Dokument: Das Stillverhalten von Bürgerinnen der Stadt Hamm in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Eine Oral History-Studie.

Titel:Das Stillverhalten von Bürgerinnen der Stadt Hamm in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Eine Oral History-Studie.
Weiterer Titel:The breastfeeding behaviour of citizens of the city of Hamm in the second half of the 20th century. An Oral History study.
URL für Lesezeichen:https://docserv.uni-duesseldorf.de/servlets/DocumentServlet?id=49395
URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20190423-111233-4
Kollektion:Dissertationen
Sprache:Deutsch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation
Medientyp:Text
Autor: Hake-Bobka, Laura [Autor]
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Dateien vom 18.04.2019 / geändert 18.04.2019
Beitragende:Prof. Dr. Vögele, Jörg [Gutachter]
Univ.-Prof. Dr. med. Ruckhäberle, Eugen [Gutachter]
Stichwörter:Stillen, Breastfeeding, Oral History
Dewey Dezimal-Klassifikation:600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften » 610 Medizin und Gesundheit
Beschreibungen:Stillen gilt als eine der wichtigsten Determinanten für die Gesundheit von Säuglingen, auch für den weiteren Verlauf des Lebens werden durch die frühkindliche Ernährung essenzielle Weichen gestellt. Repräsentative Studien können belegen, dass das Stillverhalten von einem Großteil deutscher Mütter den Empfehlungen der Gesundheitsorganisationen nicht entspricht. Dies betrifft nicht nur das aktuelle Stillverhalten, auch im Verlauf des 20. Jahrhunderts werden insuffiziente und schwankende Stillquoten beschrieben. Am Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf wird innerhalb eines mehrere Arbeiten umfassenden Oral History Projektes die Säuglingsernährung im Verlauf des 20. Jahrhunderts aufgearbeitet. In jeder einzelnen retrospektiven Kohortenstudie werden 100 Mütter in einem persönlichen Gespräch zu ihrem Stillverhalten und den damit verbundenen Lebensumständen befragt. Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Stillverhalten von Müttern in der Stadt Hamm und umfasst einen Beobachtungszeitraum von 1940 bis zum Erhebungszeitpunkt im Jahr 2012. Durch den historischen Vergleich lassen sich multifaktorielle Einflüsse auf die Säuglingsernährung einschätzen und daraus stillfördernde Prognosen ableiten.
Anhand der Ergebnisse lässt sich auch in der Stadt Hamm von 1940 bis heute eine den wissenschaftlichen Empfehlungen in großen Teilen nicht entsprechende Stillleistung konstatieren. Lag die initiale Stillquote in den nationalsozialistisch- und weltkriegsgeprägten 1940er und 1950er Jahren noch bei 100%, stillten nach sechs Monaten nur noch ein knappes Drittel der befragten Mütter. Besonders hier wird ein Mangel an Unterstützung durch Familie und medizinisches Personal hervorgehoben. In den folgenden 1960er und 1970er Jahren ist ein zunehmend liberaler Umgang mit der Ernährungsfrage und der mütterliche Wunsch nach mehr Unabhängigkeit zu vernehmen. Konsekutiv lässt sich in diesen Dekaden die Talsohle des Stillens mit einer initialen Stillquote von 88%, einer 6-Monats-Stillquote von 24% und einem ausnahmslosen Verwenden von technisch erzeugter Säuglingsnahrung ermitteln. Im Rahmen der progressiven Stillförderung in den 1980er und 1990er Jahren sowie dem Fokus auf psychosoziale Vorteile des Stillens ist ein Anstieg der initialen Stillquote auf 96% und eine 6-Monats-Stillquote von 64% festzustellen. Die innerfamiliäre Rollenverteilung trennt weniger strikt zwischen den Geschlechtern, so dass auch die Kindsväter in die Säuglingsversorgung eingebunden werden. Zudem werden zunehmend stillfördernde Maßnahmen in der Medizin implementiert. Der Vergleich mit dem aktuellen Stillverhalten seit der Jahrtausendwende zeigt zwar ein fast gleichbleibend hohes Niveau der Gesamtstillquote, ein wieder zunehmendes Nutzen von technisch erzeugter Säuglingsnahrung und eine nun deutlich geringere Quote vollen Stillens weist auf einen wieder entgegen den wissenschaftlichen Empfehlungen gerichteten Trend hin.
Der Wille zu stillen findet sich bei nahezu allen befragten Müttern, eine Diskrepanz zum tatsächlichen Stillverhalten wird über alle Dekaden hinweg insbesondere durch pathophysiologische Gründe, wie eine Brustentzündung oder eine quantitativ nicht ausreichende Milchmenge, verursacht. Durch medizinisch-professionelle Hilfestellung im Verlauf der Stillperiode können solche Schwierigkeiten minimiert werden, was besonders den Bedarf an Nachsorgehebammen unterstreicht. Das mütterliche Wohl während des Stillens ist ein Prädiktor für eine erfolgreiche und lange Stillzeit, dieses ist auch abhängig von einer dem Stillen positiv zugewandten gesellschaftlichen Haltung, die auch aktuell weiter gefördert werden sollte.

Breastfeeding is regarded as one of the most important determinants for the health of infants. Essential points are also set for the further course of life through the nutrition in early childhood. Representative studies can verify that the breastfeeding behaviour of a majority of German mothers does not comply with the recommendations of healthcare organisations. This not only pertains to current breastfeeding behaviour, insufficient and fluctuating breastfeeding rates are also described in the course of the 20th century. Infant nutrition in the course of the 20th century is being reviewed at the Heinrich Heine University Düsseldorf Department of History, Theory and Ethics of Medicine within the scope of an oral history project comprising several studies. In each individual retrospective cohort study, 100 mothers are asked in a personal discussion about their breastfeeding behaviour and the associated circumstances of life. This paper addresses the breastfeeding behaviour of mothers in the city of Hamm, and spans an observation period from 1940 up until the survey date in 2012. Multifactorial influences on infant nutrition can be estimated, and the prognoses subsequently promoting breastfeeding can be derived by means of the historical comparison.
Based on the results, a breastfeeding performance not complying with the scientific recommendations in large parts can also be verified in the city of Hamm from 1940 to the present. Whereas the initial breastfeeding rate in the 1940s and 1950s – a period characterised by National Socialism and the aftermath of the Second World War – was still 100%, only just under one-third of the mothers surveyed breastfed their infants after six months. A lack of support by family and medical personnel is particularly emphasised here. An increasingly liberal handling of the nutritional issue and the maternal desire for more independence is reported in the 1960s and 1970s. The consecutive slump in breastfeeding with an initial breastfeeding rate of 88%, a 6-month breastfeeding rate of 24% and an unexceptional use of technically produced baby food can be identified in these decades. In the course of the progressive promotion of breastfeeding in the 1980s and 1990s as well as the focus on psychosocial benefits of breastfeeding, an increase in the initial breastfeeding rate to 96% and a 6-month breastfeeding rate of 64% is established. The distribution of roles within the family is less strictly separated between the genders, so that the fathers of children are also involved in infant care. Moreover, measures to promote breastfeeding are being increasingly implemented in the sphere of medicine. The comparison with current breastfeeding behaviour since the turn of the millennium shows an almost consistently high level of the overall breastfeeding rate, a continued increasing use of technically produced baby food and a now significantly lower rate of complete breastfeeding. This indicates a trend which is once more contrary to scientific recommendations.
The willingness to breastfeed is found among virtually all mothers surveyed. A discrepancy with regard to actual breastfeeding behaviour over several decades is particularly caused by pathophysiological reasons such as mastitis or a quantity of milk which is insufficient. Such difficulties can be minimised through professional medical assistance in the course of the breastfeeding period, which particularly underlines the need for aftercare midwives. Maternal well-being during the course of breastfeeding is a predictor of a successful and long breastfeeding period. This is also contingent on a positive social attitude towards breastfeeding, which should also be further promoted at the present time.
Lizenz:In Copyright
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Fachbereich / Einrichtung:Medizinische Fakultät » Institute » Institut für Geschichte der Medizin
Dokument erstellt am:23.04.2019
Dateien geändert am:23.04.2019
Promotionsantrag am:04.06.2018
Datum der Promotion:16.04.2019
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