Effekt von partiellem Schlafentzug auf das IL-6-Rezeptorsystem bei Depression

Die Depression stellt eines der gravierendsten Krankheitsprobleme der westlichen Welt dar und wird in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen (Moussavi et al. 2007). Die Forschung der vergangenen Jahre ermöglichte eine zunehmende Aufklärung der Ätiopathogenese und somit auch eine Optimierung der bestehenden Therapieverfahren. Von besonderem Interesse ist dabei der partielle Schlafentzug, durch den sich bei einem Teil der Patienten innerhalb kürzester Zeiträume eine eindrucksvolle Verbesserung der Symptomatik erzielen lässt. Die vorliegende Arbeit aus dem Zentrum für Integrative Psychiatrie gGmbH des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein, Campus Kiel, untersucht anhand eines randomisierten Cross-over-Designs die bisher bekannten neuroimmunologischen Mechanismen dieser Therapieform. In diesem Rahmen erfolgte bei Patienten mit einer Major Depression (n = 23) die Bestimmung der IL-6-System-Parameter mittels quantitativem Immunoassay. Die Beurteilung eines Therapieerfolgs durch partiellen Schlafentzug wurde durch psychopathometrische Testverfahren (MADRS, HAMD, BDI) operationalisiert und die Patienten in Responder bzw. Non-Responder eingeteilt. Die Auswertung der erhobenen Daten konnte einen Einfluss von partiellem Schlafentzug auf das IL-6-System bei depressiven Patienten zeigen. In der Respondergruppe ließ sich nach Schlafentzug eine signifikant verminderte IL-6-sR-Konzentration (p = 0,04) sowie eine signifikante Zunahme der sgp130-Konzentration (p = 0,0004) feststellen. Zudem zeichneten sich die Responder durch signifikant niedrigere IL-6-Maximalwerte (p = 0,035) und ein signifikant geringeres Durchschnittsalter aus (p = 0,03). Die Ergebnisse sind damit im Einklang mit weiteren Studien, wonach das IL-6-System eine wichtige Rolle in der Pathophysiologie depressiver Störungen spielt (Maes et al. 1995). Sie bestätigen darüber hinaus den Zusammenhang des Schlafentzugs mit dem IL-6-System und dem so genannten IL-6-trans-signaling (Dimitrov et al. 2006, Vgontzas et al. 2005). Hieraus ergeben sich auch Hinweise auf die Bedeutung des IL-6-trans-signalings für die Depression und die Möglichkeit der Vorhersage eines Therapieerfolgs durch Schlafentzug. Die Identifikation eventueller Einflussfaktoren (z.B. Alter, Medikamente, Chronizität), eine Optimierung des partiellen Schlafentzugs und eine eventuelle Therapiemöglichkeit durch die Beeinflussung des IL-6-trans-signalings könnte Gegenstand zukünftiger Studien werden.

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