Wir wollen Mittelalter! : Didaktisches Potential für den Schulgeschichtsunterricht

Das Geschichtsbild zum Mittelalter ist bei Schülerinnen und Schülern wesentlich vorgeprägt durch die allgegenwärtige Populärkultur. Es dient zumeist als Negativfolie, die die Vorstellung von der eigenen Gegenwart als überlegen und zivilisiert scheinbar bestätigt. Exemplarisch kann dieses Bild im Schulgeschichtsunterricht aufgebrochen und damit auch für andere Bereiche der Geschichte Vorarbeit geleistet werden, um übereilte historische Urteile über vermeintlich unzivilisierte oder rückständige frühere Gesellschaften zu überwinden. Ausgehend von der Beschäftigung mit der überaus dynamischen Zeit des Mittelalters kann im Schulgeschichtsunterricht vermittelt werden, dass gegenwärtige Strukturen historisch gewachsen sind. Im Sinne der „longue durée“ nach Fernand Braudel können dabei sowohl soziale als auch ökonomische Entwicklungen erfasst werden. In der Forschung wurde die Epoche des Mittelalters in Vergangenheit und Gegenwart auch immer wieder zum Spielball einer gemeinsamen Erinnerungskultur und zur Legitimation von Herrschaftsverhältnissen herangezogen. Über die Beschäftigung mit der Instrumentalisierung der Epoche zur Zeit des Nationalsozialismus und der DDR, aber auch in den vergangenen Jahren unter Bezugnahme auf den Mythos Karls des Großen als „Vater Europas“ können Schülerinnen und Schüler zu Erkenntnissen über den Konstruktcharakter von Geschichte, ihrer Bedeutung als Legitimationsinstrument und als identitätsstiftendes Element gelangen.

Schoolchildren's view of history about the Middle Ages is largely shaped by the omnipresent popular culture. It mostly serves as a negative example that seems to confirm the idea of ​​the own present as being superior and civilized. This idea can be broken up in history classes at school and figure as an example for other fields of history in order to overcome hasty historical judgments about supposedly uncivilized or backward earlier societies. Based on the study of the extremely dynamic times of the Middle Ages, it can be conveyed in history classes that current structures have evolved over time. Following Fernand Braudel’s concept of the "longue durée", both social and economic developments can be considered. In research, past and present, the period of the Middle Ages has repeatedly been used to constitute a common culture of remembrance and to legitimize conditions of power. By dealing with the instrumentalization of the era during the time of National Socialism and the GDR, but also in recent years with reference to the myth of Charlemagne as "Father of Europe", schoolchildren can learn about the constructive nature of history, its meaning as an instrument of legitimization and as an element of identity.

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