1q und 12p als prognostische Marker kindlicher Keimzelltumoren

Kindliche Keimzelltumoren sind eine heterogene Gruppe von Tumoren, die sich hinsichtlich ihrer Biologie stark voneinander unterscheiden und deren klinisches Verhalten häufig schwer vorauszusagen ist. Bei adulten Keimzelltumoren ist der Zugewinn des kurzen Arms von Chromosom 12 (12p) ein ungünstiger prognostischer Marker. Ziel dieser Arbeit war es, dies an einer großen Gruppe pädiatrischer Keimzelltumoren zu überprüfen. Zugewinne auf dem langen Arm von Chromosom 1 (1q) sind bei verschiedenen Tumoren im Kindesalter mit einem ungünstigen Verlauf assoziiert und wurden ebenfalls in dieser Kohorte kindlicher Keimzelltumoren untersucht. Dazu wurden 180 nicht-seminomatöse Keimzelltumoren von insgesamt 177 Patienten aus dem Kindertumorregister der GPOH (Gesellschaft für Onkologie und Hämatologie) analysiert. Unter diesen waren 115 reife Teratome, 10 unreife Teratome, 24 Dottersacktumoren und 28 gemischte Keimzelltumoren (bestehend aus einem Dottersacktumor und einer teratomatösen Tumorkomponente), aus je drei verschiedenen Altersgruppen. Nach der Erstellung von Tissue-Microarrays wurden an diesen Tumoren Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierungen durchgeführt um Zugewinne von 1q und 12p zu detektieren. Die Ergebnisse wurden mit den klinischen Verlaufsdaten der Patienten aus der deutschen Keimzelltumorstudie im Kindes- und Adoleszentenalter (MAKEI) sowie den Eigenschaften der Tumoren korreliert. In 11 von 143 (7,7%) Keimzelltumoren, deren Material auswertbare Ergebnisse hervorbrachte, wurden Zugewinne von 1q detektiert. 29 von 157 (18,5%) auswertbaren Keimzelltumoren wiesen 12p Zugewinne auf. Patienten unter 6 Jahren zeigten häufiger einen 1q Zugewinn als ältere Patienten. 12p Zugewinne fanden sich am häufigsten bei Patienten im Alter von 11-17 Jahren. Tumoren in gonadalen Lokalisationen wiesen sowohl häufiger einen 1q als auch einen 12p Zugewinn auf, verglichen mit extragonadal lokalisierten Keimzelltumoren. Die Zugewinne von 1q und 12p waren insgesamt seltener in reifen Teratomen nachweisbar als in den anderen histologischen Keimzelltumorphänotypen. Im Verlauf der Erkrankung trat bei 20 von 155 (12,9%) Patienten ein malignes Ereignis (Rezidiv oder metachrone Erkrankung) auf. Weder Patienten mit 1q Zugewinn noch Patienten mit 12p Zugewinn zeigten ein häufigeres Auftreten solcher Ereignisse, verglichen mit Patienten ohne Zugewinne. Jedoch unterschied sich die Wahrscheinlichkeit für maligne Ereignisse je nach histologischem Subtyp des Keimzelltumors. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich Zugewinne von Chromosom 1q und 12p eher nicht als prognostische Marker eignen, um die Aggressivität von Keimzelltumoren im Kindesalter zu bewerten. Möglicherweise können sie jedoch als Biomarker für das Vorhandensein einer malignen Tumorkomponente in gemischten Keimzelltumoren oder als Hilfestellung zur Detektion eines unreifen Teratoms, Dottersacktumors oder gemischten Keimzelltumors in diagnostischen Grenzfällen genutzt werden. Um dies zu klären, müssen weitere Untersuchungen erfolgen.

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