Untersuchungen der Effizienz von Systemen zur Thrombektomie an Modellen für den akuten ischämischen Schlaganfall

Vor dem Hintergrund der steigenden endovaskulären Interventionszahlen in der Behandlung des akuten ischämischen Schlaganfalls wurden in-vitro Experimente durchgeführt, um zu beurteilen, wie effektiv sechs häufig verwendete kommerzielle Stentretriever Thromben aus zwei anatomisch unterschiedlichen Modellen der intrakraniellen Zirkulation entfernen, die bisher noch nicht gegeneinander getestet worden sind. Außerdem wurden zwei Prototypen am Lehrstuhl für Anorganische Funktionsmaterialien der Universität Kiel entwickelt und in dem für die vorliegende Arbeit erstellten Modell getestet, um die Therapie mit Stentretrievern möglicherweise zu verbessern. Die Effektivität dieser Rekanalisierungssysteme muss aufgrund der geringen Ischämietoleranz des Gehirns getestet werden, um eine schnellstmögliche Rekanalisation des verschlossenen Gefäßes durch Wahl des idealen Systems zu gewährleisten. Da das klinische Ergebnis direkt mit Rekanalisationsrate, Zeitfenster zwischen Sypmtombeginn und Revaskularisierung sowie Rate an symptomatischen intrakraniellen Blutungen korreliert, ist eine schnelle und effektive Rekanalisation mit einer niedrigen Komplikationsrate der Schlüssel zur erfolgreichen Therapie des akuten ischämischen Schlaganfalls. An zwei anatomisch verschiedenen pulsatilen Flussmodellen wurden folgende kommerzielle Stentretriever getestet: AperioTM, Revive SETM, Solitaire FRTM, TrevoTM, Penumbra Separator 3DTM und pRESET PRE-4-20TM. Ein akuter Verschluss des M1 Astes der ACM wurde simuliert. Die verwendeten Thromben wurden mit Hilfe des Chandler Loops aus Humanblut hergestellt. Die Rekanalisationsrate sowie die Thrombusfragmentierung und die aufzuwendende Zugkraft wurden dokumentiert. Mit jedem Stentretriever wurden an beiden anatomischen Modellen 6 Thromben mit maximal 3 Retraktionsversuchen entfernt. Mit allen Stentretrievern konnten die Zielgefäße in mindestens 75% der Fälle beim 1. Retraktionsversuch rekanalisiert werden. Die beiden Stentretriever pRESETTM und AperioTM erzielten in beiden Anatomien einen Rekanalisationserfolg von 100%. Bei gerader Anatomie werden mit TrevoTM, pRESETTM, AperioTM höchste Rekanalisationsraten erreicht, bei gebogener Anatomie mit PenumbraTM, pRESETTM und AperioTM. Die größten Unterschiede zwischen den Stentretrievern wurden in der unterschiedlichen Zugkraft ermittelt. PRESETTM liegt mit seiner durchschnittlichen Zugkraft von 0,61 ± 0,07 Newton signifikant höher zu jedem anderen Stentretriever (p<0,001); TrevoTM und SolitaireTM erreichten kleinste Retraktionskraft von jeweils nur 0,21 Newton. Die beiden Prototypen des Lehrstuhls für Anorganische Funktionsmaterialien der Universität Kiel „Konisch1“ und „Konisch 1 mit Dots“ wurden nur an einem anatomischen Modell getestet (gebogene Anatomie), erzielten bemerkenswert gute Ergebnisse und können in ihrer Effektivität an gebogenen anatomischen Verhältnissen dem SolitaireTM und ReviveTM gleichgesetzt werden. Eine komplette Entfaltung des Stentretrievers an die Gefäßwand ist möglicherweise ausschlaggebend für hohe Rekanalisations- und geringe Fragmentationsraten. Die Rekanalisationserfolge eines spezifischen Stentretrievers können in einem möglichen Zusammenhang mit der Thrombenbeschaffenheit stehen, somit sollte es Ziel der Forschung sein, die Zusammensetzung der Thromben weiter aufzuschlüsseln. Mit der Option der mechanischen endovaskulären Therapie durch Stentretriever kann die Rekanalisationsrate im Vergleich zur leitlinienkonformen Therapie durch intravenöse systemische Thrombolysetherapie gesteigert, die Zeit bis zur erfolgreichen Rekanalisation erniedrigt und das Zeitfenster für eine Therapie ausgedehnt werden. Besonders beim akuten Verschluss von Hauptstammgefäßen, bei dem die intravenöse Thrombolysetherapie kaum noch wirksam ist, könnte die Behandlung mit Stentretrievern zur Therapie der 1. Wahl werden.

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