Epidemiologie und Faktoren der akzidentellen Hypothermie des schwerstverletzten Patienten Aktuelle Daten aus dem Deutschen TraumaRegister DGU®

Hintergrund: In Deutschland sind Unfälle die häufigste Todesursache in der Altersgruppe der 15 bis 40-Jährigen. Schwerstverletzte Patienten haben das Risiko eine akzidentelle Hypothermie im Rahmen der „Lethal triad“ zu entwickeln. Die akzidentelle Hypothermie ist ein fortdauernder Gegenstand der Diskussion im klinischen Verlauf einer Schwerstverletzung. Zielsetzung: Das Ziel dieser Arbeit sind die Erfassung und Beschreibung der akzidentellen Hypothermie des schwerstverletzten Patienten. Methoden: In einer retrospektiven Analyse werden dazu Patientendaten aus den Jahren 2002 bis 2012 aus dem Trauma Register der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) ausgewertet. Die Daten werden durch den Standard-Dokumentationsbogen des TraumaRegister DGU® erhoben und beinhalten präklinische und klinische Parameter. Die Patienten sind anhand der Körpertemperatur in verschiedene Gruppen eingeteilt. Es werden die schwerstverletzen Patienten mit und ohne vorliegende akzidentelle Hypothermie verglichen. Eine univariate Analyse demonstriert die Ergebnisse als Mittelwert mit Standardabweichung. Kategorische und kontinuierliche Variablen werden mittles χ² Test, beziehungsweise mittels Student t Test und mittels Varianzanalyse zweier Gruppen analysiert. Das statistische Signifikanzniveau liegt bei p <0,05. Es werden Risiken hervorgehoben, die eine akzidentelle Hypothermie der verschiedenen Schweregrade verursachen. Für diese Analyse erfolgt eine multivariate Analyse mittels schrittweiser logistischer Regression. Die gemessene Temperatur ist die abhängige Variable zur Zeit der Aufnahme im Krankenhaus, damit Risikofaktoren für eine moderate Hypothermie (33,0°C) identifiziert werden können. Die Ergebnisse sind als Odds Ratio mit 95%igem Konfidenzintervall dargestellt. Das Signifikanzniveau wird bei p<0,05 festgelegt. Ergebnisse: Insgesamt können 15.230 Fälle ausgewertet werden. Bei 5099 Patienten zeigt sich eine Körperkerntemperatur von unter 36,0°C. Stumpfe Trauma kommen häufiger vor als die penetrierenden Verletzungen. Die Mehrzahl der Patienten erleidet Auto- und Fußgängerunfälle sowie Stürze aus über 3 Metern Höhe. Bei Patienten mit niedriger Körpertemperatur zeigt sich eine verlängerte präklinische Zeit. Als signifikante Risikofaktoren eine Hypothermie ≤ 33°C zu entwickeln werden das weibliche Geschlecht, eine GCS ≤ 8, nächtliche Unfälle, die Jahreszeit Winter, ein ISS ≥ 9, Hypotension in der präklinischen Phase und im Schockraum, ein hohe präklinische Volumenersatztherapie und eine lange präklinische Zeit identifiziert. Die Volumenersatztherapie in der Gruppe ≤ 33°C liegt zwischen 1453 ± 1051 ml und in der Gruppe ≥ 36,0°C bei 1058 ± 768 ml. Im weiteren stationären Verlauf zeigt sich eine Zunahme an Komplikationen wie das Entwickeln einer Sepsis oder eines Multiorganversagens mit sinkender Körpertemperatur. Die Gesamtsterblichkeit erhöht sich mit sinkender Körpertemperatur. Schlussfolgerung: Die akzidentelle Hypothermie ist eine regelmäßig auftretende Erscheinung bei schwerstverletzten Patienten. Es können bestimmte Risikofaktoren identifiziert werden. Präklinische und stationäre Verläufe sind mit vergangenen Studien vergleichbar. Das Auftreten von Sepsis, Multiorganversagen und eine erhöhte Gesamtsterblichkeit bei unterkühlten Patienten von <33,0°C demonstriert die Schwere der Auswirkungen der Hypothermie. Nach wie vor ist die Dokumentation der Körpertemperatur im TraumaRegister DGU® eine Schwachstelle, da die Anzahl der registrierten Fälle zu gering erscheint. Ich befürworte eine striktere Dokumentation der Körpertemperatur bei Aufnahme im Schockraum.

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