energiewirtschaft in Deutschland

Die Arbeit untersucht die Voraussetzungen zur Einführung von Produktinnovationen für Netzwerkgüter mit überwiegend negativer Vorteilsbewertung aus Adoptersicht unter Verzicht auf Zwang durch Gesetze und Verordnungen als Einführungsstrategie am Beispiel intelligenter Strommesssysteme in Deutschland. Dabei wird aufgrund ihrer besonderen Teilbeiträge zur Problemlösung auf die Erkenntnisse von Hetmank (Netzwerkökonomie), Liehr (Kritische-Masse-Systeme) und Selders (Kostenzuteilung in der kooperativen Spieltheorie) zurückgegriffen. Für die Auflösung des Investitionsdilemmas einer negativen Vorteilsbewertung als Diffusionshemmnis einer freiwilligen Adoption wird das Konzept des Drittnutzens eingeführt und als Minderung der Adoptionskosten in die Gesamtnutzenfunktion des Adopters integriert. Dies führt einerseits zur Bewertbarkeit des Nutzens Dritter außerhalb der Anbieter-Nachfrager-Konstellation für den Nachfrager und erfordert andererseits die Internalisierung des Drittnutzens durch den Anbieter. Für die Analyse des Einflusses mehrerer Absatzmärkte auf den Diffusionsverlauf aus Anbietersicht wird zunächst die Definition von Kritische-Masse-Systemen dahingehend modifiziert, dass direkter Netznutzen gegeben jedoch nicht dominant sein muss. Im Anschluss wird das Konzept des multidimensionalen Kritische-Masse-Systems eingeführt, das das Konzept des Kritische-Masse-Systems um die Kritische-Masse der Drittnutzenentstehung erweitert. Das Phasenmodell des Diffusionsverlaufs wird um eine Katalysatorphase erweitert, in der der Drittnutzen bereits entsteht, die Stabilitätsphase jedoch noch nicht erreicht ist. In dieser Marktphase kann das Netzprodukt durch den Anbieter dauerhaft zum Preis mit Drittnutzeninternalisierung angeboten werden, wodurch die Vorteilsbewertung aus Adoptersicht positiv und das Diffusionshemmnis aufgelöst wird. Aus der Prämisse, dass ein einzelner Anbieter diese Internalisierung des Drittnutzens nicht gewährleisten kann, wird die modelltheoretische Betrachtung um ein Kooperationserfordernis zwischen spezialisierten Mehrproduktmonopolen auf der Anbieterseite erweitert und dessen dauerhafte Stabilität und Freiwilligkeit unter Anwendung spieltheoretischer Kriterien bewertet. Damit wird ein Beitrag zur gesellschaftlichen Diskussion im Kontext der Umsetzung der Energiewende durch Marktkräfte geleistet, der auf der Basis von Freiwilligkeit und Stabilität die Entstehung neuer Geschäfts- und Markterschließungsmodelle begünstigt und darüber hinaus auf die Diffusion von Innovationen anwendbar ist.
This study analyses prerequisites for voluntary mass-market rollout of product innovation in markets with network effects for products the adoption costs of which exceed customer benefits. Key example for this product category is a voluntary smart meter rollout in the energy sector in Germany. Due to their particular contribution to the development of a suitable strategy this study refers to the studies of Hetmank (network economy), Liehr (critical mass systems), and Selders (cost allocation in co-operative game theory). The concept of third party benefits is introduced and incorporated into the overall utility function to resolve the investment dilemma of individual unprofitability as key obstacle of voluntary adoption by end consumers. The economic internalisation of third party benefits by the vendor lowers adoption costs at individual level. Thus, third party benefits become assessable for end consumers and rollout costs have no longer to be fully absorbed within the vendor-consumer-relationship. In addition to that, the concept of multiple critical mass systems is introduced to allow analysis of interdependencies of multiple network markets with relevance for the same product. Both, end consumer and third parties benefit from smart meter rollout and show different willingness to pay at different diffusion levels. Based on the assumption that a single vendor is not solely able to internalise all third party benefits to most effectively lower adoption costs for end consumers a co-operation model is developed based on co-operative game theory to allow sustainable market development with stable and voluntary partnership enterprises. Hereby, the evaluation of this model follows formal co-operative game theory criteria. This study contributes to energy transition from nuclear and fossil-fuel energy towards renewable energies based on voluntariness and stability and paves the ground for new business and market development strategies. The results of this study are also applicable for the diffusion of innovative products in other sectors, e.g. logistic sector.

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