Lernen im Museum : Die Rolle kognitiver Konflikte als Stimuli für Neugier, Elaboration und konzeptuelle Veränderung

Museen und Ausstellungen sind informelle Lernumgebungen, die zunehmend an Bedeutung gewinnen. Untersuchungen zum Lernen im Museum zeigen jedoch, dass die Auseinandersetzung mit den dargestellten Themen und Inhalten häufig oberflächlich stattfindet. Ergebnisse und Befunde aus der Lehr-/Lernforschung belegen, dass kognitive Konflikte eine intensive Auseinandersetzung mit einem Gegenstand auslösen und fördern können. Allerdings wurde bisher nicht untersucht, inwiefern sich dieser Ansatz auch als lernförderliches Leitprinzip für die Gestaltung von Lerngelegenheiten im Museum eignet. Ziel der Arbeit war daher die Überprüfung der Anwendbarkeit der Strategie des Lernens durch Konfliktinduzierung in einem Naturkundemuseum. Die Überprüfung erfolgte einerseits durch den Nachweis des Stufenmodells konfliktinduzierten Lernens und andererseits durch die Überprüfung des Einflusses personenbezogener Merkmale auf den Lernprozess. Das Modell beschreibt den Lernprozess als eine Abfolge von motivationalen und kognitiven Reaktionen, die zu einem Lernerfolg führen. Dabei wird der kognitive Konflikt als auslösender, stimulierender Reiz betrachtet. Die Arbeit zeigt, dass konfliktinduziertes Lernen im Museum nicht dem Prozessverlauf des Stufenmodells entspricht. Die Ergebnisse der Mediationsanalysen legen indes nahe, dass der kognitive Konflikt ein Konstruktionsprozess ist. Dieser wird durch die Wahrnehmung eines Widerspruchs, neugiermotiviertes Verhalten und die Elaboration der vorliegenden Informationen erst herbeigeführt und besteht aus zahlreichen Wechselwirkungen. Es empfiehlt sich eine Modifizierung des Stufenmodells, da der kognitive Konflikt eine zentrale und mediierende Rolle einnimmt. Dabei zeigt sich, dass personenbezogene Merkmale die Wahrnehmung eines kognitiven Konflikts, die Behaltensleistung sowie die konzeptuelle Veränderung nur in geringem Maß beeinflussen. Zahlreiche Merkmale, wie Lernmotive oder Selbstwirksamkeitserwartungen, beeinflussen dagegen die spezifisch epistemische Neugier und die Integration von neuen Informationen in bestehenden Wissensstrukturen. Moderationsanalysen zeigen darüber hinaus, dass die Lernmotive und das konzeptuelle Wissen den Konstruktionsprozess und die Zusammenhänge zwischen Elaboration, Wahrnehmung eines Widerspruchs und konzeptueller Veränderung beeinflussen. Die Ergebnisse der Arbeit sprechen somit für die Anwendbarkeit der Strategie im Museum. Die Ergebnisse zeigen auch, dass konfliktinduziertes Lernen einen Konstruktionsprozess darstellt, in dem sich neugiermotiviertes Verhalten und Elaborationsaktivitäten gegenseitig beeinflussen. Die inhaltliche Konzeptionierung von Lerngelegenheiten muss diese beiden Aspekte berücksichtigen und durch geeignete Informationen und/oder instruktionale Maßnahmen, wie zum Beispiel Aufforderungen und dem Vorwissen angepasste Rückmeldungen, zusätzlich unterstützt werden.

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