Untersuchung der Wachstumsmuster zur langfristigen Prognose von Automobilmärkten in frühen Entwicklungsstadien : die Rolle der Gebrauchtwagenimporte

Erfahrungswerte zeigen, dass das Bedürfnis nach individueller Mobilität mit voranschreitender wirtschaftlicher Entwicklung zunehmend gestillt wird. So ist mit wachsendem Bruttoinlandsprodukt auch eine Zunahme des Pkw-Bestands zu beobachten. Gegenstand der Forschung ist die Untersuchung, in welcher Weise das Bruttoinlandsprodukt und gegebenenfalls weitere Größen die Pkw-Dichte determinieren, um hieraus ein Wachstumsmuster abzuleiten. Ein solches Wachstumsmuster zeigt in der Regel einen S-förmig verlaufenden Zusammenhang und dient der Prognose einer zukünftigen Marktentwicklung. Es kann sich auf die bereits vollzogene Entwicklung eines einzelnen Landes stützen oder aber auch die in mehreren Ländern beobachteten Erfahrungswerte aggregieren und aus ihnen eine Art ‚Durchschnittsverlauf‘ ermitteln. In letzterem Fall wird zwar ein hoher Erklärungsgrad bzw. ein hohes Bestimmtheitsmaß erreicht, aber es repräsentiert nicht alle Staaten, vielmehr existieren auch deutliche Ausreißer abseits der Kurve. Im Rahmen der Schätzung eines solchen Durchschnittswachstumsmusters werden in dieser Arbeit osteuropäische Staaten als sehr häufige starke Abweichler mit Lage oberhalb der Kurve identifiziert, während asiatische Staaten hier unterhalb der Kurve liegen. Gemäß Modellzusammenhang ist die Lage der Osteuropäer dahingehend zu interpretieren, dass dort gegenüber einem Durchschnittsland weniger finanzielle Mittel zum Erreichen einer gleich hohen Pkw-Dichte benötigt werden. Diese Beobachtung führt zunächst zur Hypothese, dass die privilegierte geographische Lage Osteuropas in direkter Nachbarschaft zu den volumenstarken reifen westeuropäischen Pkw-Märkten einen kostengünstigen Bezug von Gebrauchtwagenimporten ermöglicht, während im asiatischen Raum kein solches Angebot vorhanden ist und entsprechend höhere Motorisierungs-Einstandspreise anfallen. Eine detaillierte Falluntersuchung Polens, das zu den stärksten Abweichlern gehört, zeigt, dass etwa zehn Jahre lang zwei- bis dreimal so viele Pkw importiert wurden wie es Neuzulassungen gab. Diese Importe waren zu 90 Prozent älter als fünf Jahre, zu großen Teilen sogar älter als zehn, wodurch von sehr niedrigen Anschaffungspreisen auszugehen ist. Zur Abklärung, für welche Entwicklungsmärkte ein ähnliches zukünftiges Entwicklungsmuster infrage kommt, werden die kaum oder noch wenig entwickelten Weltmärkte dahingehend untersucht, inwiefern sie durch Einfuhrrestriktionen ein solches Wachstumsmuster unterbinden oder begünstigen. Ein zentrales Ergebnis dieser Arbeit ist, dass die Rolle von Gebrauchtwagenimporten für das Bestandswachstum keinesfalls als vernachlässigbar angesehen werden darf. Andererseits sind die Entwicklungsmärkte der Welt größtenteils bezüglich eines Höchstalters für Gebrauchtwagenimporte beschränkt. Als eine Ausnahme wird Mexiko identifiziert, welches das Wachstumsmuster Polens nachahmen könnte. Dasselbe gilt für aktuelle und zukünftige osteuropäische EU-Mitgliedsstaaten. In beiden Fällen unterbinden die Konventionen bestehender Freihandelszonen die Ausgestaltung entsprechender protektionistischer Maßnahmen und begünstigen somit ein Wachstums-muster nach polnischem Vorbild.

Experience shows the increasing necessity of individual mobility being satisfied successively with growing economies. Thus, with growing gross domestic product, an increasing vehicle stock is observable. Research concentrates on how the gross domestic product and eventually additional factors determine the car density to deduce a growth pattern. Such a growth pattern usually shows a sigmoid shape and is an aid to forecast the future development of car markets. Either it’s based on historical data of one single market, or it rests on aggregated data that covers the experience from se¬veral countries to derive some kind of average curve from it. The conducted curve from the latter case fits quite well for many countries, but it is not universally applicable, as there are also noticeable dissenters beside the curve. The estimation of such an average growth pattern leads to the insight, that there are deviations from the average pattern in different directions. While several countries of Eastern Europe lie above, the considered states from Asia are situated below the ave¬rage curve. The interpretation for a location above the curve is that less financial resources are needed to achieve the same car density level as in an average country. This observation suggests the hypothesis that the reason for this fact could be the privileged geographical location of Eastern European countries in the neighbourhood of mature Western European car markets with high stocks. Thus, there is the opportunity to source old used vehicles for comparably low prices, while developing countries in Asia are forced to buy new cars in the absence of an adequate supply of used cars. A detailed investigation of Poland – as one of the major dissenters from the average curve – shows that over the last decade the number of used car imports has been between two and three times higher than the registration of new cars. Moreover, 90 percent of the imported used cars were older than five years, many of them even older than ten years. Thus, those cars will have been available for low used car prices. To examine whether further emerging markets could grow with an equal unconventional pattern, this research investigates the used car import regulations of a wide range of developing countries to find out whether available conditions encourage or prevent to grow by a similar pattern following the example set by Poland. One major result of this research is that on the one hand, the role of used car imports must not be neglected. On the other hand, developing markets predominantly restrict the market access by a maximum age for used car imports. Furthermore, Mexico is identified as one exception and could copy the Polish growth pattern as well as some actual or future member states of the European Union located in Eastern Europe. In both cases, current agreements referring to free trade contracts prevent protective measures and encourage by this to use the opportunity of growing by sourcing comparably cheap old used cars as Poland did.

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