Gelebte und erforschte Zeitgeschichte am Historischen Seminar der Christian-Albrechts-Universität : Vom Ersten Weltkrieg bis zum Ende der 1970er Jahre

Der Beitrag untersucht unter Rückbezug auf die ›klassische‹ Definition von Hans Rothfels zur Zeitgeschichte die Wege der Kieler Fachvertreter dieser historischen Teildisziplin. Für diese Frage birgt seine formelhafte Beschreibung von der »Epoche der Mitlebenden und ihrer wissenschaftlichen Behandlung« die grundsätzliche Erkenntnis, dass gelebte und erfahrene Geschichte auf der einen sowie gedeutete Geschichte auf der anderen Seite kaum losgelöst voneinander betrachtet werden können. Im Hinblick darauf vermag eine Ergründung der Lebenswege und des wissenschaftlichen Werks auch der Kieler Neuzeitvertreter zu zeigen, wie sehr die Wahl ihrer Forschungsthemen und die leitenden Wertideen von den großen Wenden der deutschen Politikgeschichte seit 1870/1871 bestimmt worden sind. Des Weiteren geben ihre Publikationslisten ebenfalls rasch zu erkennen, dass sowohl fachliche Traditionen als auch personelle Konstellationen im Untersuchungszeitraum das forscherische Interesse an der Förde über Jahre hinweg zu einem erheblichen Teil auf die Wechselfälle der nationalen Geschichte gelenkt haben. In personeller Hinsicht reicht die Darstellung von Felix Rachfahl über Otto Becker bis zu Karl Dietrich Erdmann, streift aber auch die Arbeiten all derjenigen Kollegen, die sich aus unterschiedlichen Motiven im Zeitraum zwischen 1914/1918 bis zum Ende der 1970er Jahre mit Fragen der Neuesten Geschichte auseinandergesetzt haben.

This article examines the academic careers taken by the Kiel representatives of contemporary history which as a field of studies of its own was defined by Hans Rothfels in 1953. Rothfels’ formulaic description of the »epoch of the living and its scientific treatment« contains the fundamental hypothesis that witnessing or experiencing historical events on the one hand, and interpreting the same events on the other hand can hardly be understood in isolation from one another. Having this relationship in mind, the article studies the biographies of several Kiel historians and their scholarly work. Thus, it can demonstrate the great extent to which the choice of their research topics and also how their value ideals were influenced by the major turning points in German political history since 1870/1871. Furthermore, the publications in question also quickly reveal that both professional traditions and personnel constellations directed their research interest considerably towards the vicissitudes of German national history. In terms of personnel, the article ranges from Felix Rachfahl and Otto Becker to Karl Dietrich Erdmann. It also briefly mentions the work of all those historians who, for various motives, dealt with questions of contemporary history in the period between 1914/1918 and the end of the 1970s.

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