Schlaganfallwissen unter Diabetikern : Eine Querschnittstudie unter Berücksichtigung von Alter, Geschlecht, Migration und Sprachkenntnissen

Untersuchungen haben gezeigt, dass Diabetiker und Migranten ein erhöhtes Schlaganfallrisiko aufweisen. Beim Auftreten von Schlaganfallsymptomen ist die rasche Alarmierung der Rettungskette notwendig, damit die Dauer der Ischämie des Hirngewebes möglichst gering ist und Therapieverfahren wie z.B. die Lysetherapie eingesetzt werden können. Bevölkerungsbasierte Studien haben Defizite im Schlaganfallwissen gezeigt, doch ist wenig zum Kenntnisstand von Diabetikern mit und ohne Migrationshintergrund bekannt. Gegenstand dieses Dissertationsprojekts war die Durchführung einer Querschnittsstudie zum Schlaganfallwissen unter Diabetikern (Typ 2 und Typ 1) aus einer Hausarztpraxis mit diabetologischem Schwerpunkt, die auch viele Patienten betreut, die aus der Türkei nach Deutschland migriert sind. Die Datenerhebung erfolgte mit einem standardisierten Fragebogen, den Patienten wahlweise in deutscher oder türkischer Sprache ausfüllten. Für jeden Teilnehmer wurde analysiert, welche Schlaganfallrisikofaktoren, Schlaganfallsymptome und welche Handlungsoptionen genannt wurden. „Gutes Symptomwissen“ war als Kenntnis von mindestens zwei Schlaganfallsymptomen definiert. „Gutes Handlungswissen“ war bei Alarmierung des Notarztes oder Vorstellung in einer Notaufnahme gegeben. Wenn sowohl gutes Symptom- als auch Handlungswissen vorlagen, war dies als „gutes Schlaganfallwissen“ definiert. Von 250 Teilnehmern nahmen 231 an der Studie teil (Teil-nehmerrate: 92,4%). Die Analysepopulation von 218 Patienten umfasste 134 Diabetiker deutscher Herkunft (53,6%) und 84 Diabetiker, die aus der Türkei nach Deutschland migriert waren (33,6%). Gemäß den Einschlusskriterien wurden 13 Patienten (5,2%) mit anderem Migrationshintergrund ausgeschlossen. Von den 218 Teilnehmern wiesen 39,4% ein gutes Schlaganfallwissen auf, während 24,3% kein Symptom benennen konnten. Min-destens zwei Symptome kannten 61,2% der Diabetiker mit deutscher Herkunft, aber nur 39,3% der Migranten. Gutes Handlungswissen und gutes Schlaganfallwissen war unter Diabetikern deutscher Herkunft häufiger als unter Migranten (56.7 % versus 26.2%; 50% versus 22,6%). Lebensalter unter 61 Jahren, gute Kenntnisse der deutschen Sprache und Leben in einem Ein-Generationenhaushalt waren signifikant mit gutem Schlaganfallwissen assoziiert, während Geschlecht, die Jahre seit Einwanderung und die Qualität der Diabeteseinstellung dies nicht waren. Bei guten Sprachkenntnissen spielte die Herkunft keine Rolle. Übereinstimmend mit früheren Studien war ein niedriger Bildungsstand mit geringerem Schlaganfallwissen assoziiert. Die neue Beobachtung unserer Studie, dass Leben in einem Mehrgenerationenhaushalt mit einem niedrigeren Kenntnisstand verbunden war, ist von Bedeutung für die Konzeption von adaptierten Informationsstrategien mit einem familienzentriertem Aufklärungsansatz.

Background: Stroke campaigns are educating about the need to immediately contact the emergency medical system if symptoms occur. Despite higher stroke rates among patients with diabetics and some migrant populations, there are few data about stroke knowledge in these groups. Methods: We performed a cross-sectional questionnaire survey among 250 diabetes patients from Germany and Turkey in a primary care and diabetes practice center. The two-page questionnaire asked for stroke knowledge and socio-demographic data. Also, medical and communication data were obtained. Stroke knowledge was defined as good if a participant knew (1) at least two stroke symptoms (good symptom knowledge) and (2) that immediate hospital admission or an emergency call is necessary in case of stroke symptoms (good action knowledge). Results: A total of 231 of 250 patients took part in the survey (participation rate 92.4%) with 134 natives (53.6%), 84 migrants from Turkey (33.6%) and 13 migrants (5.2%) from other countries. Comparing natives and migrants from Turkey good symptom knowledge was documented in 52.8% of the participants, good action knowledge in 67.9%, and good stroke knowledge in nearly forty percent (39.4%) of patients (n = 218). A logistic regression analysis showed better stroke knowledge if patients were younger than 61 years, had good language abilities and were living in an one-generation household (p < 0.05), while gender, years since migration and diabetes control did not play a role. Conclusions: We documented stroke knowledge deficits among patients with diabetes, both natives and migrants. Additional information strategies for these high risk populations are needed.

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