Die Relevanz der Enkodierungsphase für die schlafgebundene Konversion implizit erworbener Fertigkeiten in explizites Wissen

Nachdem die Wissenschaft lange Zeit davon ausgegangen war, dass der Schlaf einem inaktiven Zustand des Gehirns entspricht, weiß man heute, dass das Gehirn den schlafgebundenen Zustand der Deprivation von externen Reizen nutzt, um sich in äußerst aktiven Prozessen derart zu reorganisieren, dass es im Wachzustand optimal funktionieren kann. Diese plastische Reorganisation betrifft vor allem das Gedächtnis, für dessen Subsysteme seit einigen Jahren Befunde über den förderlichen Effekt des Schlafs vorliegen. Es ist bekannt, dass der Schlaf eine wesentliche Rolle für die Transformation impliziter motorischer Fertigkeiten in explizites Wissen übernimmt (Fischer et al., 2006; Poldrack et al., 2001; Wagner et al., 2004). Die genauen Mechanismen dieser Transformation sind jedoch noch unvollständig verstanden. In der vorliegenden Arbeit wurde mittels funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT) die Rolle der Enkodierungsphase auf diese implizit-explizit Konversion untersucht. Hierzu absolvierten 22 junge (22-29J.), gesunde RechtshänderInnen sowohl vor als auch nach dem Schlaf im MRT eine motorische Lernaufgabe, den „Serial Reaction Time Task“ (SRTT). Zudem wurde der Schlaf mittels Polysomnographie aufgezeichnet. Es zeigte sich (1) bereits in der Enkodierungssituation eine signifikant stärkere Aktivierung in der linken supplementär motorischen Area (SMA) unter den ProbandInnen, die nachfolgend explizites Wissen generierten („Konvertierer“) im Vergleich zu den ProbandInnen, die auf implizitem Wissensniveau verblieben („Nicht-Konvertierer“), (2) in der Experimentalnacht ein signifikant stärkerer Anstieg der Delta-Aktivität im Tiefschlaf der „Konvertierer“ als der „Nicht-Konvertierer“ sowie (3), dass erst eine Re-Exposition mit den gelernten Inhalten in der vorliegenden Untersuchung dazu geführt zu haben scheint, dass die erworbenen impliziten Fertigkeiten auf Grundlage der in der Enkodierungsphase angelegten Prädisposition (linke SMA) sowie der vermutlich stattgefundenen schlaf-gebundenen Konsolidierung in explizites Wissen umgewandelt wurden.

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