Inzidenz einer klinischen und serologischen Lupus-like Disease unter TNF-alpha-Inhibitor-Therapie

Weltweit wurden bisher etwa 4 000 000 TNFα-Inhibitor-Therapien verschrieben. In über 1500 Fällen wurde von einer sog. lupus-like disease unter dieser Therapie berichtet. Mehrere Fallstudien fassten diese Ereignisse zwar zusammen, aber eine genaue Inzidenz dieses Phänomens hatte bisher nicht eindeutig festgestellt werden können. Daher untersuchten wir 223 Patienten unserer Klinik, die wegen chronisch-entzündlicher Erkrankungen mit TNFα-Inhibitoren behandelt wurden, auf das Auftreten einer Lupus-like disease. Wir analysierten prospektiv über zwei Jahre die Entwicklung klinischer Symptome und Messwerte aus Serumblutproben auf dsDNA-Antikörper und ANAs und konnten im Verlauf der Studie einen deutlichen Anstieg aufzeigen. Der Messwert für dsDNS-Antikörper, der zu Studienbeginn bei allen Patienten negativ war, zeigte nach zwei Jahren ein Überschreiten der Grenze von 20 U/ml bei 16 von 49 Patienten, also bei 32,7% der bis zu diesem Zeitpunkt analysierten Proben (p=0,0002). Die Mittelwerte stiegen von 5,6 auf 18,5 U/ml nach 104 Wochen (p < 0,0001). Die ANA-Titer stiegen ebenfalls im Median von 1:80 auf 1:320. Ein ANA-Nachweis gelang bei 9,8% der Kohorte zu Studienbeginn und bei 37,5% zum Ende der Beobachtungen (p=0,001). In fünf Fällen (2,2%) wurde der primäre Endpunkt der Studie erreicht. Es entwickelte sich eine klinische lupus-like disease mit ausgeprägten klinischen Beschwerden in Form von Arthritiden der Hände. Diese befielen ausschließlich Patientinnen mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen unter Infliximab oder Adalimumab. Unter der Therapie mit beiden genannten Präparaten entwickelten sich auch die rein serologischen Auffälligkeiten am häufigsten (Infliximab 46,1%; Adalimumab 15,6%). Die Daten zeigen das hohe Potential der Therapie mit TNFα-Inhibitoren, eine systematische Induktion von sowohl serologischen als auch klinischen Autoimmunphänomenen auszulösen. Die von uns ermittelte Inzidenz von 2,2% ist darüber hinaus höher, als die Anzahl publizierter Fälle in Zusammenschau mit der Anzahl der weltweiten Verordnungen dieser Medikamente erwarten ließ.

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