Untersuchungen der Scher-Abschäl-Festigkeit von kieferorthopädischen Brackets nach Kariesinfiltration - in vitro Studie an bovinen Schmelzflächen

Ziel dieser Untersuchung war die Analyse möglicher Unterschiede in der Scher-Abschäl-Haftkraft von kieferorthopädischer Brackets bei prätherapeutischer Verwendung eines Kariesinfiltranten. Des Weiteren sollte geprüft werden, ob die Anwendung eines konventionellen Haftvermittlers einen Einfluss auf die Haftkraft ausübt. Dazu wurden 360 frisch extrahierte bovine Inzisiven mit standardisierter polierter Schmelzoberfläche randomisiert auf 9 Gruppen à 40 Proben verteilt. Zum Einsatz kamen kieferorthopädische Metallbrackets (Twin Diamond für Zahn 12), der Kariesinfiltrant Icon® und das Adhäsivsystem Transbond™ XT. Nach individueller Vorbehandlung der gesunden und demineralisierten Schmelzflächen mit und ohne Transbond™ XT Primer, Icon® (eine Versuchsreihe mit anschließendem Thermocycling) oder Kombination beider Materialien, wurden die Brackets auf die Bukkalflächen geklebt. Die Prüfkörper lagerten für 24 Stunden in Aqua dest.. Anschließend wurden die Prüfkörper mit einer Einbetthilfe fixiert und in Kaltpolymerisat eingebettet. Das Debonding erfolgte parallel zur Bracketbasis in einer Universalprüfmaschine und die integrierte Software zeichnete die Kraft zum Zeitpunkt des Bracketabrisses auf. Die Adhäsivreste wurden unter mikroskopischer Vergrößerung nach dem Adhesive Remnant Index (ARI und Ari mod) unterteilt und dokumentiert, vorhandene Schmelzausrisse wurden rasterelektronenmikroskopisch verifiziert. Die signifikant höchsten Haftwerte erzielte die Versuchsgruppe, deren demineralisierte Schmelzflächen mit Icon® infiltriert wurden und vor Bracketklebung einem Thermocycling unterzogen wurden. Dazu vergleichbare Werte wurden für folgende Versuchsreihen gefunden 1:Kontrollgruppe 2:gesunde Schmelzflächen auf denen Brackets ohne Transbond™ XT Primer befestigt wurden 3:Bracketklebung mit dem Adhäsivsystem Transbond™ XT auf demineralisierten Schmelzflächen 4:demineralisierte Schmelzflächen, die mit Icon infiltriert wurden und anschließende Bracketklebung mit dem Adhäsivsystem Transbond™ XT. Signifikant geringere Haftwerte erzielten die Brackets auf den demineralisierten infiltrierten Schmelzflächen bei Verzicht von Transbond XT™ Primer und beide Versuchsreihen, deren Infiltrationsfläche um 50 % reduziert wurde. Auf den mit Icon® behandelten Schmelzflächen verblieb im Mittel mehr Restadhäsiv, bei gleichzeitiger Schmelzdefektabnahme. Klinisch akzeptable Haftwerte konnten für alle, bis auf die Versuchsreihe, die aufgrund nicht messbarer Haftkräfte vorzeitig eingestellt wurde, angewandten Materialkombinationen erzielt werden. Trotzdem zeigt der Verzicht eines konventionellen Haftvermittlers auf infiltrierten Schmelzoberflächen und die Reduktion der Infiltrationsflächen eine Minderung der Haftkraft. Die Applikation kieferorthopädischer Brackets auf emineralisierten Zahnschmelz führte zu multiplen Schmelzdefekten und sollte vermieden werden. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die prätherapeutische Kariesinfiltration Einfluss auf die Höhe der in vitro ermittelten Haftwerte ausüben kann und die Anwendung eines Haftvermittlers die Haftwerte erhöht. Aufgrund der Ergebnisse dieser in vitro Studie erscheint die klinische Evaluation der getesteten minimalinvasiven Kariesinfiltration vor der adhäsiven Bracketapplikation gerechtfertigt.

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