Über den Einfluss verschiedener Adstringenzien auf das Abbindeverhalten von dentalen Abformmaterialien

Eine qualitativ mangelhafte Abformung der Präparation stellt – besonders im Bereich der Präparationsgrenze – ein signifikantes Problem bei der Herstellung von Zahnersatz dar. Mängel der Abformung im Bereich der Präparationsgrenze können u.a. durch chemische Inkompatibilitäten zwischen den verwendeten Adstringenzien und Abformmaterialien bedingt sein. Zur systematischen, reproduzierbaren in-vitro Untersuchung dieser möglichen Inkompatibilitäten liegt jedoch bisher kein geeignetes Versuchsdesign vor, bisherige Untersuchungen kamen zu widersprüchlichen Aussagen und waren größtenteils auf qualitative Aussagen beschränkt. Ziel dieser Studie war die Entwicklung eines Versuchsaufbaus, mit dem eine an der Grenzfläche von dentalen Abformmaterialen zu Retraktionsmitteln vorhandene oder nicht vorhandene Polymerisationsstörung quantitativ messbar ist und die nachfolgende Untersuchung der klinisch angewendeten Materialen im entwickelten Versuchsaufbau. Im entwickelten Versuchsaufbau wurden Retraktionsfäden (Racestyptine braided cord®) in der Mitte eines Acrylzylinders von 15 mm Höhe positioniert und der Zylinder mit einem leichtfließenden, elastomeren Abformmaterial befüllt. Nach 10 Minuten Abbindezeit wurde der Prüfkörper in eine Materialprüfmaschine (Zwick 1435, Zwick/Roell, Deutschland) eingespannt und der Retraktionsfaden in einem Zugversuch mit 5 mm/min aus dem Abformmaterial herausgezogen. Die Zugkraft, bei der sich der Faden aus dem Abformmaterial löste, wurde als Messwert definiert. Im entwickelten Versuchsaufbau wurden die Retraktionsfäden mit einer definierten Menge von 8μl eines Adstringenz (Aluminiumchlorid – Racestyptine®, Aluminiumsulfat – Orbat sensitive®, Eisen(III)sulfat – Astringedent®, Epinephrin – Surgident Solution®) getränkt, als Kontrollgruppen dienten mit aqua dest. getränkte und ungetränkte Fäden. Die fünf bedeutendsten Materialklassen von elastomeren Abformmaterialien (Polyether – Permadyne Garant L Duosoft® und P2 Polyether®, Polyvinylsiloxan – Aquasil XLV®, Vinylsiloxanether – Identium light®, Polysiloxan – Xantopren Comfort Light Hydro Control®) wurden mit in die Studie einbezogen, für jede Kombination von Retraktionsfäden und Abformmaterial wurden 7 Proben hergestellt und untersucht, so dass in den Hauptversuchen insgesamt 210 Messungen durchgeführt wurden. Die statistische 46 Auswertung erfolgte mittels einfaktorieller ANOVA und anschließendem post-hoc Scheffé Test, jeweils für die fünf verschiedenen Abformmaterialien. Die Ergebnisse zeigten eine gute Differenzierbarkeit und Reproduzierbarkeit in Bezug auf die Zielsetzung für den neu entwickelten Versuchsaufbau. Als Bezugswert für eine mögliche Inkompatibilität wurde für jedes untersuchte Abformmaterial der Messwert bei dem mit aqua dest. getränkten Faden genommen und als 100 % gesetzt. Der Vergleich zum ungetränkten Faden diente zu einer Abschätzung der Hydrophilie und der mechanischen Eigenschaften des jeweiligen Abformmaterials. Bei den untersuchten Materialien zeigte der Polyether A als einziges der untersuchten Materialien einen signifikanten Abfall bei allen Adstringenzien auf 64 % bei Epinephrin und 11-13 % bei den Metallsalzen. Bei allen anderen untersuchten Materialien kam es im Vergleich zum mit aqua dest. getränkten Faden zu keinem signifikanten Abfall, in einigen Fällen sogar zu einem signifikanten Anstieg. Der Vergleich zum ungetränkten Faden erlaubte eine bessere klinische Einordnung der eigentlichen Messwerte. So wurde beim Polyether B im Vergleich zu den anderen Materialien bereits ein extremer Abfall des mit aqua dest. getränkten Fadens im Vergleich zum ungetränkten Faden gemessen, so dass hier der absolute Messwert bei der Kontrollgruppe aqua dest. mit 5,2 N nur unwesentlich über den ungünstigen Messwerten des Polyethers A bei Anwendung der Metallsalze (2,8-3,3 N) lag. Insgesamt war es mit dem neu entwickelten Versuchsaufbau möglich, eine mögliche Inhibition der Polymerisation von elastomeren Abformmaterialien durch Adstringenzien quantitativ und mit guter Reproduzierbarkeit zu prüfen. Die Einbeziehung eines ungetränkten Fadens als zweite Kontrollgruppe hat sich für die weiterführende Analyse der Messergebnisse bewährt. Die ermittelten Ergebnisse liefern wichtige Informationen bei der Analyse von Abformfehlern im maßgeblichen Bereich der Präparationsgrenze, da auch zu zwei Materialklassen (Polyether B und Vinylpolysiloxanether) bisher keine diesbezüglichen Daten vorlagen. Eine Übertragbarkeit der Ergebnisse zwischen den Produkten verschiedener Hersteller innerhalb einer Materialklasse von Abformmaterialien ist nur bedingt gegeben, da jeweils unterschiedliche Zusätze zur Beeinflussung und Modifikation der Eigenschaften, wie z.B. Hydrophilie, zugesetzt werden. Hierzu sind weitere vergleichende Untersuchungen notwendig, ebenso besteht weiterer Forschungsbedarf zum besseren Verständnis des Einflusses des pH-Wertes auf den Abbindemechanismus der Materialien.

Vorschau

Rechte

Nutzung und Vervielfältigung:

Keine Lizenz. Es gelten die Bestimmungen des deutschen Urheberrechts (UrhG).

Bitte beachten Sie, dass einzelne Bestandteile der Publikation anderweitigen Lizenz- bzw. urheberrechtlichen Bedingungen unterliegen können.

Zitieren

Zitierform:
Zitierform konnte nicht geladen werden.