Einfluss einer Propofol-induzierten Narkose auf die Hippocampus-abhängige und unabhängige Gedächtniskonsolidierung

Die vorliegende Arbeit hat den Einfluss der Narkose auf die Gedächtniskonsolidierung untersucht. Es wurde trotz der Ähnlichkeit der Narkose im EEG mit dem natürlichen Tiefschlaf und der in beiden Stadien vorkommenden langsamen Wellen keine Verbesserung der Hippocampus-abhängigen räumlichen Gedächtniskonsolidierung erwartet. Die Studie wurde an 17 gesunden Probanden durchgeführt, die eine elektive Operation in der Hals-Nasen-Ohren-Klinik des Universitätsklinikum Schleswig-Holsteins Campus Kiel erhielten. Zur Untersuchung der Hippocampus-abhängigen, räumlichen Gedächtniskonsolidierung wurde in einem Abstand von zwei bis sechs Stunden vor der geplanten Narkose eine virtuelle Version des „Morris Water Maze“ und zur Beurteilung der Hippocampus-unabhängigen, motorischen Gedächtniskonsolidierung das Spiegelzeichnen durchgeführt. Zusätzlich zur routinemäßigen Überwachung der Narkose mit Propofol wurde bei den Probanden ein EEG mittels eines mobilen EEG-Aufnahmegerätes abgeleitet sowie die Narkosetiefe anhand des Bispektralen Index gemessen. Postoperativ absolvierten die Testpersonen nach vollständigem Erwachen und einer Erholungszeit das Virtuelle Water Maze und das Spiegelzeichnen, umso den Einfluss der Narkose auf die Gedächtniskonsolidierung beurteilen zu können. Die Auswertung der Ergebnisse zeigten wie erwartet keine hippocampus-abhängige Gedächtniskonsolidierung. Größtenteils wiesen die Ergebnisse also auf eine schlechtere Gedächtniskonsolidierung während der Narkose hin, vor allem konnte kein Zusammenhang zwischen der räumlichen Gedächtniskonsolidierung und den langsamen Oszillationen nachgewiesen werden. Wie erwartet zeigte sich keine Verbesserung der Hippocampusunabhängigen, motorischen Gedächtnisleistung während der Narkose. Insgesamt lässt sich aus diesen Resultaten schließen, dass die Gedächtniskonsolidierung durch die Narkose gestört wird. Zusätzlich lassen die Resultate vermuten, dass man den physiologischen Schlaf in Hinblick auf die Gedächtniskonsolidierung nicht mit der Narkose vergleichen kann, denn die EEG-Parameter des Schlafes, die, wie in vorrangegangenen Forschungsarbeiten schon bewiesen, mit der Gedächtniskonsolidierung korrelieren, zeigen während der Narkose entweder keinen Zusammenhang mit der Gedächtniskonsolidierung oder gehen mit einer schlechteren Leistung einher.

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