Understanding the determinants of safety-related rule violations : Integration of ergonomic, organisational and cognitive perspectives and discovering empirical evidence regarding the impact of the framing of production outcomes, goods at stake, personality and the communication and implementation of audits on rule-related behaviour

Die vorliegende Arbeit besteht aus einem theoretischen Teil und einem empirischen Teil. Der theoretische Teil besteht aus einer Einleitung zum Thema sicherheitsrelevanter Regelverstöße, der Definition und Unterscheidung von verschiedenen Regelverstoßtypen, einer Beschreibung der Auftretenshäufigkeit von Regelverstößen in unterschiedlichen Branchen und der Darstellung von unterschiedlichen theoretischen Perspektiven im Bezug auf das Thema Regelverstöße. (Human Factors Perspektive, Arbeits- und Organisationspsychologie Perspektive, Entscheidungsprozess-Perspektive). Abschließend werden die Erkenntnisse aus den verschiedenen Perspektiven zusammengefasst und in einem ganzheitlichen Verständnis von sicherheitsrelevanten Regelverstößen integriert. Der empirische Teil ist in vier Abschnitte untergliedert. In jedem Abschnitt werden Studien beschrieben, die sich auf die Untersuchung von unterschiedlichen Einflussfaktoren auf sicherheitsrelevante Regelverstöße in einer Prozesskontrolltätigkeit, konzentrieren. Im ersten Abschnitt wird eine Studie beschrieben, die den Einfluss des Entscheidungsguts und des Framings des Produktionsergebnisses und des Stundenlohns als Gewinn oder Verlust, auf sicherheitsrelevante Regelverstöße untersucht. In dieser Untersuchung wurden keine signifikanten Effekte im Bezug auf das Framing und das Entscheidungsguts auf Regelverstöße festgestellt. Die Anzahl der Regelverstöße war jedoch negativ mit den Bedienfertigkeiten und dem Wissen über die zu bedienende Anlage korreliert. Die im zweiten Abschnitt des empirischen Teils präsentierten Studien befassen sich mit dem Einfluss von persönlichkeitsbezogenen Einflussfaktoren auf sicherheitsrelevante Regelverstöße. In einer fragebogenbasierten Studie, die den Zusammenhang zwischen verschiedenen Persönlichkeitskonstrukten und der Intention gegen eine Regel zu verstoßen erfasst hat, wurden negative Zusammenhänge zwischen Vorsicht (einer Subskala eines Integritätstests) und Ungerechtigkeitssensibilität mit der Intention gegen eine Regel zu verstoßen gefunden, wohingegen Eigeninteresse positiv mit der Intention gegen eine Regelverstoß korrelierte. In der Hauptstudie wurden diese drei Persönlichkeitstests im Hinblick auf Ihre Eignung zur Prädiktion von regelverletztendem Verhalten in einer Prozesskontrollumgebung untersucht. Hier zeigte sich lediglich Vorsicht als guter Prädiktor. Im dritten Abschnitt wird eine Studie die zur Untersuchung des Einflusses der Genauigkeit von Informationen über die Wahrscheinlichkeit von Kontrollen und zum Einfluss von gerade erlebten Kontrollen durchgeführt wurde, dargestellt. In dieser Studie wurde auch das Framing der Produktionsziele bzw. des Stundenlohns als Gewinn oder Verlust erneut untersucht. Es zeigte sich, dass sowohl das Framing als auch die Genauigkeit der Information über die Audit-Wahrscheinlichkeit einen Einfluss Häufigkeit sicherheitsrelevanter Regelverstöße hatten: Wenn die Probanden genaue Informationen über die Kontrollwahrscheinlichkeit bekamen, haben sie signifikant häufiger gegen die Regel verstoßen als wenn sie ungenaue oder keine Informationen hatten. Auch das Loss Framing der Produktionsziele, sowie eine gerade durchlebte Kontrolle führten zu mehr regelverletztendem Verhalten (Bombenkrater-Effekt). In der im vierten Abschnitt zum Einfluss des Zeitpunkts von Kontrollen beschriebenen Studie wurde neben dem Zeitpunkt der Kontrollen auch das Framing der Produktionsziele erneut untersucht. Im Hinblick auf den Einfluss des Zeitpunkts wurde verglichen, ob frühe Kontrollen die unmittelbar nach dem Einführen der Regel beginnen, oder eher spät einsetzende Kontrollen effektiver im Hinblick auf die Reduktion von Verstößen gegen sicherheitsrelevante Regeln ist. Die früh kontrollierte Gruppe hat signifikant weniger gegen die Regel verstoßen, allerdings nur in dem zeitlichen Abschnitt in der sie auch kontrolliert wurde, als die Kontrollen später aufhörten, kam es wieder verstärkt zu Verstößen. Die spät kontrollierte Gruppe, verstieß in der anfänglichen Periode in der sie kontrolliert wurden vergleichsweise oft gegen die Regel. Als die Kontrollen dann später einsetzten, passten sie ihr Verhalten nicht an, sondern verstießen gleichbleibend häufig gegen die Regel. Der Framing Effekt, also eine erhöhte Regelverstoß Rate in der Loss Bedingung, konnte auch hier wieder festgestellt werden. Im Schlussteil, der allgemeinen Diskussion, werden die Ergebnisse des empirischen Teils im Ganzen im Hinblick auf die Gütekriterien und praktischer Bedeutung diskutiert und in die im theoretischen Teil dargestellten Theorien integriert. Die interne, sowie die praktische Relevanz der Ergebnisse werden als hoch eingeschätzt. Obwohl die externe Validität vergleichsweise gering bewertet wird, wird angenommen dass aufgrund der hohen internen Validität eine Übertragung der Ergebnisse auf andere Kontexte möglich ist. Die Ergebnisse stützten die Wichtigkeit eines angemessen gestalteten Leistungsrückmeldungssystem (Einfluss des Framings), die Wichtigkeit von gut ausgebildeten Mitarbeitern, die Bedeutung des Umfangs und der Art der Informationen über Sicherheitskontrollen und deren Auftretenswahrscheinlichkeit, sowie die Relevanz des richtigen Zeitpunkts und zeitlichen Abstands von Kontrollen um Verstöße gegen sicherheitsrelevante Regeln nachhaltig zu reduzieren.
The present investigation consists of a theoretical and an empirical part. The theoretical part comprises an introduction to the topic of safety-related rule violations, the definition and distinction of different rule types, a description of the incidence of rule violations in different industrial sectors and a general theory part. The general theory can be further subdivided into three parts: in the first part, the Human Factors Perspective, the theories and findings of the Human Factors research are described; in the second part, the Industrial and Organisational Psychology Perspective, the relevant concepts and theories in the area of Industrial and Organisational Psychology are outlined and in the third part, the Decision Making Perspective, the relevant decision making theories and their correlation with the decision making process of rule violations are depicted. Finally the different perspectives are integrated into a holistic understanding of safety-related rule violations. The empirical evidence part consists of four distinct sections, which concentrate on the reporting of studies that were conducted within the scope of the present investigation, to identify the impact of several determinants of safety-related rule violations in a process control environment. The first study, which was conducted to investigate the impact of goods at stake and the framing of the production outcome, showed no significant effect of the goods at stake and the framing on the amount of safety-related rule violations. However, the data revealed significant negative correlations between the skills and knowledge regarding the operation of the simulation and the violation of safety-related rules. The second study, which addresses the impact of personality traits on safety-related rule violations, began with a questionnaire-based prestudy which found significant associations between cautiousness, self interest and injustice sensitivity and the intention to violate rules. In the main investigation only the integrity subscale cautiousness correlated with safety-related rule violations in process-control environment. The third study deal with the impact of the accuracy of information about audit probability and the impact of just experienced audits on the amount of rule violations. Furthermore the framing of the production outcome and salary as gain or loss was again investigated. The framing as well as the accuracy of information about audit probability was found to have a significant impact on the amount of rule violations: When the participants had accurate information about the audit probability, they violated significantly more often than if they had no or only vague information about the audit probability; and they violated more often in the loss-framed conditions than in the gain-framed conditions. Moreover violations occurred significantly more often when an audit had just been experienced (bomb crater effect). The fourth study investigated the framing of the production outcome and salary and the impact of audit timing on safety-related rule violations. In the early audit group the audits were implemented early on, and moreover, only conducted in the first half of the production year. In the late audit group the same amount of audits was conducted, but they were placed only within the second half of the year. The early audit group initially violated the rule less often, but the amount of rule violation increased after audits stopped in the second half of the year. In the late audit group, participants violated the rule at the same level of frequency; they did not adapt their behaviour, when audits were implemented in the second half of the year. In the final part, the general discussion, the results of all investigations are discussed as a whole. The practical relevance, usefulness and internal validity of the findings were assumed to be high. Although the external validity of the findings is estimated as quite low, it is assumed that due to the high internal validity, the findings can be transferred to other contexts. The findings corroborate the importance of a proper design of performance feedback systems (impact of framing); the relevance of highly skilled people with good knowledge about their work tasks for maintaining and improving safety; the usefulness of measuring certain personality traits in the personnel selection process to enhance rule compliance (impact of personality); the significance of the extent and type of information which is provided about audits and audit probabilities and the relevance of considering the timing of audits within a certain time span or with respect to the gap between audits (bomb crater effect) in order to reduce the amount of rule violations.

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