Dokument: Gewaltopferversorgung im Gesundheitswesen, Fokus 'sexualisierte Gewalt', Auswertung klinischer und staatsanwaltschaftlicher Fallakten

Titel:Gewaltopferversorgung im Gesundheitswesen, Fokus 'sexualisierte Gewalt', Auswertung klinischer und staatsanwaltschaftlicher Fallakten
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URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20120106-082713-3
Kollektion:Dissertationen
Sprache:Deutsch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation
Medientyp:Text
Autor: Seibel, Frauke Johanna [Autor]
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Dateien vom 04.01.2012 / geändert 04.01.2012
Dewey Dezimal-Klassifikation:600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften » 610 Medizin und Gesundheit
Beschreibung:Hintergrund: Empfehlungen zur Verbesserung bestehender Strukturen in der Opferversorgung aussprechen zu können, erfordert nicht nur das Wissen um die Zusammenhänge von häuslicher Gewalt, deren Erscheinungsformen und Folgen, sondern auch die Kenntnis über den Zugang von Gewaltopfern zum Gesundheitssystem. Bezüglich dieses Themas wurden bis dato verschiedene Methoden der Datenerhebung verwandt. So beauftragte beispielsweise die Bundesregierung eine Repräsentativ-Befragung (2004), und das Kölner (2010) sowie das Hamburger Institut für Rechtsmedizin (2006) führten Fallerfassungen durch. Da eine umfängliche und repräsentative Datenlage zur medizinischen Versorgung von Gewaltopfern – insbesondere für Deutschland – bislang nicht vorhanden ist, sind weitere Arbeiten zu diesem Themengebiet notwendig, um mehr über die Hintergründe und Ausprägungen von Gewalt und deren Auswirkungen auf das Gesundheitswesen zu erfahren.
Fragestellung: Ziel dieser Arbeit ist es, anhand eigener klinischer Aktenauswertungen aktuelle Informationen zum Vorkommen von Gewaltdelikten und der medizinischen Versorgungsqualität zu liefern. Die in dieser Arbeit fokussierte Opfergruppe betrifft Frauen nach sexuellem Gewalterleben. Abschließend sollen basierend auf den Ergebnissen dieser Arbeit und deren vergleichender Betrachtung mit den Ergebnissen zuvor genannter Institute Empfehlungen zur Verbesserung bestehender Strukturen in der Opferversorgung gegeben werden. Hierzu wurde die Datenerfassung dieser Studie analog zu denen der zuvor genannten Institute aufgebaut, um regionale und strukturelle Vergleiche zu ermöglichen.
Methode: Diese Arbeit ist eine deskriptive Darstellung der Situation zu sexualisierter Gewalt an Frauen für den Raum Düsseldorf, sowie eine Ist-Stand-Erhebung zur Qualität deren medizinischer Versorgung im Jahre 2004 beispielhaft für die Universitätsfrauenklinik, die eine Regel-Versorgung vor einer Veränderung der Betreuungsstrukturen ab 2007 beschreibt. Ergänzend erfolgte eine Fallauswertung im Archiv der Staatsanwaltschaft Düsseldorf. Gegenstand der Untersuchung sind u. a. Basisdaten zu Opfer und Tatverdächtigen (Geschlecht, Alter), Tathergang, Verletzungen, Befunddokumentation und weitere Versorgung der Opfer. Die hierbei für UKD und STA getrennt erstellten Datenbanken wurden deskriptiv statistisch ausgewertet.
Ergebnisse: 2004 wurden an der Frauenklinik des UKD 33 Frauen mit gesicherter Gewalterfahrung ambulant betreut, von der STA konnten 120 Fälle in dieser Studie berücksichtigt werden. Mehr als 50% der Opfer am UKD waren unter 18 Jahren, ein Drittel der Geschädigten der STA war zwischen 18 und 24 Jahren alt. Körperliche Gewalt war mit 24,2% am UKD und 77,5% der Fälle in der STA die häufigste Form von Gewalt. Hinsichtlich präferierter Lokalisationen von Verletzungen ging aus beiden Datenerhebungen hervor, dass Oberarm und Oberschenkel am häufigsten betroffen waren. Das Hämatom war in beiden Betrachtungen mit ca. 40% häufigste Verletzungsform. Bei jedem dritten der angezeigten Fälle waren Konflikte zwischen Opfern und (ehemaligen) Partnern das Motiv der Tat. Die häusliche Umgebung stellte sich bei beiden Datenerhebungen als Haupttatort (58,8% der Fälle mit bekanntem Tatort am UKD, 60,0% der Fälle der STA) heraus. Überwiegend waren die Taten sexuell motiviert. Die Qualität der Befunddokumentation variierte. Bei nur 11,7% aller Fälle der STA und einem Drittel der Fälle am UKD waren Informationen hinsichtlich einer erfolgten Nachsorge enthalten.
Schlussfolgerung: 2004 war die Thematik um die medizinische Versorgung von Gewaltopfern am UKD noch nicht ins Blickfeld gerückt. Die Qualität der Befunddokumentation durch Ärzte des UKD sowie weiterer Kliniken, wie sich bei der Datenerhebung in der STA zeigte, wies in Abhängigkeit von der Ausführlichkeit der Anamnese und den Kenntnissen des aufnehmenden Arztes über sexualisierte Gewalt und deren Folgen deutliche Lücken auf. Eine interdisziplinäre Zusammenarbeit mit der Rechtsmedizin könnte hier helfen, die Versorgung positiv zu beeinflussen und sollte daher regelmäßig und auch im Verdachtsfall erfolgen. Die Fortbildung der (angehenden) Ärzteschaft, die Erarbeitung von Materialien über medizinische sowie die rechtliche Seite der Dokumentation von Gewalt für Ärzte und Pflegepersonal ist für eine geeignete Sensibilisierung und Schulung notwendig. Aus diesem Grund weist das Thema nach wie vor eine hohe Relevanz auf und weitere wissenschaftliche Untersuchungen insbesondere mit praktischer Relevanz erscheinen sinnvoll.
Lizenz:In Copyright
Urheberrechtsschutz
Fachbereich / Einrichtung:Medizinische Fakultät
Dokument erstellt am:06.01.2012
Dateien geändert am:06.01.2012
Promotionsantrag am:01.10.2011
Datum der Promotion:16.12.2011
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