Zeichen, Körper und Bewegung : Praxisformen der Vergemeinschaftung und der Selbst- Gestaltung im neuen Straßensport

Ein oberflächlicher Blick auf aktuelle Veränderungen im Freizeitverhalten, speziell auf die neuen Trendsportarten, scheint die kulturpessimistische Befürchtung zu bestätigen, dass die Individualisierung traditionale soziale Bindungen auflöse und besonders die Jüngeren soziale Verbindlichkeiten mieden. Bei näherem Hinsehen zeigt sich jedoch, dass in neuen Sportarten und Bewegungsspielen gerade außerhalb der verbindlichen Strukturen von Vereinen und Verbänden neue, zwar flüchtige, aber keineswegs oberflächliche Formen der Gemeinschaftlichkeit praktiziert werden, die das genaue Gegenteil von Bindungslosigkeit sind. Sie verlangen von den Akteuren eben aufgrund ihres schwachen Organisationsgrades hohe Investitionen an Engagement und Leidenschaft, formieren sich als distinktive und exklusive »Wahlverwandtschaften« des Geschmacks über gemeinsame Zeichen, Stile, Codes, (Körper-)Merkmale und Bewegungsgestalten und prägen damit Praxisformen der Gemeinsamkeit und der Selbst-Gestaltung aus, die über den Bereich der Spiele auf Strukturwandlungen auch in anderen sozialen Feldern hindeuten.

A superficial glance at current changes in recreational activities - especially in trend sports – seems to confirm pessimistic fears that a growing individualization is breaking up traditional social relationships. Moreover it appears that young people especially try to avoid these social obligations. A closer look, however, reveals that in these very sport activities and active games – outside the binding structures of clubs and organizations – new and brief, but by no means superficial forms of togetherness are practiced. This is exactly the opposite of a lack of relationships. Because of their loose organizational structure these sport activities demand a high investment of dedication and enthusiasm of their particpants. These activities form themselves as distinctive end exclusive »Wahlverwandtschaften« (chosen relationships) of taste with the help of mutual signs, styles, features, codes, movements and gestures. This is how they create certain practical forms of mutuality and creativity which hint to structural changes in other social fields apart from the field of sports.

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