Reaktionen auf die Viktimisierung anderer am Beispiel schwerer Krebserkrankungen: Der Einfluss von Gerechte-Welt- und Kontrollueberzeugungen

Reactions to victimizations of other people exemplified by severe cases of cancer: The influence of just-world- and control beliefs

  • Opfer von Schicksalsschlägen (wie Arbeitslosigkeit, Verkehrsunfällen, schweren Krankheiten), leiden oft zusätzlich darunter, daß sie von Mitmenschen herabgesetzt und ausgegrenzt werden, daß ihnen Vorwürfe gemacht und Selbstverschuldung unterstellt wird ("blaming the victim"-Phänomen). Was bewegt Menschen dazu, Opfer zu belasten, statt zu helfen? Zwei Motive wurden diskutiert. (1) Beobachter wollen mit ihren Vorwürfen Kontrolle und die Illusion aufrechterhalten, ihnen selbst könne ähnliches nicht passieren (Defensivattributionshypothese). (2) Beobachter wollen die Illusion einer gerechten Welt aufrechterhalten, in der jeder bekommt, was er verdient (Gerechte-Welt-Theorie). Beide Annahmen wurden bisher nie vergleichend getestet, zudem sind der Glaube an Gerechtigkeit und der Glaube an Kontrolle verwandt und die Instrumente zu ihrer Erfassung oft ähnlich. In einer Fragebogenuntersuchung über Einstellungen zu Krebskrankheiten an 326 Probanden zeigte sich, daß der Glaube an eine gerechte Welt tatsächlich mit Vorwürfen an Kranke einherging, was aber nicht zu einem Gefühl der Sicherheit führte. Der Glaube an Kontrolle ging dagegen mit Invulnerabilitätsillusionen einher, ohne den Umweg über Verantwortlichmachungen der Opfer zu nehmen. In dieser Arbeit ließ sich auch zeigen, daß der Glaube an Gerechtigkeit und an Kontrolle trotz ihrer Gemeinsamkeiten sinnvoll zu unterscheiden sind. Außerdem konnten verschiedene Spielarten des Glaubens an Gerechtigkeit und an Kontrolle mit unterschiedlichen Wirkungen demonstriert werden.
  • Victims of severe strokes of fate (such as unemployment, traffic accidents, severe illness) often have to suffer additionally from derogation and isolation, accusations and reproaches of self-infliction by other people ("blaming-the-victim"-phenomenon). What motivates people to bother victims instead of helping them? Two motives have been discussed. (1) By blaming the victims observers want to maintain control and the illusion that a similar fate could not happen to themselves (defensive attribution hypothesis). (2) By blaming the victims observers want to maintain their belief in a just world in which everybody gets what he/she deserves (just world theory). Both hypotheses have never been tested comparatively. Moreover, belief in control and belief in justice are related to each other and the instruments for their assessment are often very similar. In a questionnaire study on attitudes to cancer with 326 subjects it was shown that belief in a just world went along with blaming victims but without leading to a feeling of security. Belief in control was associated with invulnerability illusions without making a detour through blaming the victims. Despite their interrelations, belief in control and belief in justice could be differentiated in a meaningful way. Besides, different variants of belief in control and of belief in justice could be demonstrated with their differential effects.

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Metadaten
Verfasserangaben:Jürgen Maes
URN:urn:nbn:de:hbz:385-1810
DOI:https://doi.org/10.25353/ubtr-xxxx-8eff-02ed
Betreuer:Leo Montada, Prof. Dr.
Dokumentart:Dissertation
Sprache:Deutsch
Datum der Fertigstellung:15.06.2004
Veröffentlichende Institution:Universität Trier
Titel verleihende Institution:Universität Trier, Fachbereich 1
Datum der Abschlussprüfung:17.09.1998
Datum der Freischaltung:15.06.2004
Freies Schlagwort / Tag:belief in a just world; cancer; critical life events; defensive attribution; locus of control
GND-Schlagwort:Gerechtigkeit; Krebskranker; Locus of Control; Opfer <Sozialpsychologie>
Institute:Fachbereich 1 / Psychologie
DDC-Klassifikation:1 Philosophie und Psychologie / 15 Psychologie / 150 Psychologie

$Rev: 13581 $