Behandlungsergebnisse bei Patienten mit Follikulärem Lymphom - eine retrospektive monozentrische Auswertung aus der II. Medizinischen Klinik in Kiel

Das follikuläre Lymphom gehört zu den indolenten Non-Hodgkin-Lymphomen und kann bislang in fortgeschrittenen Stadien nicht geheilt werden. Die Einführung des monoklonalen Antikörpers Rituximab in die Behandlung des follikulären Lymphoms markierte eine therapeutische Revolution, wobei kein Konsens hinsichtlich des wirksamsten Chemotherapieschemas in Kombination mit dem Antikörper besteht. Ziel der vorliegenden retrospektiven Arbeit war es, vor diesem Hintergrund die therapeutischen Entwicklungen der letzten 20 Jahre in der II. Medizinischen Klinik der Universitätsklinik Kiel zu untersuchen. Dabei sollte das deutschlandweit etablierte Therapieregime CHOP einerseits mit der intensiveren Chemotherapievariante CHOEP (CHOP + Etoposid), andererseits mit der Rituximab-Kombination R-CHOP verglichen werden. Weiterer Untersuchungsgegenstand war die autologe Blutstammzelltransplantation nach Hochdosistherapie, die eine Form der Therapieintensivierung nach erreichter Remission darstellt. Evaluationskriterien für den Vergleich der 3 Chemotherapieschemata und für die Untersuchung der autologen Stammzelltransplantation waren Therapieansprechen, progressionsfreies- und Gesamtüberleben. Grundlage der Datenerfassung war die elektronische Patientendokumentation der Knochenmarkdatenbank der II. Medizinischen Klinik. In der vorliegenden Untersuchung konnte kein signifikanter Unterschied zwischen den 3 Therapieschemata CHOP, CHOEP und R-CHOP hinsichtlich Therapieansprechen (P = 1,0), progressionsfreiem- (P = 0,09) und Gesamtüberleben (P = 0,81) ermittelt werden. Der direkte Vergleich des Therapieschemas R-CHOP mit dem CHOP-Schema zeigte jedoch in Übereinstimmung mit Studien einen signifikanten Unterschied im progressionsfreien Überleben zugunsten der Immunchemotherapie (P = 0,02); entgegen Literaturdaten konnte kein Überlebensvorteil nach R-CHOP-Therapie ermittelt werden (P = 0,66), wobei die kleinen Gruppengrößen (CHOP: n = 76; R-CHOP: n = 46) und der Einsatz fortschrittlicher Konsolidierungs- und Rezidivtherapien zu berücksichtigen sind. Durch Hinzunahme von Etoposid zum CHOP-Regime ließ sich bei vergleichbarer Toxizität kein Vorteil gegenüber den beiden anderen Therapieschemata erzielen. Der Vergleich der autologen Stammzelltransplantation in erster Remission mit konventioneller Therapie ohne myeloablative Behandlung zeigte hoch-signifikante Vorteile im progressionsfreien- (P < 0,0001) und Gesamtüberleben (P < 0,0001) zugunsten der Transplantationsgruppe. Mehrere randomisierte Studien ermittelten ähnliche Ergebnisse hinsichtlich des progressionsfreien Überlebens, aber keine Studie konnte bislang entsprechende Unterschiede im Gesamtüberleben zeigen; in der vorliegenden Untersuchung könnte der deutliche Überlebensvorteil mit der Auswahl besonders geeigneter Patienten für die Stammzelltransplantation zusammenhängen. Die lange mediane Überlebenszeit des untersuchten Gesamtpatientenkollektivs von 17,6 Jahren ist wohl in erster Linie auf die Erfolge der autologen Stammzelltransplantation in Verbindung mit wirksamer supportiver Therapie zurückzuführen. Diese retrospektive Untersuchung des Patientenguts der II. Medizinischen Klinik konnte die Überlegenheit der Immunchemotherapie gegenüber alleiniger Chemotherapie in der klinischen Praxis bestätigen und damit die Bedeutung der Rituximab-Therapie außerhalb von Studienprotokollen zeigen. Die Untersuchungsergebnisse des intensiven CHOEP-Therapieschemas legen nahe, dass aggressive Chemotherapieschemata möglicherweise keinen weiteren therapeutischen Vorteil in der Behandlung des follikulären Lymphoms erbringen. Die überragenden Ergebnisse der autologen Stammzelltransplantation in erster Remission schließlich zeigen, dass diese Therapieform für ausgewählte Patienten zu einem langen progressionsfreien- und Gesamtüberleben führen kann.

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