Infektionen nach Lebertransplantationen bei Kindern

Infektionen sind eine der Hauptursachen für Morbidität und Mortalität bei Kindern nach Lebertransplantation. Ziel die¬ser Studie war es, Infektionen bei lebertransplantierten Kinder am Universitätsklinikum Essen darzustellen, bezüglich der Infektions- und Kolonisationsmuster sowie der Risikofaktoren zu analysieren und mit der Literatur zu vergleichen. Im Rahmen der kontinuierlichen Qualitätskontrolle am Universitätsklinikum Essen sollten Empfehlungen und Strategien für das zukünftige postoperative Management erarbeitet werden.<br> Hierzu wurden die postoperativen Infektionen von 67 lebertransplantierten Kindern im Alter von vier Monaten bis 14 Jahren im Beobachtungszeitraum von Juni 1998 bis Oktober 2003 retrospektiv analysiert (deskriptive Stichprobe). Die einfachtransplantierten Patienten (n=51) wurden bezüglich der Risikofaktoren für Infektionen durch Verfahren der induktiven Statistik analysiert (analytische Stichprobe). Infektionen wurden durch objektive Kriterien („Centers for Disease Control (CDC) definitions for nosocomial infections“ bzw. Kriterien der „International pediatric sepsis consensus conference“) kategorisiert und beschrieben. <br> 91% der Kinder zeigten insgesamt 222 Infektionen (3,3 Infektionen pro Kind). Bakterien waren die häufigsten Erreger (66%), gefolgt von Viren (29%) und Pilzen (5%). In den ersten zwei Wochen war das Infektionsrisiko am größten (1/3 der Infektionen).<br> Bakterielle Infektionen manifestierten sich vornehmlich als Sepsis und Cholangitis, verursacht v.a. durch gram-positive Erreger (52%). Erreger der physiologischen Haut- und Darmflora dominierten, v.a. Staphylokokkus epidermidis (33%). Virale Infektionen waren häufig durch Ebstein-Barr-Virus (45%) und Cytomegalievirus (15%) verursacht. Ein Kind erkrankte an einer Post-Trans¬plant-Lym¬phoproliferativen Erkrankung (PTLD). Pilzinfektionen manifestierten sich als Sepsis, Peritonitis und Pneumonie, verursacht v.a. durch Candida albicans (9 Infektionen). Eine pathologische Kolonisation trat bei 63% der Kinder (1,2 Fälle pro Kind) v.a. als Bakteriämie, an Gefäßkathetern und im Darm auf. Auch hier dominierten Haut- und Darmkeime (Staphylokokkus epidermidis (22%)). In der Analyse der Risikofaktoren konnte für Patienten mit „unphysiologischer Darmkolonisation“ ein erhöhtes Risiko für invasive (bakterielle) Infektionen gezeigt werden (p<0,0001). <br> Die Essener Ergebnisse entsprechen denen vergleichbarer, internationaler Studien. Analoge Keimspektren weisen auf einen Zusammenhang zwischen Kolonisation und Infektion hin. Leitlinien zur Hygiene sollten strikt eingehalten werden und der Kolonisationsstatus eines Patienten sollte bekannt sein, um ggf. eine gezielte Therapie einleiten zu können. Weitere Studien zum Zusammenhang unphysiologische (Darm-) Kolonisation und Infektion sind notwendig. Der Nutzen der selektiven Darmdekontamination wird durch die konsekutive Fehlkolonisation des Darms und das damit verbundene erhöhte Risiko für invasive (bakterielle) Infektionen in Frage gestellt und sollte in weiteren Studien geklärt werden.
Background. Despite the great progress in liver transplantation in children and the pre-, peri-and postoperative care, infections remain major complications after liver transplantation.<br> Objective. To describe the infections after liver transplantation in children at the university hospital of Essen and to analyze the infection and colonization patterns and risk factors. <br> Methods. Retrospective Analysis of infections in 67 children who underwent 84 transplantations from June 1998 till October 2003. Results. A total of 222 infections were shown in 91% of the children (3.3 infections/ child). Bacteria were the most common pathogens (66%), followed by viruses (29%) and fungi (5%). Most infections appeared in the first two weeks (28%).The most common bacterial infections were sepsis and cholangitis, caused particularly by gram-positiv pathogens (52%). Staphylococcus epidermidis (33%) and other pathogens of the physiological skin and intestinal flora predominated. Viral infections were often caused by Epstein-Barr virus (45%) and cytomegalovirus (15%). Fungal infections appeared as sepsis, peritonitis and pneumonia, caused mainly by Candida albicans. A pathological colonization occurred in 63% of the children (1.2 cases/ child), particularly as bacteremia, on vascular catheters and intestinal. Skin and intestinal pathogens predominated (staphylococcus epidermidis (22%)). In the analysis of risk factors patients with a "non-physiological intestinal colonization" showed an increased risk of invasive (bacterial) infections (p <0.0001). Conclusion. The results correspond to those of comparable international studies. Similar pattern of pathogens indicate an association between colonization and infection. Hygiene guidelines should be strictly adhered to and the colonization status of a patient should be known in order to launch a targeted therapy. Further studies on the relationship between unphysiological (intestinal) colonization and infection are needed. Because of the failed colonization of the intestine and the associated increased risk of invasive (bacterial) infections the benefit of a selective decontamination of the digestive tract is questionable and should be clarified in further studies.

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