Narrative in der Behandlung von Kindern mit Posttraumatischer Belastungsstörung

Die vorliegende Interventionsstudie untersuchte die Wirksamkeit des Einsatzes von Narrativen zur Traumakonfrontation in der Behandlung von Kindern mit posttraumatischer Belastungsstörung im Alter von 7-13 Jahren im stationären und ambulanten Setting. Die Stichprobe rekrutierte sich aus 37 Kindern mit der Hauptdiagnose einer posttraumatischen Belastungsstörung. 18 wurden in die Narrativgruppe aufgenommen und 19 gehörten der Kontrollgruppe an, in der keine Zusatzbehandlung mit Narrativen angeboten wurde. Narrative als eine Form der Traumabehandlung verbinden Traumakonfrontation mit stabilisierenden Elementen in einer kindgerechten Art und Weise. Die Kinder in der Behandlungsgruppe wurden mit mindestens 3 solcher Narrative pro Fall behandelt. Es wurden 3 Messzeitpunkte festgelegt, um die Wirksamkeit der Behandlung empirisch nachzuweisen. Ziel des Einsatzes von Narrativen war die Traumasynthese auf der Ebene der Affekte und Kognitionen sowie auf der Ebene der körperlichen Sensationen und vorherrschenden Sinneseindrücken unter Zuhilfenahme der Aktualisierung von allgemeinen und spezifischen Ressourcen. Die Ausgestaltung der Narrative orientierte sich stets an den schlimmsten Ereignissen, die von den Kindern zum Zeitpunkt der Behandlung noch als belastend erlebt wurden. Wesentliche Mittel der Narrative waren Kontextualisierung und Versprachlichung in Raum und Zeit sowie Ressourcenaktivierung und der Einsatz von Distanzierungselementen. Als Ergebnis konnte nicht nur eine signifikante Reduktion der posttraumatischen Symptomatik und der subjektiv empfundenen Belastungsreaktionen erzielt werden, sondern auch ein Rückgang der ängstlichen und depressiven Entwicklung. Als ein weiterer Effekt der Behandlung wurde beobachtet, dass die Kinder im Verlauf der Behandlung über die drei Messzeitpunkte eine verbesserte soziale Integration und ein angehobenes psychisches Funktionsniveau zeigten. Derartige Effekte blieben in der Kontrollgruppe dagegen aus. Aufgrund des Therapieerfolges bleibt perspektivisch zu überprüfen, ob sich das Verfahren als Standardverfahren für komplextraumatisierte Kinder im ambulanten und stationären Setting eignet. Dazu wäre die Ausarbeitung von Standard-Narrative sinnvoll, die sich an den meistgenannten schlimmsten Ereignissen, Affekten und negativen Kognitionen orientieren. Aufgrund der kleinen Stichprobe werden weitere Studien erforderlich sein, um die Validität einer Reduktion posttraumatischer Symptome durch diesen Ansatz vertiefend zu überprüfen. In der therapeutischen Arbeit wurde die Notwendigkeit des Ausbalancierens von Trauma und Ressource, insbesondere bei besonders chronifizierten Krankheitsverläufen, deutlich. Auf diese Weise wird die Überflutung mit traumatischem Material und dadurch ausgelöste psychische Instabilität vermieden, was die Gefahr des Abbruchs der Behandlung deutlich reduziert. Dieses Element müsste ebenfalls Eingang in ein neu zu konzipierendes Therapiemodul „Narrative“ finden.

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