Prävalenz und Auswirkung von Harninkontinenz bei Frauen und Männern mit chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD)

Inhalt Ziel unserer prospektiven Querschnittsstudie war, die Prävalenz und Symptomschwere einer möglichen Harninkontinenz und die medizinische Versorgungslage bei Männern und Frauen mit chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) zu erfassen. Die Hypothese war, dass der durch chronischen Husten erhöhte intraabominale Druck möglicher Weise zu einer höheren Prävalenz von HI bei COPD führen könnte. Methodik Es wurden 114 Teilnehmende mit COPD in einer Briefumfrage und 856 Teilnehmende mit COPD in einer Online-Umfrage erfasst. 110 Teilnehmende mit einer Tumorresektion bei Lungentumor Stadium1 wurden mit einer Briefumfrage als Kontrollgruppe eingeschlossen. Prävalenz und Symptomatik von Harninkontinenz wurden mit dem Inkontinenzfragebogen ICIQ-UI SF und die Probleme der Lungenfunktion mit Hilfe des COPD Assessement Test (CAT) erfasst und gegenübergestellt. Zudem wurde die subjektiven Wahrnehmung von Inkontinenzproblemen und die medizinische Versorgung bezüglich Harninkontinenz erfragt. Resultate Von den 114 eingeschlossenen Probanden mit COPD mittels Briefumfrage und den 859 mittels Online-Befragung gaben 58,8%, bzw. 85,3% gegenüber 39,1% der 110 Probanden der Kontrollgruppe Symptome von Harninkontinenz an. Bereits im mittleren Alter (41-60 Jahre) war die Prävalenz von Harninkontinenz in beiden COPD-Gruppen signifikant erhöht. Belastungsinkontinenz war mit 67,2%, bzw. 67,4% bei den inkontinenten Probanden der beiden COPD-Gruppen der dominante Inkontinenztypus, überraschender Weise auch bei den männlichen Probanden (53,5%, bzw. 57,0%). Die Häufigkeit und das Volumen des Harnverlustes lagen bei den Männern der COPD-Gruppen signifikant bis hoch signifikant höher als in der Kontrollgruppe. Mit hoch signifikanten Werten wurden „Husten“, „körperliche Aktivität“ und „Exazerbationen“ als Auslöser für Harnverlust in den COPD-Gruppen identifiziert. In beiden COPD-Gruppen wurde eine starke Korrelation der Harninkontinenz mit der subjektiven Belastung durch Husten, durch Sekret, der Aktivitäten außer Haus, des Schlafs und der Energie ermittelt (r2 = 0,3 und höher) im Vergleich zur Kontrollgruppe (r2 = 0,2 und tiefer). Von allen Befragten bezeichneten sich selbst 13,5% bis 39,4% als kontinent, obwohl sie Inkontinenzsymptome angegeben hatten. 74,2% bis 77,6% der inkontinenten Probanden gaben an, noch nie einen Arzt wegen Harninkontinenz konsultiert zu haben. 48,8% bis 74,6% der inkontinenten Teilnehmenden war Beckenbodentraining als Therapieoption unbekannt und lediglich 1,4% bis 16,6% gaben an, regelmäßig Beckenbodentraining durch zu führen. Schlussfolgerung Aus diesen Daten schlussfolgern wir, dass alle an der medizinischen Versorgung von Menschen mit COPD beteiligten Berufsgruppen dem Thema Harninkontinenz Aufmerksamkeit schenken sollten. Die von Harninkontinenz betroffenen Personen sollten über Behandlungsmöglichkeiten aufgeklärt und einer Einrichtung mit entsprechender Expertise zugewiesen werden.

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